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Reue Eisenbahn

*41

Schuster. „Mit denen Malefiz-Eisenbahne da, da geht der gemein Mann ganz z' Grund, und alle Wirth und alle
Kutscher und d' Handwerksleut miteinand; und der Staat kriegt nix als Schulde, und wer muß sie zahle? Der gmein
Mann muß sie zahle. Wann nur der Kukuk die Eisenbahne hole thät, äll miteinand!"

Wirth. „Hast recht, Kieselschuster! Des Ding hätt man viel einfacher mache könne. Sichgst du, da hätt man nur
dürfe sechs, acht Wage zamme kette, und vorne hin vier, sechs Schuster spanne, und wann älls in der Ordnung gewese
war, hätt man grufe: Der Gerber kommt! Prr! war das Ding gange, auf und dervon, so schnell als d' Eisebahn!"

Dresdener Nachtbilder.

(Fortsetzung.)

II. Vater und Sohn.

In einer der Restaurationen, welche vor dem Löbtauer Schlage
in mannichfacher Auswahl zu finden sind, saß eines Sonntags
Nachmittags ein Mann im grauen Friesrocke an einem der
I Tische, welche nahe der Kegelbahn standen, und hatte soeben
! Pfeife und Tabaksbeutel bei Seite gelegt, um eine Portion
Sauerbraten, die das Dienstmädchen ihm brachte, zu verzehren.
Dieser Gast schien dem vierzigsten Jahre nahe zu sein und hatte
ein bleiches, aufgedunsenes Gesicht, welches, wenn er lächelte,
einen etwas widerwärtigen und zugleich einfältigen Ausdruck er-
hielt, während der matte Blick seiner Augen mit einer fast stumpf-
sinnigen Gleichgültigkeit sich auf die ihn umgebenden Personen
richtete, sofort aber auswich, wenn einer der Anwesenden ihn
fester betrachtete. Uebrigens war er mit nicht unbedeutenden
Verdauungswerkzeugen begabt, denn die ihm vorgcstcllte Portion
mit einem ansehnlichen Stück Schwarzbrod war bald vertilgt,
und nachdem er schnalzend mit dem letzten Stück Brodrinde
den Teller ausgewischt, schien er sehr in Bcrathung zu ziehen,

ob nicht eine zweite Auflage ihm gut sein möge. Jndeß entschied
er sich doch, sei es aus finanziellen oder diätischen Rücksichten,
für das Bewcndenlaffen und verlangte statt desten ein großes
Glas Kümmel, das er auf einen Zug leerte, zog dann einen
ledernen Geldbeutel, besten Grundfarbe nicht ganz genau zu
erkennen war und zählte nach etwas langwierigem Suchen den
Betrag seiner Zeche dem harrenden Dienstmädchen auf den Tisch.

Untcrdeß war es auf der Kegelbahn lebhaft geworden und
der Mann in dem Friesrocke, der seine Kaste unter dem Tische
durchzählt hatte, stand auf und mischte sich unter die Kegel-
schieber, von welchen einige ihn zu kennen schienen. Denn
als er den Anfangsbuchstaben feines Namens dem Anschreiber
gesagt und später die mehrmalige Aufforderung: Jetzt schiebt
das S., Herr S. schiebt, unbeachtet gelasten hatte, riefen
einige der Mitspieler: „Angelfriede, du schiebst."

„Aha! ich also!" entgegnete der Fricsrock, und nahm kunst-
gerecht die Schöße seines Rocks auf die rechte Seite. „Ich
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Neue Eisenbahn"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Technikfeindlichkeit
Schuhmacher
Muskelkraft
Eisenbahn
Eisenbahnwagen
Karikatur
Gespann <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Frauenkirche (München)

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 13.1851, Nr. 306, S. 141

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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