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Zeitschrift für Geschichte und Auslegung der alten Kunst — 1.1818

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Welcker, Friedrich Gottlieb: [Fortsetzung von] Georg Zoegas Bemerkungen über einen großen Theil der in Viscontis Museo Pioclementino herausgegebenen Marmorwerke, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8943#0463

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über Viscontis Mus. Proclement. 455

des Platon erinnert, welcher, wie der Philosoph sagt,
die Seelen der Verstorbenen nicht durch die Fesseln der
Ananke bey sich zurückhält, sondern durch den Zau-
ber seiner weisen und einschmeichelnden Reden. Seine
Gesichtszüge sind im Grunde dieselben als die des
Zeus, aber mehr gemildert und mehr nach dem Ge-
vierte strebend. Auf dem Augapfel sind die Linse
und der Ring durch Furchen angezeigt, die vielleicht
mit einem andern Stoff bekleidet waren. Die Haare
sind sehr kraus und ausgeführt, wie man sie unter
den Antoninen %i\ machen pflegte. Sie hängen über
die Stirne herab und um die Schläfe und führen,
indem sie das Gesicht beschatten, zu dem Gedanken
des verborgnen und in Dunkel gehüllten Gottes.
Sein walzenförmiges Diadem war mit sieben Strah-
len geschmückt, vermuthlich von Erz, und auf dem
Scheitel ruht ein nicht sehr großer Modius. Der
Modius, welcher von den in alten Zeiten bey den
morgenländischen Völkern üblichen hohen Mützen ab-
zustammen scheint, ist das ständige Abzeichen des
Alexandrinischen Gottes, in welchem die Alten, in-
dem sie ihn bald mit dieser, bald mit einer andern dev
Griechischen Gottheiten verglichen, hauptsächlich die
Heyden Bedeutungen des Sonnengotts und des Plu-
ton, oder des Gebieters der Lebenden und des der
Todten zu vereinigen suchten, wiewohl der alte Sera-
pis Aegyptens nichts anders war als Osiris, be-
trachtet als König der Unterwelt und Vater der
Schatten. Auch die um den Hals enge Tunica spielt
einigermaßen auf das verborgne Daseyu dieses Got-
tes an, und diese Art Tracht ist vielleicht durch die
Leichenbinden der Aegypter entstanden.
 
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