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Brief einer Dame, welche sich nach einer Magd erkundigt.

gibt eS eigentlich gar keine Dienstboten mehr. Ich kann Sie
versichern, es laust mir ordentlich der Tod über's Grab, wenn
ich diese Weibsbilder in Shawls und Wollmousielinkleidern
hcrumfegen sehe.

Sollten Sie es glauben, daß ich selbst eine solche hatte,
die nie, auch mitten in der Woche, ohne Sonnenschirm aus-
gehen wollte? Nicht bis zum Backen wäre sie so gegangen!
Nun ich habe ihr prophezeit, wohin dies führen würde, und

wie ich gesagt, so ist es eingetroffen. Die arme Person —
Einen Schleier darüber!— Ein andermal hatte ich eine, die
sich anmaßte, jede neue Chemisette, die ich anhatte, nachzu-
machen, und so in meinem eigenen Haus meine zartesten
Gefühle zu verletzen! Es geht wirklich zu weit mit den
Mägden und nur von meinen Erfahrungen allein könnte
man ein ganzes Buch beschreiben.

Nun drittens ist sie wohl eine starke Efferin? Ich habe
schon öfters zu bemerken die Gelegenheit gehabt, daß besonders
häßliche Mägde fürchterlich auf Effen und Trinken aus sind.
Sei es nun, um sich an der Natur zu rächen, oder sich für
das versäumte Aeußcre einen andern Genuß zu verschaffen.
Kurz, ich muß gestehen, dies scheue ich schrecklich, denn vor
solchen ist nichts sicher, und sogar Holz und Torf muß man
vor ihnen einsperren.

Dann viertens bricht die Hulda Haderwisch viel Geschirr?
Nicht, daß ich ihr nicht Alles vom Lohn abzöge, was sie

zusammenschlägt. Aber sie kann mehr brechen, als ihr
Lohn beträgt, und dann gibt einem Niemand etwas'—
für seine Nerven.

Fünftens: Ist die Hulda Haderwisch ehrlich? Jetzt
dies ist ein Hauptpuntt, und ich bitte Sie, gnädige
Frau, ihn ja gewiffenhaft zu beantworten, denn es ist
fabelhaft, wirklich tragisch, wie ich darin schon betrogen
worden bin. Ich hatte einst eine Magd, die in jeder
Hinsicht vortrefflich war, die ich für eine Anomalie
unter ihres Gleichen erklärt, und die die schönsten Zeug-
niffe für ihre Ehrlichkeit mitbrachte. Aber noch war
sie keine acht Tage bei mir, als ich sie ertappte, wie
sie zwei Stecknadeln, die sie beim Auskehren auf dem
Boden fand, in ihr Mieder steckte. Sie sagte zwar,
sie habe eS in der Zerstreuung gcthan, aber was wollte
ich machen? ich mußte sie fortschicken. Ueberhaupt sind
Näh- und Stecknadeln gefährliche Gegenstände für diese
Menschenklaffe. Es ist gerade, als ob sie Füße be-
kämen. Ich aber zeichne meine Stecknadeln, indem ich
ihnen mit einer alten Scheere einen kleinen Zwick oben
unter dem Kopfe gebe. So kann ich sie allemal wieder
erkennen und die Person überführen. Ich empfehle
Ihnen dieses Mittel ebenfalls.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Brief einer Dame, welche sich nach einer Magd erkundigt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Lichtenheld, Wilhelm
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Essgeschirr
Magd <Motiv>
Ungeschicklichkeit
Spaziergang <Motiv>
Hausgehilfin
Karikatur
Damenmode <Motiv>
Scherben
Eitelkeit <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 13.1851, Nr. 298, S. 74

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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