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Fastnachtsonntag! Lüster flammen drüben im Redouten-Saale,
Einsam bei der ambralosen Ladenlampe düstrem Strahle
Saß auf dem vom Haar des Rostes schwell'nden Pfühl der

Apotheker,

Träumend, wie einst überm Koran der Khalife Abubeker.
Sehnend schaut er starr hinüber, wo beim Schall derPolka-Klänge
Sprüh'nden Aug's die flücht'gen Paare strampsten wild im

Lustgedränge,

Glüh'nden Hauch's, doch unermüdlich durch des Saals Oblon-

gum sausend.

Einer Heerde von Kameelen gleich, durch die Sahara brausend.
Jetzt begriff er's Weh des kranken Königstigers in Bornu,
Sieht im Durra-Feld er kosen die Chimpanse mit dem Gnu;
Jetzt auch fühlt' er's Leid des blinden Narwals, fern am Roskoe-

Gletscher,

Hört er auf dem Fiord Labradors oft der Robbe Freudgeplätscher.
Da — mit Einmal — ruft der Jüngling: . Trügen mich nicht

Traumsgewalten?

Füllt sich nicht die ganze Apotheke plötzlich mit Gestalten?
Wispert's nicht in jedem Tiegel? knispert's nicht in jeder

Schublad'?

Schwabbelt's nicht in jedem Glase? krabbelt nicht ein Neger-
bub grad

Aus den duft'gen Büchsen 6ummi assaloetidae und Myrrhae,
D'ran daheim am Bachen - Asrack Quagga's naschten und

Tapire?

Trunken von Laudanum, neben Badix rhei und Discorea
Stopft bezopft ein Buddha-Mandarin' die Pfeif' mit Haysan-'Iliea,

Schwankt, als ging' im gelben Schädel gelb ihm der Hoang-

lro-Strom um,

Stürzt, wie's Bisam-Thier ins Reisfeld, in den Laurus Cin-

namomum.

Und lebendig wird's in jedem Fach, die Cortex Cascarillae
Ein't sich mit der Cortex Simarubae und Sassaparillae;
Coccionellae von den Küsten Malabar's und Koromandels
Tadeln ihn im Bund mit Arrow-root, ob seines Lebenswandels,
Und die Colloquintae von Lahore und den Sulu-Inseln
Hört er mit der Badix von dalappa still in's Ohr sich winseln:
„Ach, wie glücklich war'n wir einstens zu Barbados und Abako,
Dort am Fuß des Cotopaxi, in Peru und auf Tobako,

Wo im Schatten des Quajak die Kondors und die Moschusochsen
Schlummern, wenn am litieaea-Strand die edlenDankeos boren!"
Aus dem Fach' der Folia sennae, aus der Büchse, d'rin das

Manna

Weilt vom Dschesireth-al-Arab, wo der Imam herrscht zu

Sauna,

Droh'n ihm brüllend zwei Bedawi’s mit gezücktem Natagan:
„Weiser Pharmazic-Beflistner! Sprich, was haben wir gethan.
Daß, von Bab-el-Mandeb fern und den Ruinen von Derreiye,
Fern von Dschondisabur. uiib von Firuzabad du uns Zweie
Schnöd vermengst zu schnöder Aqua laxativa Viennensis! ?"
Ricfen's, und das Aqua calcis, Aqua salviae pratensis
Und so weiter schicken zürnend ihre Niren, alle Folia,

Alle 8ueeus und Aceta, alle Salia, alle Olea,

Jedes Lychen, jeder Syrup, jeder Spiritus und Liquor
Senden ihre Boten, vorzuheulen ihm im Melodie-Chor:

132

Deutscher Musen-Almanach.

I. Sprcies-Rache.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Deutscher Musen-Almanach"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Ille, Eduard
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Sultan
Affen <Motiv>
Apotheker <Motiv>
Fiktive Gestalt
Person of Color <Motiv>
Scheich
Indigenes Volk
Karikatur
Traum <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Chinesen <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 13.1851, Nr. 305, S. 132

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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