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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Rauch, Christian: Cipri Adolf Bermann, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0330

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Cipri Adolf Bermann—München.

BILDHAUER C. R. BERMANN.

Erwachen zum Weibe.

CIPRI ADOLF BERMANN - MÜNCHEN.

Farbenfeine fast überfeine Flecke voll gerad-
linig und bogenlinig starr verhaltener
und doch in der Kleinteilung wieder prickelnd
nervöser Binnenzeichnung auf große helle
Wände verteilt — Champagne frappe — der
Wiener Raum in der Mannheimer Ausstellung;
ein paar Stufen abwärts und Bermanns Raum
wirkt wie ein frischer kalter Hauch. — Man
hat die Wirkung des getönten Silbers, das
die Wände bis zur Frieshöhe bedeckt, raffi-
niert genannt. Das ist sie gar nicht. Ks
ist einfach ein neues und sehr gesundes Prin-
zip für die Ausbildung der Hintergründe von
Skulpturen. Das Dogma, man müsse helle
Skulpturen von einem möglichst dunklen
Hintergrunde grell losgehen und so eigentlich
nur als Silhouette wirken lassen, stammt wie
so manche andere schlimme Einwirkung auf
unsere Plastik aus der älteren klassischen Ar-
chäologie, die nur so ihren toten Gipsen,
besonders wenn sie schon etwas schmutzig
wurden, zu einiger Wirkung verhelfen konnte.

Bei Bermann ist das Prinzip des Pleinairismus
auf die Gesamtlichtvvirkung des Raumes über-
tragen. Alle schweren Schatten sind ver-
mieden. Bermann mußte seine Plastik in
einem gegebenen, nicht allzu großen, nicht
gerade günstig belichteten Räume zur Geltung
bringen. Dafür war das Silber die gegebene
Lösung: es gibt dem Räume die kühle, klare,
helle Gesamtstimmung, aus der der Marmor
und die Bronze warm herausstechen, es steigert
im Bunde mit der weißen Ob er wand über
den Figuren und der weißen Decke das Licht,
ohne doch als Hintergrund die Bildwerke zu
überleuchten. Gemildert ist die metallische
Härte des VVandbelages durch die patinierende
schwärzliche, vereinzelt hellgrünlich durch-
hauchte Tönung, auch durch den an die früh-
reifen Formen des mykenischen Stils anklingen-
den ornamentalen Flachrelief-Fries und durch
den Reflex des Fußboden, der optisch-farbig
und akustisch durch schwarzen Linoleumbelag
ausgeschaltet ist. Selbständig gibt er mit den

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