Fliegende Blätter (23.1856 (Nr. 529-552))

Knödel und Schwammerliug.

Im Pfarrhof im stillen Suppennapf
Ei» trauernder Knödel lag,

Trug tief im Herzen sein LiebcSwch',

Er seufzte bei Rächt und Tag.

„O! fäh' ich wieder den braunen Hut,

Und wieder ihr weißes Kleid,

Hcrzlicbstc, herzliebste Frau Schwammerlingin,
Wie würde das Herz mir weit!"

Zm braunen Hut und weißen Kleid

An einer Buche im MooS

Stand tiefbetrübt Frau Schwammerlingi»,

Ließ manchen Seufzer los.

„O! fäh' ich wieder Dein schelmisch Gesicht,
So freundlich voll und rund,

Herzlicbster, herzlichster Knödel mein.

Da würde mein Herz gesund."

Da kam de« Weg'S ein alt Wciblein der,

Die nahm Frau Schwammerlingi»;

Zum Knödel im stillen Suppennapf,

Zum Pfarrhof führt es sic hin.

Der gute Pfarrer die Kunde vernahm.

Da hat er die Beiden bestellt,

DaS Bmcdicite d'rübcr er sprach.

Dann hat er die Beiden vermählt.

Und solcher Knödel und Schwammerling
Gcb'S auf der Welt'noch mehr;

Gott schütze die alten Weiber uns.

Sonst gibt's keine Hochzeiten mehr.

Rach dem Grdbebeu am SS. Juli 1855.

„Jott soll mir bewahren! iS das cnc unjcsunde Wit-
terung dieses Jahr. Schonst wieder ein Erdbeben!"

Zeit ist Geld.

Ein recht lüdcrlichcr Bettler spricht einen Gelehrten in
j seiner Studicrstubc an: „Ein Armer!"

Gelehrter. „Ei, lieber Freund, er kommt gerade zur
glücklickicn Stunde, Ihm kann geholfen werden. So eben
! schreibe ich an einem volkswirthschaftlichcn Werke und just auf
1 der letzten Seite habe ich die triftigen Worte geschrieben: „Zeit
; ist Gelb!" Ja, mein lieber Freund, Zeit ist Geld! Haben Sie
I Zeit, so haben Sic Geld."

Bettler. „Ree, Herr Professor, daS wisse Sie nicht recht,
j Wer viel Zeit hat, braucht Geld, aber haben tbut er deß-
I wegen kcinS." ;-