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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0059

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15

befindet sich ein Brunnen mit viereckigem Schacht.
Als dieser geöffnet wurde, kam die Bronzestatue
einer unbekannten von Schlangen umarmten Gott-
heit zum Vorschein. — Ein umfassender wissen-
schaftlicher Ausgrabungsbericht über die auch
baulich merkwürdige und interessante Anlage
steht noch aus. Eine vorläufige Anzeige brachte
das «Athenaeum» März 1909.

In Ostia sind umfassende Ausgrabungen im
Gange. Auch hier fehlt ein zusammenfassender
Bericht. Es sei nur erwähnt, daß die Absicht
besteht, den antiken Tiberlauf wiederherzustellen,
wobei wichtige Entdeckungen zur Topographie
der alten Hafenstadt Boms gemacht werdenkönnten.

Neapel. Umfassende Wiederherstellungsar-
beiten sind in den gotischen Kirchen S. Lorenzo
und S. Pietro a Majella im Gange. Die alten Kapi-
telle sind zum größten Teile unter der barocken
Verschalung erhalten. Die vermauerten Schild-
bögen auf der Cborseite des Umgangs von S.
Lorenzo sind leicht zu öffnen, sodaß der ursprüng-
liche Zustand, bis auf die Gewölbe, wiederher-
gestellt werden kann.

Brindisi. Bei Grabungen für einen Markt-
platz kamen Beste des römischen Forums, Säu-
len, Statuen usw., zum Vorschein.

Abruzzen. Piccirilli setzt in der Arte seine
Berichte über abruzzesische Kunstdenkmäler fort.
Die von Karl II. von Neapel gegründete Kirche
S. Francesco della Scarpa in Sulmona, die von
häufigen Erdbeben heimgesucht wurde, hat ein
prächtiges Ostportal (2. Hälfte XV. Jahrhunderts),
deren 22 Kapitelle alle von einer Hand gearbeitet
sind und an Reichtum der Erfindung und Fein-
heit der Ausführung nicht ihresgleichen haben. —
Die Kirche Santa Maria della Tumba, auf den
Trümmern eines antiken Tempels erbaut, hat
eine gotische Fassade des Trecento, das Portal
ist 1441 datiert. Der Chor ist viel später erbaut.
Im vorigen Jahrhundert wurde das Innere bar-
barisch modernisiert, wobei der Ambo zerstört
wurde. In neuerer Zeit wurde die Kirche schlecht
restauriert. — In S. Pietro Avellana am Sangro
(Prov. Isernia) sind Reste der in der ersten Hälfte
des XIII. Jahrhunderts erbauten Kirche des uralten
Klosters S. Pietro erhallen; außer Skulpturfrag-
menten der wertvolle Kirchenschatz mit Kelchen,
Kruzifixen und Beliquiarien, Werke der abruzze-
sischen Goldschmiedekunst des XIV. Jahrhunderts.

In Vicenza wurde die frühchristliche Basi-
lika S. Feiice e Fortunato neuerdings restauriert.
Die angebliche Grabkirche der Heiligen wurde
im X. Jahrhundert wiederhergestellt, der Campa-
nile 1160? Man fand einen Mosaikfußboden
(V. Jahrhundert), Kapitelle, Sarkophage M. S. W.
(Vergl. Giavolo, La necropoli cristiana di Vicenza
e la chiesa etc. — daselbst 1909.)

Otto Stiehl, Der Wohnbau des Mittel-
alters. Handbuch der Architektur II, 4. Band,
2. Heft, 2. Auflage. 396 Seiten. gr.-8° mit
459 Abbildungen und 17 Tafeln. Leipzig 1908.
Alfred Kröner. Geheftet 21 Mk. —

Von der großen, auf eine lange Reihe von
Bänden angelegten Enzyklopädie des gesamten
Bauwesens bildet das vorliegende Buch ein Ka-
pitel des zweiten Teiles, welcher die Baustile in
ihrer historischen und technischen Entwicklung
darlegt. Die in der ersten Auflage dieses Heftes
von August von Essenwein gegebene Bearbeitung
des mittelalterlichen Wohnhauses konnte von
Stiehl nur in einzelnen wenigen Partien über-
nommen werden; die seitdem nach jeder Bichtung
hin erweiterten und vertieften Forschungen machten
eine vollständige Neubearbeitung des älteren, für
seine Zeit übrigens höchst verdienstlichen Werkes
notwendig, für die in der Tat kaum jemand ge-
eigneter erscheinen mochte als Stiehl, der mit
gediegenster technischer und kunsthistorischer
Schulung eine umfassende Denkmälerkenntnis
verbindet.

Zum Ausgangspunkt seiner Betrachtung macht
der Verfasser den Grundriß, die Anlage der
Gebäude. Den Einfluß der antiken Überlieferung
auf die Ausgestaltung des Wohnwesens der nor-
dischen Völker schätzt Stiehl nur ganz gering ein
und leitet die mittelalterliche Wohnweise vielmehr
fast völlig aus autochthonen Quellen her. Nicht
antike Einflüsse, sondern das Bauwesen der
Klöster ist während der Frühzeit der ersten
nachchristlichen Jahrhunderte die eigentliche
Triebfeder in der Entwicklung der privaten Bau-
kunst der Germanen. Dem Wohnbau der
 
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