Master Vorwärts als Staats-Dekonom.
Alle Menschen leben in der Luft
und wohnen in derselben! Soll der Staat ;
so viele Wohnungen umsonst liefern? Wie
viele Nachrichten werden aus der Luft
gegriffen? Soll der Staat ste umsonst her-
geben ?
Wie wichtig die Luft sei, kann man schon
daraus ersehen, daß die Menschen bei unzäh-
ligen Gelegenheiten sich Luft machen müssen.
Man springt vor Freude in die Luft!
Wenn man sich freut, so hat man Geld, wenn
man Geld hat und in die Luft springen will,
so soll man das Vergnügen bezahlen! Auf
das Bier ist eine Steuer gesetzt! Warum? das
Bier stärkt! Stärkt nicht die Luft auch? j
Wie oft hört man: Ah, das ist eine gute
! Luft! Sind gute Sachen nicht Geldes wcrth?
Wie oft hört man ferner: Dasistcine
reine Luft! Muß man ein reines Hemd zahlen,
warum nicht auch eine reine Luft? Nehmen
Sie, verehrte Zuhörer, nur die vielen Tabak-
raucher an — was thätcn sie, wenn ihre Pfeifen
keine Luft hätten? Sic könnten nicht rauchen;
— könnten Sie nicht rauchen, so könnten die
Tabakfabrikanten nicht leben, die Cigarrcnmäd-
chen nicht leben, in letzterem Falle die Jüng-
linge nicht leben, in diesem Falle die Mütter
nicht leben — und so ginge die menschliche
Gesellschaft zu Grunde wegen Mangel an ge-
eigneten Müttern!
Kann man aber die menschliche Gesellschaft
zu Grunde gehen lassen? Nein! Lrgo müssen
die Tabakraucher Luft haben — und da sic's
haben müssen, so sollen sic's auch bezahlen!
„Verehrte Zuhörer! Vier Elemente, innig gesellt, können
bringen enormes Geld! Ich meine nämlich die bekannten Ele-
mente: Feuer, Wasser, Erde und Luft. Die drei erstgenannten
sind i» ihrer nationalökonomischen Wichtigkeit so ziemlich erfaßt
worden; aber eine wahrhaft unverdiente und unbegreifliche Ver- !
»achläsflgung bat bis jetzt die Luft, dieser wichtige Bcstand-
tbeil des menschlichen Lebens, erfahren. Wie viele Menschen
gibt es, dir, wie man sagt, von der Luft leben! Warum
soll der Ltaat diesen Erwerbszweig nicht besteuern?
Aber nicht bloß die untern Klaffen kon-
sumiren viel Luft, sondern auch die reichen Leute'.
Dder sind etwa Leute nicht reich, die sich Schlös-
ser bauen könne»? Wie viele Leute bauen sich eigene Luftschlös-
ser! Somit, verehrteZuhörcr, glaube ich die Idee ciner allgemei-
nen Luftbesteuerung genügend begründet zu haben. Die Aus-
führung stößt auf keine Hindernisse. Rechnen wir die Maß
Luft zu | Ngr., was Niemand zu hoch finden wird, da eine
Maß Milch, die viel ungenießbarer ist, 4 — 5 Ngr. kostet,
so ergibt sich jährlich eine Reineinnahme von einigen Trillionen
Ngr., welche sich durch die Division in Gulden verwandeln lassen.
Wohl dem Staate, der mich anerkennt!
Alle Menschen leben in der Luft
und wohnen in derselben! Soll der Staat ;
so viele Wohnungen umsonst liefern? Wie
viele Nachrichten werden aus der Luft
gegriffen? Soll der Staat ste umsonst her-
geben ?
Wie wichtig die Luft sei, kann man schon
daraus ersehen, daß die Menschen bei unzäh-
ligen Gelegenheiten sich Luft machen müssen.
Man springt vor Freude in die Luft!
Wenn man sich freut, so hat man Geld, wenn
man Geld hat und in die Luft springen will,
so soll man das Vergnügen bezahlen! Auf
das Bier ist eine Steuer gesetzt! Warum? das
Bier stärkt! Stärkt nicht die Luft auch? j
Wie oft hört man: Ah, das ist eine gute
! Luft! Sind gute Sachen nicht Geldes wcrth?
Wie oft hört man ferner: Dasistcine
reine Luft! Muß man ein reines Hemd zahlen,
warum nicht auch eine reine Luft? Nehmen
Sie, verehrte Zuhörer, nur die vielen Tabak-
raucher an — was thätcn sie, wenn ihre Pfeifen
keine Luft hätten? Sic könnten nicht rauchen;
— könnten Sie nicht rauchen, so könnten die
Tabakfabrikanten nicht leben, die Cigarrcnmäd-
chen nicht leben, in letzterem Falle die Jüng-
linge nicht leben, in diesem Falle die Mütter
nicht leben — und so ginge die menschliche
Gesellschaft zu Grunde wegen Mangel an ge-
eigneten Müttern!
Kann man aber die menschliche Gesellschaft
zu Grunde gehen lassen? Nein! Lrgo müssen
die Tabakraucher Luft haben — und da sic's
haben müssen, so sollen sic's auch bezahlen!
„Verehrte Zuhörer! Vier Elemente, innig gesellt, können
bringen enormes Geld! Ich meine nämlich die bekannten Ele-
mente: Feuer, Wasser, Erde und Luft. Die drei erstgenannten
sind i» ihrer nationalökonomischen Wichtigkeit so ziemlich erfaßt
worden; aber eine wahrhaft unverdiente und unbegreifliche Ver- !
»achläsflgung bat bis jetzt die Luft, dieser wichtige Bcstand-
tbeil des menschlichen Lebens, erfahren. Wie viele Menschen
gibt es, dir, wie man sagt, von der Luft leben! Warum
soll der Ltaat diesen Erwerbszweig nicht besteuern?
Aber nicht bloß die untern Klaffen kon-
sumiren viel Luft, sondern auch die reichen Leute'.
Dder sind etwa Leute nicht reich, die sich Schlös-
ser bauen könne»? Wie viele Leute bauen sich eigene Luftschlös-
ser! Somit, verehrteZuhörcr, glaube ich die Idee ciner allgemei-
nen Luftbesteuerung genügend begründet zu haben. Die Aus-
führung stößt auf keine Hindernisse. Rechnen wir die Maß
Luft zu | Ngr., was Niemand zu hoch finden wird, da eine
Maß Milch, die viel ungenießbarer ist, 4 — 5 Ngr. kostet,
so ergibt sich jährlich eine Reineinnahme von einigen Trillionen
Ngr., welche sich durch die Division in Gulden verwandeln lassen.
Wohl dem Staate, der mich anerkennt!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Master Vorwärts als Staats-Oekonom"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 26.1857, Nr. 613, S. 100
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg