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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 8.1943/​1944

DOI article:
Fuchs, Walter: Der Stab des Feldmarschalls im 16. Jahrhundert
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.72858#0098
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DER STAB DES FELDMARSCHALLS IM 16. JAHRHUNDERT
VON WAL TER FUCHS

In den kaiserlichen Heeren des i6. Jahrhunderts
hatte der Feldmarschall unter den militärischen
Führern zwar nicht den höchsten, aber einen sehr
hohen Rang. Er war der Oberbefehlshaber der
Reiterei und nur dem Führer des ganzen Heeres,
dem Obersten Feldhauptmann (Feldoberst) unter-
stellt.
Einen Feldmarschall dieser Zeit stellt Abbildung I
dar. Das Original, ein Holzschnitt, befindet sich
mit zahlreichen Bildern ähnlicher Art in einem 1559
vollendeten Werk des GrafenReinhart vonSolms,
das in acht Büchern Führung, Aufbringung und
Verwaltung eines kaiserlichen Heeres behandelt.
Max Jähns nennt dieses Werk1) „die älteste
enzyklopädische Arbeit eines Deutschen, welche sich
lediglich auf dem Gebiet des Kriegswesens bewegt
und nichts mehr mit den antiquarischen Überlie-
ferungen des Vegez noch mit den Bildercodices des
15. Jahrhunderts zu tun hat", und kennzeichnet
damit zutreffend den Wert des Werkes für die Heeres-
kunde.
Hier hat nicht ein Literat alte Folianten aus-
geschrieben, sondern ein gebildeter Soldat das Wort
ergriffen und Regeln und Ratschläge gegeben, die
das Ergebnis selbständigen Nachdenkens und eigener
langjähriger praktischer Erfahrungen sind. Denn
Reinhart der Ältere, Graf zu Solms-Lich und
Herr zu Münzenberg war 68 Jahre alt, als er
sein Werk vollendete. Zwar sind aus seinem Leben
nicht viele Einzelheiten bekannt. Er hat aber im
bayrischen Dienst die Festung Ingolstadt erbaut
und unter Kaiser Karl V. in den Feldzügen 15462),
!552/53 und 1554 das Amt eines Feldmarschalls
bekleidet, also Aufträge erhalten und ausgeführt,
die man nur einem erprobten Soldaten zu übertragen
pflegt.
Sein Werk hat er in der eigenen Druckerei auf dem
Schloß in Lich herstellen lassen, und die sorgfältige,
9 Max Jähns, Geschichte der Kriegs-Wissenschaften S. 509 h.
Die acht Bücher des Werkes von Solms haben keinen gemein-
schaftlichen Titel.
Für 1546 vgl. August v. Druffel, Des Viglius van Zwichem
Tagebuch des Schmalkaldischen Donaukrieges, München 1877,

von Druckfehlern selten gestörte Ausführung läßt
den Schluß zu, daß er die Drucklegung persönlich
überwacht hat. Mit derselben Sorgfalt wird er wohl
auch die Bildbeigaben ausgewählt, dem Zeichner die
notwendigen Unterlagen gegeben und auch sonst
dafür gesorgt haben, daß die Bilder der Wirklich-
keit entsprachen.
Unser Bild befindet sich im zweiten Buch seines
Werkes. Eine erläuternde Unterschrift fehlt. Daß
dieses Bild aber einen Feldmarschall darstellen soll,
ergibt sich aus dem Text. Denn im zweiten Buch hat
der Verfasser die „Kriegsämpter" behandelt, d. h.
die hohen und niederen Dienstgrade eines kaiser-
lichen Heeres vom obersten Kriegsherrn bis zum
Scharfrichter und jeden Amtsinhaber durch einen
Holzschnitt dargestellt.
Von diesen Schnitten sind einige mit H. D., einige
weitere — darunter auch der des Feldmarschalls —
außerdem noch mit der Jahreszahl 1545 bezeichnet,
sind also wesentlich älter als das 1559 vollendete
Werk. Dies erklärt sich daraus, daß der Zeichner,
der hessische Maler Hans Döring, die Bildbeigaben
bereits für das Manuskript angefertigt hatte, diese
Handschrift aber schon 1545 beendet war3).
Einige dieser Bilder sind offenbar nach Porträts
angefertigt. Der „Oberst über das Fußvolk"
z. B. trägt die Züge Georgs von Frundsberg.
Auch für den „Feldmarschall" soll ein Porträt
Vorlage gewesen sein, und zwar das des Verfassers
selbst, des Grafen Reinhart von Solms4). Dies
mag für die kunstgeschichtliche Betrachtung wichtig
sein. Für die vorliegende Untersuchung genügt es,
daß dieses Bild einen Feldmarschall darstellt. Denn
Graf Solms wird als ehemaliger Feldmarschall gerade
bei diesem Bild darauf geachtet haben, daß alle
Einzelheiten richtig wiedergegeben sind.
Unsere Abbildung gibt nur einen Ausschnitt aus
dem Original, das den Feldmarschall in ganzer Figur

S. 100, 258, im übrigen Allg. Deutsche Biographie, Bd. 34.

3) Ernst Ehlers, Hans Döring, Ein hessischer Maler des
16. Jahrhunderts, Darmstadt 1919.

4) Ehlers, S. 60.
 
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