Männer. 31
3.
Es war im Jahre 183 .
Seine Erlaucht der regierende Herr von Katzenstein-
Mäuseheim saß bei det Nachmittags - Chocolade und las in
Thiers „Geschichte des Consulats und des Kaiserreichs".
Bei einer Stelle, die ihn sehr interessirte, sprang er plötzlich
auf und eilte ans Fenster, unter welchem ein Füselier des
Katzenstein-Mäuseheim'schen Kontingents auf Posten stand.
„Ich will mit Dir sprechen, mein Braver!" rief er
dem Füselier zu, „komm' herauf".
„Zu Befehl, Erlaucht", entgegnete der Füselier, und
lehnte sein Gewehr an das Schilderhaus.
„Nein, nein!" rief hitzig Erlaucht, „Du mußt sagen:
ich darf nicht, Erlaucht, ich muß auf meinem Posten bleiben."
„Ich darf nicht, Erlaucht, ich muß auf meinem Po-
sten bleiben."
„Gut, so werde ich ablösen lassen", lächelte zufrieden
Erlaucht, und gab seinem Kammerdiener Befehl, den Füse-
lier durch den Unteroffizier der Schloßwache ablösen zu
lassen. —
4.
Eine Viertelstunde später stand der Füselier des Katzen-
stein-Mäuseheim'schen Contingents im Cabinet Sr. Erlaucht.
„Wie heißt Du mein Braver?" fragte dieser den
Soldaten, an seinem dicken Ohr zupfend.
„Hans Jörg, Eure Gnaden."
„Wie lange dienst Du?"
„Zu Lichtmeß wärd's wohl 'n Jährle wären."
„Gut mein Braver, bei welchen Schlachten warst Du?"
Der Soldat nach einer kleinen Pause:
„Halten's zu Gnaden, Erlaucht, mer Haben derheem
alle Jährel 'n Schweinel geschlacht und da bin ich allemal
derbei gewest und hab die Knackwürst' gehackt, die Niemand
hacken wollt', aber vergangnes Jahr und Heuer wird's mei
Sir nischt wären, 's Vieh is zu theuer — mer kann's
nicht bezahlen."
„Und Du bist nicht avancirt?" fuhr Erlaucht fort.
„Nee !" erwiderte Hans Jörg und schüttelte mit dem
dicken Kopf.
„Geh' zum Major, Lieutnant Hans Jörg,"
sagte Erlaucht, „und melde Dich, morgen werde ich Dich
der Compagnie vorstellen."
„Eure Gnaden, Eure Gnaden!" schrie überrascht
Hans Jörg und wollte fich Erlaucht zu Füßen werfen.
„Laßt das," entgegnete dieser zurücktretend, „Ihr habt
Euch die Epauletten verdient."
Den andern Tag erhielt der Lieutenant Hans Jörg,
da das ganze Officier -Corps des Katzenstein-Mäuseheim'¬
schen Contingents fich mit ihm zu dienen weigerte, wegen
überkommenen Dienstunvermögens den Abschied, mit der
Erlaubniß, die Uniform des Contingents tragen zu dürfen,
und 200 st. Pension.
3.
Es war im Jahre 183 .
Seine Erlaucht der regierende Herr von Katzenstein-
Mäuseheim saß bei det Nachmittags - Chocolade und las in
Thiers „Geschichte des Consulats und des Kaiserreichs".
Bei einer Stelle, die ihn sehr interessirte, sprang er plötzlich
auf und eilte ans Fenster, unter welchem ein Füselier des
Katzenstein-Mäuseheim'schen Kontingents auf Posten stand.
„Ich will mit Dir sprechen, mein Braver!" rief er
dem Füselier zu, „komm' herauf".
„Zu Befehl, Erlaucht", entgegnete der Füselier, und
lehnte sein Gewehr an das Schilderhaus.
„Nein, nein!" rief hitzig Erlaucht, „Du mußt sagen:
ich darf nicht, Erlaucht, ich muß auf meinem Posten bleiben."
„Ich darf nicht, Erlaucht, ich muß auf meinem Po-
sten bleiben."
„Gut, so werde ich ablösen lassen", lächelte zufrieden
Erlaucht, und gab seinem Kammerdiener Befehl, den Füse-
lier durch den Unteroffizier der Schloßwache ablösen zu
lassen. —
4.
Eine Viertelstunde später stand der Füselier des Katzen-
stein-Mäuseheim'schen Contingents im Cabinet Sr. Erlaucht.
„Wie heißt Du mein Braver?" fragte dieser den
Soldaten, an seinem dicken Ohr zupfend.
„Hans Jörg, Eure Gnaden."
„Wie lange dienst Du?"
„Zu Lichtmeß wärd's wohl 'n Jährle wären."
„Gut mein Braver, bei welchen Schlachten warst Du?"
Der Soldat nach einer kleinen Pause:
„Halten's zu Gnaden, Erlaucht, mer Haben derheem
alle Jährel 'n Schweinel geschlacht und da bin ich allemal
derbei gewest und hab die Knackwürst' gehackt, die Niemand
hacken wollt', aber vergangnes Jahr und Heuer wird's mei
Sir nischt wären, 's Vieh is zu theuer — mer kann's
nicht bezahlen."
„Und Du bist nicht avancirt?" fuhr Erlaucht fort.
„Nee !" erwiderte Hans Jörg und schüttelte mit dem
dicken Kopf.
„Geh' zum Major, Lieutnant Hans Jörg,"
sagte Erlaucht, „und melde Dich, morgen werde ich Dich
der Compagnie vorstellen."
„Eure Gnaden, Eure Gnaden!" schrie überrascht
Hans Jörg und wollte fich Erlaucht zu Füßen werfen.
„Laßt das," entgegnete dieser zurücktretend, „Ihr habt
Euch die Epauletten verdient."
Den andern Tag erhielt der Lieutenant Hans Jörg,
da das ganze Officier -Corps des Katzenstein-Mäuseheim'¬
schen Contingents fich mit ihm zu dienen weigerte, wegen
überkommenen Dienstunvermögens den Abschied, mit der
Erlaubniß, die Uniform des Contingents tragen zu dürfen,
und 200 st. Pension.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Zwei große Männer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Füsilier <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 24.1856, Nr. 556, S. 31
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg