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Ein sonderb

es nun fast sieben Uhr war, wollte mein Freund ausbrechen.
Aber Mathilde weigerte sich dessen auf's entschiedenste, indem
sie versicherte, daß die Einnehmerin, die auf dem jüngsten Balle
die erste Anwesende gewesen, deßhalb der Gegenstand des all-
gemeinen Stadtgesprächs geworden ist. Man habe noch jüngst
in der Kaffeevisite bei der Frau Oberförsterin davon gesprochen.
Man dürfe nicht zeigen, daß man so gefall- und vergnügungs-
süchtig sei und es schicke sich nicht, daß mau auf die Leute
warte; man müsse vielmehr die Leute auf sich warten lassen.

Engelmann sagte nun, daß er vorläufig in's Kasino gehen,
und wenn er dort Damen finde, zurückkehren und Bericht er-
statten wolle. Seine Frau wendete aber ein, daß sie nicht mit
mir allein Zurückbleiben könne, das schicke sich schon an und
für sich nicht und würde außerdem noch Veranlassung zu einem
Stadtgespräche geben. Ich schlug nun vor, daß ich in den
Ballsaal gehen und als Berichterstatter sobald wie möglich
zurückkommen wolle. „Das schickt sich auch nicht", entgegnete
Mathilde. „Sie sind unser Gast, und wenn man Sic allein
auf dem Balle sieht, gibt's ein Stadtgespräch. Das kann ich
durchaus nicht zugeben."

Es wurde nun beschlossen, daß ich mit Engelmann auf den
Ball gehen und daß wir Mathilden erst dann abholen sollten,
wenn bereits drei Damen dort anwesend wären. Als wir
Mathilden verließen, schärfte sie uns nochmals ein, nur ja nicht
früher zurückzukommen, bis wir im Kasinosaale das vollständige
viertel Dutzend bemerkt hätten, es gäbe sonst ein Stadtgespräch
und einen solchen Schimpf könnte sie nicht überleben.

Mit der Versicherung, ihrem Befehle auf's pünktlichste nach-
zukommen , verließen wir das Zimmer, nachdem mein Freund
seine Gattin sehr vorsichtig geküßt, um ihr, das heißt ihrem
Spitzenschleier, nicht wehe zu thun.

In dem Ballsaale angelangt, war der Gemeinderath Malz-
huber der erste, der uns begegnete. Als mein Freund ihn
fragte, warum die Frau Gemeinderäthin nicht anwesend, ant-
wortete er: „Sie wird später kommen. Sie hat einen Grund,
einen höchst wichtigen Grund, daß sie nicht schon früher da ist."

Auch der Amtmann war ohne seine Frau und Tochter im
Saale und schien sorgfältig Frauenzimmer zu suchen. Als
mein Freund ihn nach dem weiblichen Theile seiner Familie
fragte, erwiderte er, daß seine Frau sich nicht wegzuwerfen
brauche, sie wolle nicht die Erste sein, sie wolle nicht Gegen-
stand eines Stadtgesprächs werden.

Der Friedensrichter ging ebenfalls weiblos herum, schien
aber deshalb gerade nicht sehr bestürzt; denn obgleich Frieden
stiften sein Amt war, konnte er doch in seinem eigenen Hause
den Frieden, den seine andere Hälfte oft störte, selten voll-
kommen wieder Herstellen. Sie lebten entweder auf Kriegsfuß,
oder in einem Waffenstillstände auf unbestimmte Zeit.

Er sagte zu Engelmann: „Meine Frau, die sonst überall
die Erste sein möchte, hatte sich heute in den Kopf gesetzt,
nicht früher mit meiner Tochter auf dem Ball zu erscheinen,
bis wenigstens sechs weibliche Füße auf diesem Boden herum-
wandelten. Ich bin schon eine geschlagene Stunde hier, suche
aber immer noch vergebens nach einer Drusenheimerin."

arer Ball. 123

Nach einer Weile war die ganze männliche Bevölkerung
Drusenheims auf dem Ball; aber von einer Tochter Eva's
keine Spur. Die schönsten Walzer, die ausgelassensten Gal-
lops verhallten ungetanzt in der Luft. Der verheirathete
Theil der Anwesenden wußte keinen Entschluß zu fassen, und
der unverheirathete Theil, der in Bezug auf die Toilette jede
mögliche Vorbereitung zu Eroberungen getroffen hatte, fing an
ungeduldig zu werden.

(Schluß folgt.)

Mathematische Berechnung des Lottospiels.

„Schau, schau! wieder auf ein Aug' Hab ich ihn, der 9ner
ist da und den 8ter Hab ich gesetzt. Recht geschiehts mir! wie
man auch so dumm sein kann, denn 8 in 32 geht 4mal, und
2mal 4 macht 8 und 1 dazu gibt 9. Also wär die Nummer
leicht zu errathen gewesen. Wann mir nit so dumm wärn, so
wärn in acht Tagen alle Lottokollekten im ganzen Lande ge-
sprengt !"

16
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Mathematische Berechnungen des Lottospiels"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gedanke
Lotterie
Spieler <Motiv>
Glücksspiel
Karikatur
Lotterielos
Geistesblitz <Motiv>
Lösung <Mathematik>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 13.1851, Nr. 304, S. 123

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