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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphi, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0127

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nur sehr wenig gelitten hatten, als das Ereignis eintrat,
das den Ruin des Thesauros verursachte».1

Die Stücke bestehen aus fünf größeren Platten:
1 Kalydonischer Eber,

II Raub der Europa,

III der Widder mit dem goldenen Vließ,

IV die Dioskuren und Idas,

V die Argo nebst Dioskuren und Kitharöden
(Orpheus);
sodann zwei größeren Fragmenten:

VI Schiffsrumpf, ähnlich der Argo,

VII Hinterkörper eines katzenartigen Tieres;
endlich 1/2 Dutzend kleinere Fragmente. Die fünf ersten
sind abgebildet Bull. 20, pl. X und XI und p. 660 und
befinden sich jetzt im delphischen Museum im Tempel-
saal. Die genauere Aufzählung mit den Inventarauszügen
wird dem dritten Teil eingefügt (Abschnitt 8).

Während die französischen Gelehrten die Platten
als Metopen bezeichnen, schienen sie Furtwängler viel-
mehr von einem Friese herzurühren. Indessen auch
Wolters glaubt, «daß sie wie Metopen angebracht ge-
wesen sein müssen, da sich bei den beiden ersten (oben
Nr. IV und V) am Rande rechts deutlich der Falz sehen
läßt2, mit dem sie eingeschoben waren, obwohl ihre läng-
liche Form zu Metopen nicht recht stimme» (Bädeker,
Griechenland4, p. 152). Ich füge hinzu, daß die deutliche
Gliederung in abgeschlossene Einzeldarstellungen einem
fortlaufenden Friese wenig günstig ist3, und so werden
wir sie in der Tat für sehr merkwürdige, in ihren Aus-
maßen (Breite) durchaus abweichende Metopen erklären
müssen, obwohl deren Gestalt sonst annähernd quadra-
tisch zu sein pflegt

An welchem Bau haben nun diese wertvollsten
Stücke der ganzen Sikyonreste als Metopen gestanden?
Für den jüngeren Thesauros waren sie zu alt, sie waren
ja auch vor dessen Erbauung zwischen seinen Fundament-

1 Derselben Ansicht schließt sich Perdrizet an (Bull. 21, 182,
?,), der besonders die vorzügliche Erhaltung der Dioskuren- und der
Eberplatte hervorhebt («die Arbeit ist so frisch, als ob das Kunst-
werk neu wäre, die Epidermis hat fast gar nicht gelitten»).

2 Auf Platte V (Argo) ist der Falz in der Abbildung deutlich,
auf IV (Dioskuren) scheint dagegen nur eine partielle Bestofdung,
kein Falz vorhanden.

3 Homolle suchte aus der Metopengestalt die Unabhängigkeit der Einzeldarstellungen von einander zu
erweisen (Bull. 20, 6(i4); mir scheint besser umgekehrt aus letzterer, die zweifellos vorhanden ist, die erstere
hervorzugehen.

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. III. lä
 
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