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Zeitschrift für Geschichte und Auslegung der alten Kunst — 1.1818

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Welcker, Friedrich Gottlieb: Ueber den homerischen Schild des Achilles und den hesiodischen des Herakles
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https://doi.org/10.11588/diglit.8943#0562

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g54 Ueber d. Homerischen Schild d. Achilles

nicht überzeugt haben, daß das dichterisch beschrie-
bene Bildwerk ganz wie ein wirkliches betrachtet wer-
den kann, und daß der Dichter sich hier nicht anders
wie ein wohlerfahrner, sein abwägender bildender
Künstler zeigt. Das aber ist einleuchtend, daß je
größer die Unzahl von Figuren ist, welche auf einem
kreisrunden Raum angebracht werden sollen, umso
geringer ihre Höhe im Verhältniß zu hen Radien
seyn darf, daß also an dem Homerischen Schild die
Menge von Figuren, ohne Absätze in Reifen, da er all-
warts damit bedeckt war, (V. 479), wie ein Wald
von Rohrstengeln sich herumziehen würden; und eben
so einleuchtend ist, daß, da der Schild doch nicht wie
eine Zielscheibe, sondern nnehr oder weniger im Gan-
zen gewölbt vorzustellen ist, —(wie namentlich auch
der Schild der Athene von Phidias, worauf die Ama-
zonenschlacht, intueaeicente ambitu parmae^
PI in. XXXVI, 4, 4, und wie an den Figuren von
Aegina die Schilde hochgewölbt sind) — hierdurch
nicht blos eine Schwierigkeit der Ausführung, son-
dern ein neuer Mißstand für die Figuren angebracht
nach jener Meynung, erwachsen wäre. Es versteht
sich von selbst, daß erdichtet oder nach der Wirklich-
keit beschrieben, für die gute Schilderung insofern
keinen Unterschied macht. Wie wir in den Kunstschil-
derungen späterer Dichter unzähligemal Charakter
und Inhalt der wirklichen Kunstwerke durchblicken,
auch kn ihrer Bestimmung und äußerlichen Ordnung
den herrschenden Gebrauch beobachtet sehen, und nur
seltner oder bey schlechteren Dichtern etwas ganz un-
künstlerisches antrejfen, so ist gewiß von keinem unter al-
len mehr als von dem alten Ionischen Sänger anzuneh-
men, daß er als ein Bildwerk im Geiste klar anschaute,
 
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