Auserlesene Gedichte weiland Gottlieb
Biedermaiers.
Rürgersm».
Mltgcthcllt von Herrn Obcraufschläger Nepomuk Purzelmalcr, gczclchnci
von Herrn Ezechiel Schwcinichen, Schulmeister allda.
Die Nacht ist für den Schlaf bestimmt,
Es hat mich oft schon mißgestimmt,
Wen» immer noch nach zehn
Leut' auf den Gassen geh'n.
Ja, für den Wächter ist cd Psticht,
Daß Nachts er wacht, sein Sprüchlein spricht,
Doch jeder Bürgersmann
Gehört nach Hause dann.
Auch ich geh' aus, doch nur mit Maß,
Ich trinke höchstens drei, vier Glas,
Und war' es Honigseim,
Um neun Uhr geh' ich heim.
Da d'rüben bei Herrn Stamm, dem Beck,
Der immer hat so. gute Weck
Und auch recht gutes Bier,
Da ist mein Standquartier.
Da bin ich Stammgast und fürwahr
Schon manches lange, liebe Jahr,
Stamm ist ein braver Man»,
Der Spaß vertragen kann.
Doch wenn mein Stündlcin rückt heran,
Dann zünd' ich mein Laternlein an,
Und zahl', was ich gezecht,
' ) Nun ist's gerade recht.
Und keiner fragt: „Ei, ei, Herr Bie-
Dermaicr, schon nach Hause — wie?"
Weil täglich nach der Schnur
Ich folge meiner Uhr.
Mein Spitzlcin bellt schon froh voraus,
Ja, Spitz, nun gehen wir nach Haus.
Ihr Freunde und Herr Stamm,
Recht gute Nacht bcisamm'!
Ich ehre die Geselligkeit,
Doch auch der Schlaf hat seine Zeit
Für Mann und Kind und Weib,
Er stärkt den müden Leib.
Die Nacht ist für den Schlaf bestimmt,
D'rum hat's mich oft schon mißgestimmt,
Daß immer »och nach zehn
Leut' auf der Gasse geh'n.
Die Hochzeit auf der Schildwache.
Ein Regiment, das sechs Wochen lang in einem Dorf-
bezirkc in Cantonirung gelegen war, bekam unversehens in der
Nacht um zwei Uhr Befehl zum plötzlichen Aufbruch. Um drei
Uhr war also schon Alles auf dem Marsche, bis auf eine ein-
same Schildwache draußen im Feld, die in der Eile vergessen
wurde und stehen blieb. Dem Soldaten auf der einsamen
Schildwache wurde jedoch zuerst die Zeit nicht lang; denn er
schaute die Sterne an und dachte: „Glitzert ihr so lange ihr
wollt, ihr seid doch nicht so schön, als zwei Augen, welche jetzt
schlafen in der untern Mühle. Gegen fünf Uhr jedoch dachte
er: cs könnte jetzt bald drei sein. Allein Niemand wollte kom-
men, um ihn abzulöscn. Die Wachtel schlug, der Dorfhahn
krähte, die letzten Sterne, die selbigen Morgen noch kommen
wollten, waren aufgegange», der Tag erwachte, die Arbeit ging
i»S Feld, aber noch stand unser Musquetier unabgelöst auf
seinem Posten. Endlich sagte ihm ein Bauersmann, der auf
seinen Acker hinausging, das ganze Regiment sei ausmarschirt
schon um drei Uhr, kein Kamaschenknopf sei mehr im Dorfe,
Biedermaiers.
Rürgersm».
Mltgcthcllt von Herrn Obcraufschläger Nepomuk Purzelmalcr, gczclchnci
von Herrn Ezechiel Schwcinichen, Schulmeister allda.
Die Nacht ist für den Schlaf bestimmt,
Es hat mich oft schon mißgestimmt,
Wen» immer noch nach zehn
Leut' auf den Gassen geh'n.
Ja, für den Wächter ist cd Psticht,
Daß Nachts er wacht, sein Sprüchlein spricht,
Doch jeder Bürgersmann
Gehört nach Hause dann.
Auch ich geh' aus, doch nur mit Maß,
Ich trinke höchstens drei, vier Glas,
Und war' es Honigseim,
Um neun Uhr geh' ich heim.
Da d'rüben bei Herrn Stamm, dem Beck,
Der immer hat so. gute Weck
Und auch recht gutes Bier,
Da ist mein Standquartier.
Da bin ich Stammgast und fürwahr
Schon manches lange, liebe Jahr,
Stamm ist ein braver Man»,
Der Spaß vertragen kann.
Doch wenn mein Stündlcin rückt heran,
Dann zünd' ich mein Laternlein an,
Und zahl', was ich gezecht,
' ) Nun ist's gerade recht.
Und keiner fragt: „Ei, ei, Herr Bie-
Dermaicr, schon nach Hause — wie?"
Weil täglich nach der Schnur
Ich folge meiner Uhr.
Mein Spitzlcin bellt schon froh voraus,
Ja, Spitz, nun gehen wir nach Haus.
Ihr Freunde und Herr Stamm,
Recht gute Nacht bcisamm'!
Ich ehre die Geselligkeit,
Doch auch der Schlaf hat seine Zeit
Für Mann und Kind und Weib,
Er stärkt den müden Leib.
Die Nacht ist für den Schlaf bestimmt,
D'rum hat's mich oft schon mißgestimmt,
Daß immer »och nach zehn
Leut' auf der Gasse geh'n.
Die Hochzeit auf der Schildwache.
Ein Regiment, das sechs Wochen lang in einem Dorf-
bezirkc in Cantonirung gelegen war, bekam unversehens in der
Nacht um zwei Uhr Befehl zum plötzlichen Aufbruch. Um drei
Uhr war also schon Alles auf dem Marsche, bis auf eine ein-
same Schildwache draußen im Feld, die in der Eile vergessen
wurde und stehen blieb. Dem Soldaten auf der einsamen
Schildwache wurde jedoch zuerst die Zeit nicht lang; denn er
schaute die Sterne an und dachte: „Glitzert ihr so lange ihr
wollt, ihr seid doch nicht so schön, als zwei Augen, welche jetzt
schlafen in der untern Mühle. Gegen fünf Uhr jedoch dachte
er: cs könnte jetzt bald drei sein. Allein Niemand wollte kom-
men, um ihn abzulöscn. Die Wachtel schlug, der Dorfhahn
krähte, die letzten Sterne, die selbigen Morgen noch kommen
wollten, waren aufgegange», der Tag erwachte, die Arbeit ging
i»S Feld, aber noch stand unser Musquetier unabgelöst auf
seinem Posten. Endlich sagte ihm ein Bauersmann, der auf
seinen Acker hinausging, das ganze Regiment sei ausmarschirt
schon um drei Uhr, kein Kamaschenknopf sei mehr im Dorfe,
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Auserlesene Gedichte weiland Gottlieb Biedermaier's" "Die Hochzeit auf der Schildwache"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 26.1857, Nr. 615, S. 118
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg