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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 8.1943/​1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.72858#0116
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Literatur

deutschen König Rudolf Grafen von Habsburg die Treue und
brachten so den Stein ins Rollen, der am 26. August 1278 im
Marchfeld Ottokar zermalmen sollte. Der im Klosterfrieden
von Reun verdämmernde 19. September 1276 ist also der Ge-

burtstag der Macht eines Geschlechtes, in dessen Bereich drei-
hundert Jahre später die Sonne nicht untergehen, mit dessen
Verderb aber auch der Schwertzins von Rein für immer er-
löschen sollte. Otmar Baron Potier.

LITERATUR

650 Jahre Schweizerische Eidgenossenschaft. Ein
vaterländisches Geschichtswerk mit vielen hundert Bildern
und zehn farbigen Kunstbeilagen. Herausgeber Dr. Eugen
Th. Rimli. Text: Prof. Dr. Arthur Magonnier. Bild: Dr.
E. A. Gessler. Farbenbilder und Originalillustrationen:
Otto Baumberger. Ch. l'Eplattenier Verkehrsverlag A.-G.
Zürich. 1941. — Eine Besprechung mit grundsätzlichen Be-
merkungen zum Quellenwert spätmittelalterlicher Mini-
aturen für die historische Waffen- und Kostümkunde.
Das monumentale Jubiläumswerk in Folioformat feiert
auf über 400 Seiten, verschwenderisch mit Bildern ausge-
stattet, in einem groß angelegten Rückblick die ruhmvolle
Vergangenheit der Eidgenossenschaft, auf die der Schweizer
mit Recht stolz sein kann. Den Text begleiten fast Seite um
Seite illustrierende zeitgenössische Bilddokumente mit aus-
führlichster Beschriftung, so daß sich hieraus allein schon ein
gut Teil der wechselvollen Geschichte dieses trutzigen, eigen-
wüchsigen Volks bilderbuchartig und einprägsam ablesen läßt.
Und diese Geschichte ist von Anbeginn bis zur Bundesver-
fassung 1848 eigentlich eine nie abreißende Kette kriegerischer
Ereignisse, sei es, daß sie im Lande und über die Grenzen hinaus
gegen den äußeren Feind ausgetragen werden, sei es, daß es
um leider nur zu häufigen blutigen Bruderzwist zuhause geht.
So sind es denn Schlachtenbilder und immer wieder Schlachten-
bilder, auf die der Beschauer beim Umschlagen der Seiten stößt
und da der einsichtige Verlag ihre Auswahl dem besten
Schweizer Waffenhistoriker von europäischem Ruf, Eduard
Gessler vom Schweizer Landesmuseum, anvertraut hat, so
formt sich unter seinen bewährten Händen das Buch zu einem
einzigartigen Quellenwerk der Waffenkunde, das jeder Waffen-
freund und -forscher, auch wenn er kein Schweizer ist und wenn
ihm die Schweizer Geschichte als solche ferner liegt, nur mit
größtem Nutzen zur Hand nehmen wird.
Hierzu tragen zwei besondere Umstände bei, die gleicher-
maßen in der Eigenart der Schweizer sowohl wie in ihrer Ge-
schichte begründet sind: In den entscheidenden Jahrhunderten
des ausgehenden Mittelalters wurden die Schweizer Bauern-
heere bekanntlich die Lehrmeister Europas im Waffenhand-
werk, und später als ihre gelehrigen Schüler, die deutschen
Landsknechte, diese Aufgabe ihnen abnahmen, sorgte der aus-
ländische Dienst auf allen Kriegsschauplätzen dafür, daß der
Schweizer Kriegsmann den europäischen Kontakt nicht verlor.
Und so ist und blieb Schweizer Bewaffnung trotz mancher
Eigenarten im Wesentlichen europäische und dank der blut-
mäßigen und geographischen Verbundenheit insbesondere
deutsche Bewaffnung.
Kann so die Gesslersche Bilderauswahl der Waffenforschung
als durchaus gemeingültige Erkenntnisquelle dienen, so
kommt als zweiter Vorzug ihr schier unerschöpflicli fließender
Born hinzu, der Gesslers Aufgabe sehr entgegen kommt. Dieser
Reichtum ist einem Grundzug des Schweizer Wesens zu dan-
ken, einer früh auftretenden ausgesprochenen Veranlagung zur
geschichtlichen Betrachtung und Darstellung, die nicht allein
in glühendem Heimatstolz begründet liegt und im vorliegenden

Werk sich ja erneut bestätigt und dokumentiert. Denn unter
den Bildquellen, mit denen Gessler die Kriegsgeschichte sejnes
Vaterlandes von den ersten Anfängen bis in die Römefzeit
zurück und vorwärts bis ins 19. Jahrhundert fast lückenlos
illustrieren kann, befinden sich zwar solche, wie sie jedem
Lande und Volk zur Verfügung stehen, Miniaturen und ge-
wirkte Darstellungen zunächst, Bildwerke in Stein, später
Kriegs- und Schlachtenbilder in Zeichungen, Stichen und
Gemälden, aber einen beherrschenden Raum nimmt eine
besondere und in gewisser Beziehung historische Gruppe von
reinstem Wasser ein. Ich meine die Unzahl schweizerischer
illuminierter Chroniken, in denen ein selbstbewußtes Volk
zu frühem Zeitpunkt die Hauptkapitel seiner Geschichte in den
entscheidenden Jahrhunderten von Morgarten bis tief hinein
in die neue Zeit der Nachwelt aufbewahrt und verbildlicht hat.
Auch andere Länder haben frühe, ja nocli frühere illu-
strierte Chroniken aufzuweisen, vor allem Frankreich, mit der
ehrwürdigen Reimchronik der Abtei St. Martin des Champs,
die zu Teilen bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht; und die be-
kannte große Chronik des Jean Froissart aus dem 14. Jahr-
hundert dürfte nicht ohne Einfluß auf die Schweiz geblieben
sein, aber gewiß kein Land kann zahlenmäßig und dem Um-
fange nach den Schweizer Chroniken etwas zur Seite stellen.
Ist es nun auch unmöglich im Rahmen dieser Besprechung
auch nur andeutungsweise eine Vorstellung zu geben von den
Erkenntnissen, die die gesamten waffenkundlichen Bilddoku-
mente des Jubiläumswerks schon bei flüchtiger Durchsicht
Seite um Seite bieten, so sei wenigstens auf diese spezifisch
schweizerische Gattung von Bildhandschriften etwas näher
eingegangen. Denn da Gessler, wie es scheint, Bildzeugen aus
sämtlichen Schweizer Chroniken aufgeboten hat, bietet sich
die willkommene Gelegenheit, über diese interessante Gruppe
eine gewisse Übersicht zu gewinnen. Vor allem liegt es nahe,
das ja nicht nur in Schweizer Veröffentlichungen als Belege
oft und immer wieder herangezogene Bildmaterial der ver-
schiedenen Chroniken einmal auf seinen waffenkundlichen
Gehalt in aller hier gebotenen Kürze miteinander zu ver-
gleichen und auf seinen unterschiedlichen Quellenwert zu
prüfen.
Hier zunächst eine chronologische Zusammenstellung der
nicht weniger als neun von Gessler herangezogenen Chroniken,
vori denen wir, falls es nicht die vollständige Zahl ist, zum
mindesten annehmen dürfen, daß es die ergiebigsten sind. Der
besseren Übersicht halber ist in unserer Aufstellung das Ent-
stehungsjahr als das Entscheidende vorangetellt.
I. 1470. Benedicht Tschachtlan. Berner Chronik. Zürich, Zen-
tralbibl.
2. 1478—1484. Diebold Schilling. Amtliche Berner Chronik.
Bern, Stadtbibl.
3. 1480—1484. Ders. Private Berner Chronik. Bern, Stadtbibl.
4. 1485. Gerold Edlibach. Zürcher Chronik. Zürich, Zentral-
bibl.
5. 1513. Diebold Schilling (d.J.). Luzerner Chronik. Luzern,
Bürgerbibl.
 
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