Fliegende Blätter (23.1856 (Nr. 529-552))

ihr Männchen zuweilen scherzhafter Weise nennte wieder in
den Wandschrank zu stecken, und darin unerbittlich bei Wasser
und Brod zappeln zu lassen, wenn er sich jemals einsallen
lassen sollte, ihr untreu zu werden.

Auch eine Recognition.

Untersuchungsrichter. „Zeuge! ist dieß derjenige
Stock, mit welchem Euch die Verletzung an Eucrm Kopfe zu-
gefügt wurde?"

Zeuge. „Ja wissen Se, Ew. Gnaden, Herr Rath, das
könnt' ich grad so genau nit sagen, wcil's selbigsmal so finster
g'wcscn ist. Jetzt mein ich halt, wenn Sc mir e paarmal da-
mit tüchtig auf den Kopf schlagen thätcn, daß ich '» nachher
vielleicht wieder kennen thät."

Einst und jetzt.

KurioS! Adam und Eva sind nach ihrem Falle aus
dem Paradiese gejagt worden — wenn aber heutzutage
Einer fallirt, so geht sein paradiesisches Leben erst

Guter Rath.

Erster Studiosus. „Höre, Bruder, das ist ein schlim-
mer Casus. Gestern micthctc ich ein neues Logis, und heut'
seh' ich erst, daß kein Ofen drin ist!"

Zweiter. ' „Hm! Weißt Du was, da ist leicht gehol-
fen. Du kömmst über Tag zu mir, kaufst bloß daS Holz
und läßt Dir dann bei mir cinheizcn!"

„Wie kannst Du nur auf den alten Jakob eifersüchtig
sein — Du weißt doch, daß man jung sein muß, um mir
zu gefallen!"

Die beste Wett.

Bucklichtcr. „Sie, verzeihcn's, Herr Prediger, Sie
haben heute gesagt, daß Gott Alles gut gemacht hat; da
schau'ns meinen Buckel an!"

Prediger. „Lieber Freund, es ist so, wie ich gesagt
habe; — für einen Bucklichtcn ist Er — gut genug, ja so-
gar sehr gut gemacht!"

Soloscene.

Die Gäste unter einander. „Welchen Götterabcnd
der Herr Salomon Maier uns bereitet mit diesem Quartett!
Wie bin ich ihm verpflichtet für seine Einladung! — Und
wie ausdrucksvoll der erste Violinist spielt! Welch scclcnvollcS
Adagio!"

Banquier Salomon (leise zudem Violinisten). „Ach,
was spiclcn'S so langsam — die Stund' ist kurz und sechs
LvuiSd'orS ist viel Geld."