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Wie man es nimmt.
Der Färbcrmeister in Ballberg raucht Tabak und ist nicht
der erste und auch nicht allein. Aber so hoch wie der Meister
raucht selten einer; denn der Meister raucht durch die Nase,
und die tragt er hoch, sehr hoch. Dcßwegcn und weil ein Verbot
durch's Land ging, daß Niemand mehr über die Straße rauchen
soll, bei einem Gulden und dreißig Kreuzer Strafe, so raucht
er doch und denkt: „Das geht gemeine Leute an, aber mich
nicht, — soll mir einer kommen — ich will mich schon salvire»;
es war' daS erstemal nicht/' Dabei fährt er ganz behaglich
mit der Hand über sein Schmeerbäuchlein, stopft dann seine
Pfeife und geht ins BicrhauS. Ehe er aber hinkam, kriegt ihn
einer mit rothe» Aufschlägen am Arm und sagt zu ihm: „Seid
so gut und bezahlt mir einen Thaler, Meister, oder ich muß
Euch an Zahlungsstatt zum Herrn Amtmann führen." „Meinet-
wegen, allonS! Was liegt mir dran."
Der Herr Amtmann crplizirt's ihm ganz deutlich, daß,
wer über die Straße raucht, der zahlt einen Thaler.
„Mit Erlaubniß, gestrenger Herr Amtmann, dann geht
mich das nichts an, dieweil ich nicht über die Straße, sonder»
der Länge der Straße nach geraucht habe- Ich behalt' also
meinen Thaler," — und dabei lachte er de» Amtmann ganz
pfiffig an, so seitwärts. „Gelt, Dich Hab' ich, Amtmann," denkt
er, „so fängt man hier zu Land keinen Färbcrmeister."
„Es ist mir lieb, daß Ihr das selber einscht, lieber Meister,"
sagt der Amtmann; „so begreift Ihr auch, daß, wen» das
Rauchen über die Straße nur einen Thaler kostet, dasRaucke»
der Länge nach wenigstens 3 Gulden werth ist. Dicßmal
und weil Ihr der gescheite Meister seid, will ich's dabei bewenden
lassen, aber wenn Ihr wieder so der Länge nach raucht, so laß
ich die Mcßschnur holen; — dann könnt Ihr auch Euer Mul-
tipliciren wieder appliciren."
Moral: Hinter dem Bierglaö wächst ein Späßlein gar
fein und lustig, aber vor dem Amt ist's gewagt und man kann
sich daran stechen. Mit einem Amtmann ist'S nicht gut Spaß
j machen.
Allgemeine Fragen und spezielle Antworten.
Was kann der Gesundheit besonders schädlich werden? —
Wenn man an einem rauhen Herbstabcnde ohne Kopfbedeckung
und ohne Cravatte aus dem dritten Stock vom Fenster herunter
fällt.
Bor waS hat man sich besonders in Acht zu nehme» ? —
Daß man an seinem Vcrmählungstage nicht eingespcrrt wird.
WaS ist höchst genant? — Wen» ein Gläubiger seinem
Schuldner Ansichten über daö System der Einzelnhaft entwickelt.
Und was ist noch nie vorgckominen? — Daß ein Gläubiger
sich für seinen Schuldner einsperren ließ.
Was ist für einen russischen Emigranten höchst interessant?
— Wenn er am Gestade deS Missisippi sitzend, seine steck-
briefliche Verfolgung im „Moskauer Anzeiger" liest.
Und was ist für denselben Emigranten minder interessant?
— Wenn er den Moskauer Anzeiger mit seiner steckbrieflichen
Verfolgung erst in der Kasematte des Kremls zu lesen erhält.
Ansichten über Gefährlichkeit!
Fremder. „Können Sic mich über den Sec fahren?"
Schiffer. „Ja."
Fremder. „Ist die Ucbcrfahrt nicht gefährlich?"
Schiffer. „Nein."
Fremder. „Man sagte mir doch im Dorfe, daß erst
vor zwei Tagen vier Reisende ertrunken seien?"
Schiffer. „Das ist auch wahr, die sind aber nicht 1
übcrgcfahren, sondern unterwegs umgeschlagen."
Wie man es nimmt.
Der Färbcrmeister in Ballberg raucht Tabak und ist nicht
der erste und auch nicht allein. Aber so hoch wie der Meister
raucht selten einer; denn der Meister raucht durch die Nase,
und die tragt er hoch, sehr hoch. Dcßwegcn und weil ein Verbot
durch's Land ging, daß Niemand mehr über die Straße rauchen
soll, bei einem Gulden und dreißig Kreuzer Strafe, so raucht
er doch und denkt: „Das geht gemeine Leute an, aber mich
nicht, — soll mir einer kommen — ich will mich schon salvire»;
es war' daS erstemal nicht/' Dabei fährt er ganz behaglich
mit der Hand über sein Schmeerbäuchlein, stopft dann seine
Pfeife und geht ins BicrhauS. Ehe er aber hinkam, kriegt ihn
einer mit rothe» Aufschlägen am Arm und sagt zu ihm: „Seid
so gut und bezahlt mir einen Thaler, Meister, oder ich muß
Euch an Zahlungsstatt zum Herrn Amtmann führen." „Meinet-
wegen, allonS! Was liegt mir dran."
Der Herr Amtmann crplizirt's ihm ganz deutlich, daß,
wer über die Straße raucht, der zahlt einen Thaler.
„Mit Erlaubniß, gestrenger Herr Amtmann, dann geht
mich das nichts an, dieweil ich nicht über die Straße, sonder»
der Länge der Straße nach geraucht habe- Ich behalt' also
meinen Thaler," — und dabei lachte er de» Amtmann ganz
pfiffig an, so seitwärts. „Gelt, Dich Hab' ich, Amtmann," denkt
er, „so fängt man hier zu Land keinen Färbcrmeister."
„Es ist mir lieb, daß Ihr das selber einscht, lieber Meister,"
sagt der Amtmann; „so begreift Ihr auch, daß, wen» das
Rauchen über die Straße nur einen Thaler kostet, dasRaucke»
der Länge nach wenigstens 3 Gulden werth ist. Dicßmal
und weil Ihr der gescheite Meister seid, will ich's dabei bewenden
lassen, aber wenn Ihr wieder so der Länge nach raucht, so laß
ich die Mcßschnur holen; — dann könnt Ihr auch Euer Mul-
tipliciren wieder appliciren."
Moral: Hinter dem Bierglaö wächst ein Späßlein gar
fein und lustig, aber vor dem Amt ist's gewagt und man kann
sich daran stechen. Mit einem Amtmann ist'S nicht gut Spaß
j machen.
Allgemeine Fragen und spezielle Antworten.
Was kann der Gesundheit besonders schädlich werden? —
Wenn man an einem rauhen Herbstabcnde ohne Kopfbedeckung
und ohne Cravatte aus dem dritten Stock vom Fenster herunter
fällt.
Bor waS hat man sich besonders in Acht zu nehme» ? —
Daß man an seinem Vcrmählungstage nicht eingespcrrt wird.
WaS ist höchst genant? — Wen» ein Gläubiger seinem
Schuldner Ansichten über daö System der Einzelnhaft entwickelt.
Und was ist noch nie vorgckominen? — Daß ein Gläubiger
sich für seinen Schuldner einsperren ließ.
Was ist für einen russischen Emigranten höchst interessant?
— Wenn er am Gestade deS Missisippi sitzend, seine steck-
briefliche Verfolgung im „Moskauer Anzeiger" liest.
Und was ist für denselben Emigranten minder interessant?
— Wenn er den Moskauer Anzeiger mit seiner steckbrieflichen
Verfolgung erst in der Kasematte des Kremls zu lesen erhält.
Ansichten über Gefährlichkeit!
Fremder. „Können Sic mich über den Sec fahren?"
Schiffer. „Ja."
Fremder. „Ist die Ucbcrfahrt nicht gefährlich?"
Schiffer. „Nein."
Fremder. „Man sagte mir doch im Dorfe, daß erst
vor zwei Tagen vier Reisende ertrunken seien?"
Schiffer. „Das ist auch wahr, die sind aber nicht 1
übcrgcfahren, sondern unterwegs umgeschlagen."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wie man es nimmt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 26.1857, Nr. 614, S. 111
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg