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Zeitschrift für Geschichte und Auslegung der alten Kunst — 1.1818

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Welcker, Friedrich Gottlieb: [Fortsetzung von] Georg Zoegas Bemerkungen über einen großen Theil der in Viscontis Museo Pioclementino herausgegebenen Marmorwerke, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8943#0438

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Zoegas Bemerkungen

Nacken hängend und beygezogen um den Hinte?-
kopf, als ob sie ein Band gewohnt wären. Dieser
Heros sireckr die jetzt verlorne Rechte vor sich aus,
vermuthlich um den Obolos dem Charon zu reichen,
der ihm gegenüber in seiner Barke sieht und die
Rechte aussireckt, wie um das Stück Geld abzuneh-
men. Er hat die Tüntca banausa an, die nehmlich
aufgeschürzt ist und die linke Schulter blos läßt.
Sein Charakter ist der eines kräftigen Alten. Sein
Gesicht, Bart und Haar würden sich für einen Zeus
in häßlicher Cartcarur schicken. Der Jüngling zwi-
schen diesen beyden scheint den Heros zu führen und,
indem er nach der linken Sette geht und rechts
nach ihm schräg blickt, Mißvergnügen auszudrücken.
Sein rechter Arm geht hinter den Schultern des He-
ros her, der linke ist hinab gerichtet, vor dem rech-
ten Arm des Charon, und die Hand ist verloren ").

Tan-

") Zch nehme mit Visconti an, baß dieß wieder Mercur
ist, der den Prorestlaos zurückführt, so wie ich auch den
für Protestlaos halre, welchen auf der andern Seite
Mercur nach dem Hause zuführt, und der gleich darauf
. vor dem Hause wieder erscheint, und zwar vor seinem
Hau-, nicht vor dem des Hades. Nur genügt es nicht,
mit Visconti zu sagen, er werde von Mercur zur ge-
wünschten Unterredung geführt; sondern seine Geberde
drückt ein Erstaunen und eine Freude aus, die ihn fast
zurückbeben lassen. Daher muß man den Anblick der
geliebten Gattin in einer früheren Scene, oder die
sehnsüchtige Erwartung derselben bey dem Anblick des
Hauses voraussetzen. Zoega Meint nicht gewiß gewesen
zu seyn, ob die scharfsinnige Erklärung Wtnckelmanns,
Mon. inest. T. 123, die wahre sey, indem er keine Fi-
gur. bey Namen nennt und nur im Allgemeinen be-
merkt, Winckelmann habe die Hauptseite dieses Sarko-
phags für die Geschichte von Prokestiaoö und Laodamta

erklärt.
 
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