SETZSCHILDE DER STADT ZWICKAU
AUS DER WERKSTA TT EINES SCHILDMACHERS VON KOMO TAU 1441^
VON ALFONS DIENER VON SCHÖNBERGt
Unter den erhaltenen, Setztartschen oder Pavesen
genannten Setzschilden des 15. Jahrhunderts haben
wir in unserer Zeitschrift bisher zwei besondere
Gruppen nach ihrer Herkunft kennengelernt: Die
Tartschen der Stadt Enns, behandelt von Stock-
Kammer (ZHW. 7, 130, 2o8)und die Klausener
Tartschen, von denen sich eine große Zahl auf der
Wartburg befindet und die Graf Oswald Trapp
(ZHWK. N. F. 3, 156) für Klausen in Tirol in An-
spruch nimmt.
Beide Gruppen haben ihre charakteristischen
Merkmale. Bei der ersten steht in einer Umrahmung
von verschlungenem Bandwerk auf besterntem Grun-
de die große Figur eines Heiligen als Drachentöter.
Oben auf der Verkragung des Mittelgrates das
Wappen der Stadt Enns.
Die Klausener Tartschen sind gekennzeichnet
durch ein schräg gesetztes weiß-rotes Band und zwei
Wappen: Rotes Kreuz in Weiß (St. Jörgenschild)
und ein gelber Stern in Blau. Im übrigen sind sie
ohne jedes ornamentale Beiwerk.
Als Gruppen kennzeichnen sich ferner die weithin
zerstreuten Tartschen von Deggendorf, Winter-
thur und Schongau.
Wir kennen also je eine Gruppe aus Niederöster-
reich, Tirol, der Schweiz und zwei aus Bayern.
Eine weitere Gruppe von nicht weniger als 14
Schilden können wir nunmehr danebenstellen, die
aus Nordböhmen stammt und das Wappen der
Stadt Zwickau führt.
Mit vier bemerkenswerten Schilden, die sich heute
noch an Ort und Stelle im Museum zu Zwickau
befinden, beginnen wir zunächst ihre Beschreibung:
I.Große Pavese (Nr.Aii des Zwickauer Museums-
Verzeichnisses), (Abb. 1): Größe 91,9 X 45,5 cm,
rechteckige Form, oben abgerundet mit breitem,
kantigem Mittelgrat, der sich nach oben verjüngt
und in einer vorspringenden Nase ausläuft, leicht
gewölbt. Im Mittelstück durch Löcher von Stich-
waffen stark beschädigt.
Vorderseite: In einer 8 cm breiten mit Inschrift
versehenen Umrahmung steht als Mittelstück auf
rotbraunem Grunde, umgeben von vorwiegend in
Schwarz und Gold gemaltem Rankenwerk mit klee-
blattähnlichen Blättern die große Figur des Hei-
ligen Georg, den Drachen tötend. Der Harnisch
zeigt keine Besonderheiten, erwähnenswert ist aber
sein schöner Eisenhut. Über der Gestalt St. Georgs
auf dem Mittelgrat be findet sich in einem Rundbogen-
schild das Zwickauer Stadtwappen in der Größe
11 X 8 cm, drei silberne Schwäne auf rotem Grunde.
Rechts (heraldisch) hiervon in kleinerem Maßstab
die Figur einer gekrönten Jungfrau in knieender
und betender Haltung (die von St. Georg befreite
Königstochter Aga), — links eine Burg.
Besonders interessant ist die beiderseits von einem
Linienpaar eingefaßte Umschrift in etwa 3 cm hohen
gotischen Minuskeln mit rautenförmigen, von Punk-
ten begleiteten Trennungszeichen zwischen den ein-
zelnen Worten. Oberlehrer Kurt Vogel in Zwickau,
J Über das gleiche Thema hielt der Verstorbene, am
25. Oktober 1935 auf der 121. Sitzung der Ortsgruppe Berlin
einen Vortrag (ZHWK. 1 N. F. 5134). Die geplante Ver-
öffentlichung nach Abschluß der nocli nicht beendeten For-
schungen wurde durch den jähen Tod zunichte gemacht.
Dank der weitgehenden Unterstützung durch unser Vereins-
mitglied, Fräulein Sophie-Christine von der Decken,
der Sekretärin des Verstorbenen, sind wir in der glücklichen
Lage, das Andenken unseres unvergeßlichen 1. Vorsitzenden
durch Veröffentlichung dieser zweiten wertvollen Arbeit aus
seinem Nachlaß (vgl. ZHWK. N. F. 6, 226) zu ehren.
Fräulein von der Decken hat nicht nur das Verdienst, das
hinterlassene, z. T. nur stichwortmäßige Vortragsmanuskript
in die flüssigere Form des Aufsatzes behutsam umzuschreiben,
ohne den charakteristischen Stil A. v. Schönbergs zu verwischen.
Es galt vor allem, aus hinterlassenen Notizen und wichtigen
nachträglichen Ermittlungen, das Vorhandene wesentlich zu
ergänzen, so daß sich das Fragment nunmehr zu einer ab-
geschlossenen, grundlegenden Untersuchung rundet. (Der
Schriftleiter.)
AUS DER WERKSTA TT EINES SCHILDMACHERS VON KOMO TAU 1441^
VON ALFONS DIENER VON SCHÖNBERGt
Unter den erhaltenen, Setztartschen oder Pavesen
genannten Setzschilden des 15. Jahrhunderts haben
wir in unserer Zeitschrift bisher zwei besondere
Gruppen nach ihrer Herkunft kennengelernt: Die
Tartschen der Stadt Enns, behandelt von Stock-
Kammer (ZHW. 7, 130, 2o8)und die Klausener
Tartschen, von denen sich eine große Zahl auf der
Wartburg befindet und die Graf Oswald Trapp
(ZHWK. N. F. 3, 156) für Klausen in Tirol in An-
spruch nimmt.
Beide Gruppen haben ihre charakteristischen
Merkmale. Bei der ersten steht in einer Umrahmung
von verschlungenem Bandwerk auf besterntem Grun-
de die große Figur eines Heiligen als Drachentöter.
Oben auf der Verkragung des Mittelgrates das
Wappen der Stadt Enns.
Die Klausener Tartschen sind gekennzeichnet
durch ein schräg gesetztes weiß-rotes Band und zwei
Wappen: Rotes Kreuz in Weiß (St. Jörgenschild)
und ein gelber Stern in Blau. Im übrigen sind sie
ohne jedes ornamentale Beiwerk.
Als Gruppen kennzeichnen sich ferner die weithin
zerstreuten Tartschen von Deggendorf, Winter-
thur und Schongau.
Wir kennen also je eine Gruppe aus Niederöster-
reich, Tirol, der Schweiz und zwei aus Bayern.
Eine weitere Gruppe von nicht weniger als 14
Schilden können wir nunmehr danebenstellen, die
aus Nordböhmen stammt und das Wappen der
Stadt Zwickau führt.
Mit vier bemerkenswerten Schilden, die sich heute
noch an Ort und Stelle im Museum zu Zwickau
befinden, beginnen wir zunächst ihre Beschreibung:
I.Große Pavese (Nr.Aii des Zwickauer Museums-
Verzeichnisses), (Abb. 1): Größe 91,9 X 45,5 cm,
rechteckige Form, oben abgerundet mit breitem,
kantigem Mittelgrat, der sich nach oben verjüngt
und in einer vorspringenden Nase ausläuft, leicht
gewölbt. Im Mittelstück durch Löcher von Stich-
waffen stark beschädigt.
Vorderseite: In einer 8 cm breiten mit Inschrift
versehenen Umrahmung steht als Mittelstück auf
rotbraunem Grunde, umgeben von vorwiegend in
Schwarz und Gold gemaltem Rankenwerk mit klee-
blattähnlichen Blättern die große Figur des Hei-
ligen Georg, den Drachen tötend. Der Harnisch
zeigt keine Besonderheiten, erwähnenswert ist aber
sein schöner Eisenhut. Über der Gestalt St. Georgs
auf dem Mittelgrat be findet sich in einem Rundbogen-
schild das Zwickauer Stadtwappen in der Größe
11 X 8 cm, drei silberne Schwäne auf rotem Grunde.
Rechts (heraldisch) hiervon in kleinerem Maßstab
die Figur einer gekrönten Jungfrau in knieender
und betender Haltung (die von St. Georg befreite
Königstochter Aga), — links eine Burg.
Besonders interessant ist die beiderseits von einem
Linienpaar eingefaßte Umschrift in etwa 3 cm hohen
gotischen Minuskeln mit rautenförmigen, von Punk-
ten begleiteten Trennungszeichen zwischen den ein-
zelnen Worten. Oberlehrer Kurt Vogel in Zwickau,
J Über das gleiche Thema hielt der Verstorbene, am
25. Oktober 1935 auf der 121. Sitzung der Ortsgruppe Berlin
einen Vortrag (ZHWK. 1 N. F. 5134). Die geplante Ver-
öffentlichung nach Abschluß der nocli nicht beendeten For-
schungen wurde durch den jähen Tod zunichte gemacht.
Dank der weitgehenden Unterstützung durch unser Vereins-
mitglied, Fräulein Sophie-Christine von der Decken,
der Sekretärin des Verstorbenen, sind wir in der glücklichen
Lage, das Andenken unseres unvergeßlichen 1. Vorsitzenden
durch Veröffentlichung dieser zweiten wertvollen Arbeit aus
seinem Nachlaß (vgl. ZHWK. N. F. 6, 226) zu ehren.
Fräulein von der Decken hat nicht nur das Verdienst, das
hinterlassene, z. T. nur stichwortmäßige Vortragsmanuskript
in die flüssigere Form des Aufsatzes behutsam umzuschreiben,
ohne den charakteristischen Stil A. v. Schönbergs zu verwischen.
Es galt vor allem, aus hinterlassenen Notizen und wichtigen
nachträglichen Ermittlungen, das Vorhandene wesentlich zu
ergänzen, so daß sich das Fragment nunmehr zu einer ab-
geschlossenen, grundlegenden Untersuchung rundet. (Der
Schriftleiter.)