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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0347
II.
Das Schwert der tragischen Muse.
Unsere modernen Thealcrvoi hänge sorgen unablässig dafür ♦),
«lafs wir die Bilder der kölnischen und Irakischen Muse immer vor
Augen behalten und mit ihren lierköniinlielien Abzeichen und Al-
(libiiten von früh auf slndircii können. Mclponieiieijs gelänfigsles
Fi'ir sehr viele Mensclien ist der Theatervorhang das einzige Ge-
mälde auf Leinwand, welches sie, oft wider ihren Willen, etwas
länger betrachten müssen. Es ist also für die Bildung des Ge-
schmacks im Allgemeinen nichts weniger als gleichgültig, was auf
diesem Vorhänge vorgestellt sei. Und doch zeigt sich hier oft
der Ungeschmack in seiner vollen Pfauenparade. Welche Unge-
heuer von AUegorieen und Panoramen haben nicht namhafte
Künstler da angepinselt! Die Alten, bei welchen der Vorhang,
der jetzt verhüllen sollte, nicht abwärts, sondern aufwärts stieg,
gingen hierbei von dem aus, was sie oft von Sclaven thun sahen,
die Teppiche aufspannten und hielten, (z, B. Winckelmanii,
Monuin. ant. n. 90.) und gaben nun dem Teppiche auf beiden
Seiten eine Figur, so dafs die da eingewebten kolossalen Sclaven-
iiguren (Virgil, Georg. III, 25.) den Teppich, wenn er aufgezo-
gen wurde, selbst zu heben schienen. Selbst das Aufsteigen
der Figuren war täuschend, wie Jedermann aus dem bekannten
Gleichnisse in Ovid's Verwandlungen weifs. Da bei unseren be-
deckten Theatern die Vorhänge von oben herunter fallen müs-
sen, so können nur herabfliegende Figuren mit Scliicklichkeit
da angebracht werden. Standbilder also, wie Melpomene und
Thalia, oder gar Tempel und Landschaften, sind im Grunde wah-
rer Unsinn. Auch unterschieden die Alten die tragischen Vor-
hänge (aulaea) von denen, die bei Lustspielen aufgezogen wurden,
(siparia) sehr genau. Die letzteren hatten Caricaturmasken. Bei
uns ist da Alles nur aus einem Topfe.
Das Schwert der tragischen Muse.
Unsere modernen Thealcrvoi hänge sorgen unablässig dafür ♦),
«lafs wir die Bilder der kölnischen und Irakischen Muse immer vor
Augen behalten und mit ihren lierköniinlielien Abzeichen und Al-
(libiiten von früh auf slndircii können. Mclponieiieijs gelänfigsles
Fi'ir sehr viele Mensclien ist der Theatervorhang das einzige Ge-
mälde auf Leinwand, welches sie, oft wider ihren Willen, etwas
länger betrachten müssen. Es ist also für die Bildung des Ge-
schmacks im Allgemeinen nichts weniger als gleichgültig, was auf
diesem Vorhänge vorgestellt sei. Und doch zeigt sich hier oft
der Ungeschmack in seiner vollen Pfauenparade. Welche Unge-
heuer von AUegorieen und Panoramen haben nicht namhafte
Künstler da angepinselt! Die Alten, bei welchen der Vorhang,
der jetzt verhüllen sollte, nicht abwärts, sondern aufwärts stieg,
gingen hierbei von dem aus, was sie oft von Sclaven thun sahen,
die Teppiche aufspannten und hielten, (z, B. Winckelmanii,
Monuin. ant. n. 90.) und gaben nun dem Teppiche auf beiden
Seiten eine Figur, so dafs die da eingewebten kolossalen Sclaven-
iiguren (Virgil, Georg. III, 25.) den Teppich, wenn er aufgezo-
gen wurde, selbst zu heben schienen. Selbst das Aufsteigen
der Figuren war täuschend, wie Jedermann aus dem bekannten
Gleichnisse in Ovid's Verwandlungen weifs. Da bei unseren be-
deckten Theatern die Vorhänge von oben herunter fallen müs-
sen, so können nur herabfliegende Figuren mit Scliicklichkeit
da angebracht werden. Standbilder also, wie Melpomene und
Thalia, oder gar Tempel und Landschaften, sind im Grunde wah-
rer Unsinn. Auch unterschieden die Alten die tragischen Vor-
hänge (aulaea) von denen, die bei Lustspielen aufgezogen wurden,
(siparia) sehr genau. Die letzteren hatten Caricaturmasken. Bei
uns ist da Alles nur aus einem Topfe.