NACHRUFE
Gerhard Lüdtke f 6. März 1944
Ohne Mitglied unseres Vereins oder mitarbeitender Forscher
in der ZHWK. zu sein, war der Entschlafene dem Verein
und seiner Zeitschrift engstens verbunden, und wir haben allen
Grund, ihm an dieser Stelle ein ehrendes Gedenkwort zu
widmen. Dr. Gerhard Lüdtke, Verlagsdirektor des Verlags
Walter de Gruyter & Go., hat vom ersten Tage des Erscheinens
der ZHWK. im gleichen Verlag die Zeitschrift betreut, — und
das ist eine lange Zeit, fast die Hälfte der großen Wegstrecke,
die unsere, tief ins 5. Jahrzehnt eingetretene Zeitschrift zurück-
gelegt hat.
Hier ist nicht der berufene Ort, des Verstorbenen Verdienste
als begabter Sprachwissenschaftler, Schöpfer, Herausgeber und
Mitarbeiter ungezählter bedeutender Verlagswerke zu feiern.
Wir haben hier des Mannes zu gedenken, der, ohne daß je sein
Name besonders hervorgehoben wurde, mit einem guten,
vielleicht dem besten Teil unserer Vereinsgeschichte verwoben
ist. Die Würdigung seiner Verdienste ruft so zugleich diese in
Erinnerung.
Nach Lösung unseres Vertragsverhältnisses zum Verlag Hier-
semann in Leipzig und nach einem kurzen, kaum ein Jahr
währenden Zwischenspiel beim Münchner „Verlag für prak-
tische Kunstwissenschaft", jäh durch den Tod des tüchtigen
Verlegers Dr. C. W. Schmidt abgebrochen, trat der Verein auf
Anregung des Unterzeichneten mit dem großen Berliner Verlag
Walter de Gruyter & Co. in Verbindung. In dem weit ver-
zweigten Verlagshaus der Abteilung Trübner zugewiesen, führ-
ten die Verhandlungen mit ihrem Leiter, Dr. Gerhard Lüdtke,
schnell zu einem beide Teile befriedigenden Abschluß auf der
Grundlage eines von ihm entworfenen Vertrages, mitten in den
Katastrophenjahren der Inflationszeit den ungewissen Wäh-
rungsverhältnissen angepaßt. So wurde das im Sinken be-
griffene Vereinsschiff mit der kostbaren Last seiner Zeitschrift
noch in letzter Stunde in den sicheren Port geleitet, wo es noch
heute geborgen vor Anker liegt.
Aber Dr. Lüdtkes beweglicher, schöpferischer Geist begnügte
sich nicht damit, die Zeitschrift, die auf seine Anregung nun-
mehr in neuem, stattlichen Gewand als „Neue Folge" wieder
mit Band 1 zu zählen begann, unter seine Fittiche zu nehmen;
neue, die Zeitschrift begleitende und erweiternde Veröffent-
lichungen großen Stils sollten erscheinen. Nie werde ich die
Stunde vergessen, als der damals noch in der Vollkraft seiner
Jahre stehende Mann in meinem Beisein dem Allgewaltigen,
Dr. W. de Gruyter, — es war kurz vor dem unerwarteten Tode
dieser überragenden Persönlichkeit im deutschen Buchwesen
1923 — seine hochfliegenden Pläne feurig entwickelte, und
dieser mit der skeptischen Gelassenheit des erfahrenen Älteren
ihm mit einer Handbewegung viel Wasser in seinen Wein goß.
Nein, es sind uns nicht alle Blütenträume gereift! Eine Anzahl
beachtlicher Werke, die unter dem Obertitel „Waffe und Ko-
stüm" erschienen, danken vornehmlich Dr. Lüdtkes Initiative
ihr Entstehen, eine gehaltvolle waffenkundliche Sonder-
veröffentlichung ist — (len gespannten Kriegsverhältnissen
zum Trotz — soeben erschienen und ruft des Verstorbenen
bis zuletzt ungebrochene Unternehmungslust uns nochmals
dankbarst in Erinnerung. Indessen sein Hauptverdienst
bleibt die stattliche Zahl von nunmehr bald acht Bänden
und 24 Jahrgängen der ZHWK., die seinem umsichtigen
Mitwirken zu danken sind. Nur wer den mühseligen Ar-
beitsgang von der Einlieferung der Manuskripte bis zur Aus-
gabe des fertigen Hefts kennt mit allen Kalkulationen und
Kostenberechnungen, kann das Maß der hier geleisteten Arbeit
ermessen. Und wenn der Verein sich nicht zu beklagen hat,
daß bei der Abrechnung angesichts seiner begrenzten Mittel
kleinlich verfahren wurde, so ist dies nicht zum wenigsten
Dr. Lüdtkes Großzügigkeit zu danken, der mehr als einmal
die Interessen des Vereins im Verlag verständnisvoll und warm-
herzig vertrat und gelegentlich ernste Krisen abgewandt hat.
Und wie seine kundige Hand die Zeitschrift zu Beginn aus der
Krisis der Inflation herausführte, so hat sie auch jetzt in der
erneuten schweren Kampfzeit der Kriegsjahre sich uns bis zum
letzten Atemzug nicht versagt, soweit es die Überlast der sich
häufenden Arbeit und die zehrenden Kräfte eines zunehmen-
den schweren Herzleidens zuließen.
Wenn man in über zwanzigjähriger enger Zusammenarbeit
lebt, wo kaum eine Woche ohne persönlichen oder schriftlichen
Gedankenaustausch vergeht, lernt man seinen Mann kennen.
Für den Unterzeichneten waren es als Schriftleiter wie als
Autor Jahre einer nie ernstlich getrübten Arbeitsgemeinschaft,
die über das Geschäftliche hinaus zu einer stillen Freundschaft
gedieh. Gerade heraus und von urwüchsigem Humor, unter
einer manchmal rauhen Außenseite ein warmes Herz bergend,
das auch für persönliche Nöte schlug, Rat und Ausweg wußte,
war Gerhard Lüdtke ein ganzer Mann und im Grunde ein
Gemütsmensch.
So hat denn auch das schon geschwächte Herz des 68jährigen
den letzten Schlag nicht zu verwinden vermocht, den Soldaten-
tod des jüngsten Sohnes, an dem der Vater mit jeder Faser
hing und dem er wenige Wochen danach gefolgt ist,, gestorben
an gebrochenem Herzen.
Bewegt und in dankbarem Gedenken haben wir einen
schönen Kranz an seiner Urne niedergelegt. Paul Post.
Dr, Rene A. La Roche t 18. August 1943
Der kleine Kreis der Schweizer Waffensammler, die unserem
Verein angehören, ist durch den infolge einer Sepsis am
18. August 1943 eingetretenen Tod von Dr. R. A. La Roche
verengert worden.
Er stammte aus einer alten Basler Familie. Geboren 1881,
wuchs er in einem kunstverständigen Milieu auf; sein Vater
besaß eine bedeutende Gemälde- und eine ganz hervorragende
Glasgemäldesammlung. Nach Absolvierung der Schulen seiner
Vaterstadt studierte er Naturwissenschaften und doktorierte
1906 in Zoologie an der Universität Bern. Schon in jungen
Jahren unternahm er zur Erweiterung seiner Kenntnisse For-
Gerhard Lüdtke f 6. März 1944
Ohne Mitglied unseres Vereins oder mitarbeitender Forscher
in der ZHWK. zu sein, war der Entschlafene dem Verein
und seiner Zeitschrift engstens verbunden, und wir haben allen
Grund, ihm an dieser Stelle ein ehrendes Gedenkwort zu
widmen. Dr. Gerhard Lüdtke, Verlagsdirektor des Verlags
Walter de Gruyter & Go., hat vom ersten Tage des Erscheinens
der ZHWK. im gleichen Verlag die Zeitschrift betreut, — und
das ist eine lange Zeit, fast die Hälfte der großen Wegstrecke,
die unsere, tief ins 5. Jahrzehnt eingetretene Zeitschrift zurück-
gelegt hat.
Hier ist nicht der berufene Ort, des Verstorbenen Verdienste
als begabter Sprachwissenschaftler, Schöpfer, Herausgeber und
Mitarbeiter ungezählter bedeutender Verlagswerke zu feiern.
Wir haben hier des Mannes zu gedenken, der, ohne daß je sein
Name besonders hervorgehoben wurde, mit einem guten,
vielleicht dem besten Teil unserer Vereinsgeschichte verwoben
ist. Die Würdigung seiner Verdienste ruft so zugleich diese in
Erinnerung.
Nach Lösung unseres Vertragsverhältnisses zum Verlag Hier-
semann in Leipzig und nach einem kurzen, kaum ein Jahr
währenden Zwischenspiel beim Münchner „Verlag für prak-
tische Kunstwissenschaft", jäh durch den Tod des tüchtigen
Verlegers Dr. C. W. Schmidt abgebrochen, trat der Verein auf
Anregung des Unterzeichneten mit dem großen Berliner Verlag
Walter de Gruyter & Co. in Verbindung. In dem weit ver-
zweigten Verlagshaus der Abteilung Trübner zugewiesen, führ-
ten die Verhandlungen mit ihrem Leiter, Dr. Gerhard Lüdtke,
schnell zu einem beide Teile befriedigenden Abschluß auf der
Grundlage eines von ihm entworfenen Vertrages, mitten in den
Katastrophenjahren der Inflationszeit den ungewissen Wäh-
rungsverhältnissen angepaßt. So wurde das im Sinken be-
griffene Vereinsschiff mit der kostbaren Last seiner Zeitschrift
noch in letzter Stunde in den sicheren Port geleitet, wo es noch
heute geborgen vor Anker liegt.
Aber Dr. Lüdtkes beweglicher, schöpferischer Geist begnügte
sich nicht damit, die Zeitschrift, die auf seine Anregung nun-
mehr in neuem, stattlichen Gewand als „Neue Folge" wieder
mit Band 1 zu zählen begann, unter seine Fittiche zu nehmen;
neue, die Zeitschrift begleitende und erweiternde Veröffent-
lichungen großen Stils sollten erscheinen. Nie werde ich die
Stunde vergessen, als der damals noch in der Vollkraft seiner
Jahre stehende Mann in meinem Beisein dem Allgewaltigen,
Dr. W. de Gruyter, — es war kurz vor dem unerwarteten Tode
dieser überragenden Persönlichkeit im deutschen Buchwesen
1923 — seine hochfliegenden Pläne feurig entwickelte, und
dieser mit der skeptischen Gelassenheit des erfahrenen Älteren
ihm mit einer Handbewegung viel Wasser in seinen Wein goß.
Nein, es sind uns nicht alle Blütenträume gereift! Eine Anzahl
beachtlicher Werke, die unter dem Obertitel „Waffe und Ko-
stüm" erschienen, danken vornehmlich Dr. Lüdtkes Initiative
ihr Entstehen, eine gehaltvolle waffenkundliche Sonder-
veröffentlichung ist — (len gespannten Kriegsverhältnissen
zum Trotz — soeben erschienen und ruft des Verstorbenen
bis zuletzt ungebrochene Unternehmungslust uns nochmals
dankbarst in Erinnerung. Indessen sein Hauptverdienst
bleibt die stattliche Zahl von nunmehr bald acht Bänden
und 24 Jahrgängen der ZHWK., die seinem umsichtigen
Mitwirken zu danken sind. Nur wer den mühseligen Ar-
beitsgang von der Einlieferung der Manuskripte bis zur Aus-
gabe des fertigen Hefts kennt mit allen Kalkulationen und
Kostenberechnungen, kann das Maß der hier geleisteten Arbeit
ermessen. Und wenn der Verein sich nicht zu beklagen hat,
daß bei der Abrechnung angesichts seiner begrenzten Mittel
kleinlich verfahren wurde, so ist dies nicht zum wenigsten
Dr. Lüdtkes Großzügigkeit zu danken, der mehr als einmal
die Interessen des Vereins im Verlag verständnisvoll und warm-
herzig vertrat und gelegentlich ernste Krisen abgewandt hat.
Und wie seine kundige Hand die Zeitschrift zu Beginn aus der
Krisis der Inflation herausführte, so hat sie auch jetzt in der
erneuten schweren Kampfzeit der Kriegsjahre sich uns bis zum
letzten Atemzug nicht versagt, soweit es die Überlast der sich
häufenden Arbeit und die zehrenden Kräfte eines zunehmen-
den schweren Herzleidens zuließen.
Wenn man in über zwanzigjähriger enger Zusammenarbeit
lebt, wo kaum eine Woche ohne persönlichen oder schriftlichen
Gedankenaustausch vergeht, lernt man seinen Mann kennen.
Für den Unterzeichneten waren es als Schriftleiter wie als
Autor Jahre einer nie ernstlich getrübten Arbeitsgemeinschaft,
die über das Geschäftliche hinaus zu einer stillen Freundschaft
gedieh. Gerade heraus und von urwüchsigem Humor, unter
einer manchmal rauhen Außenseite ein warmes Herz bergend,
das auch für persönliche Nöte schlug, Rat und Ausweg wußte,
war Gerhard Lüdtke ein ganzer Mann und im Grunde ein
Gemütsmensch.
So hat denn auch das schon geschwächte Herz des 68jährigen
den letzten Schlag nicht zu verwinden vermocht, den Soldaten-
tod des jüngsten Sohnes, an dem der Vater mit jeder Faser
hing und dem er wenige Wochen danach gefolgt ist,, gestorben
an gebrochenem Herzen.
Bewegt und in dankbarem Gedenken haben wir einen
schönen Kranz an seiner Urne niedergelegt. Paul Post.
Dr, Rene A. La Roche t 18. August 1943
Der kleine Kreis der Schweizer Waffensammler, die unserem
Verein angehören, ist durch den infolge einer Sepsis am
18. August 1943 eingetretenen Tod von Dr. R. A. La Roche
verengert worden.
Er stammte aus einer alten Basler Familie. Geboren 1881,
wuchs er in einem kunstverständigen Milieu auf; sein Vater
besaß eine bedeutende Gemälde- und eine ganz hervorragende
Glasgemäldesammlung. Nach Absolvierung der Schulen seiner
Vaterstadt studierte er Naturwissenschaften und doktorierte
1906 in Zoologie an der Universität Bern. Schon in jungen
Jahren unternahm er zur Erweiterung seiner Kenntnisse For-