Auserlesene Gedichte weiland Gottlieb Biedermaier s.
(Schluß.)
'Sdjacteninatec 8 ){fage um den entfcfjfafeneii Riedermaier.
Meine Finger lass' ich gleiten
Tiefgerührt auf Brummbaßsaiten,
Schlott'rig sind sie nur gespannt,
Und es zittert meine Hand.
Wie aus einem hohlen Hafen
Muß man singen von dem Braven,
Den bereits das Grab verschlingt,
Daß cs dumpf und schollrig klingt.
Biedermaier, Biedermaier,
Was verstimmst Du meine Leyer?
Sagt, wo nchm' ich Thränen her?
O, der Gottlieb ist nicht mehr!
Ach! wie soll ich mich zerstreuen?
Muß ich nicht mein Lied bereuen,
Wenn durch dieses Kummers Gift
Mich der Schlag noch heute trifft?
Ist cs möglich? So ein Dichter,
So ein sanfter Friedensstifter,
So ein beispielloser Mann
Stirbt und thut uns dieses an!
O du großer Gott, du großer!
Immer wird es mir kurioser
Weiß man, wie viel Uhr es ist,
Wenn der Mensch sich so vergißt?
Soll ich sein Verdienst erzähle»,
Eure Ohren müßt' ich quälen .
Mit der überflüß'gcn Zahl,
Das geht nicht mit Eincmmal.
Rechnen, lesen, schreiben, dichte»,
Wachtelhunde abzurichten,
Für die Freunde zeitenweis.
Freut den licbenswürd'gen Greis.
Brachten es die Jahreszeiten,
Oder sonst Gelegenheiten,
Wer ertrug und macht' auch Spaß,
Als der Biedermaier baß?
Himmel! war die Lug', das Laster,
Irgend Einem je verhaßter?
Wie war er so treu beständ'sch!
Ach, ein wahrer Nebcumcnsch!
Nein, wie ist mir in den Magen
Dieser Todesfall geschlagen;
Angst und bang, so wird mir schier,
Reichet einen Bitter» mir!
R'sagesieü des Sri)uCinei|ters Geranins 35iifteu|ledleu tun öen
hingegnngenen -freunö {JolUiefi 35iebeiinaier.
O Spektakel, welch' ein Schrecken!
- Das ist Traucrsiegellak.
Jeremias Birkcnstecken,
Bürste deinen schwarzen Frack!
Welche Botschaft! Biedermaier,
Dieser Edle, lebt nicht mehr!
Bindet Flor an meine Leier,
Denn der Vorgang schmerzt mich sehr.
Bindet Flor an Hut und Hauben,
Daß die Thräne besser fließt,
Niemand wird die Nachricht glauben,
Bis er'ö in dem Blättlc liest.
Gott, hätt' ich das können ahnen,
Daß der große Mann verschied,
Als wir eben in dem Schwanen
Sangen sein Kartoffellied!
Morgen wird man ihn begrabe»,
Schlag halb zehn Uhr; denn genau
Will cs das Gesetz so haben:
Unsre weise Leichenschau.
Ach, muß Alles denn von hinnen,
Was da schön und edel ist,
Dieses bringt mich schier von Sinnen,
Solch ein Dichter, Mensch und Christ!
(Schluß.)
'Sdjacteninatec 8 ){fage um den entfcfjfafeneii Riedermaier.
Meine Finger lass' ich gleiten
Tiefgerührt auf Brummbaßsaiten,
Schlott'rig sind sie nur gespannt,
Und es zittert meine Hand.
Wie aus einem hohlen Hafen
Muß man singen von dem Braven,
Den bereits das Grab verschlingt,
Daß cs dumpf und schollrig klingt.
Biedermaier, Biedermaier,
Was verstimmst Du meine Leyer?
Sagt, wo nchm' ich Thränen her?
O, der Gottlieb ist nicht mehr!
Ach! wie soll ich mich zerstreuen?
Muß ich nicht mein Lied bereuen,
Wenn durch dieses Kummers Gift
Mich der Schlag noch heute trifft?
Ist cs möglich? So ein Dichter,
So ein sanfter Friedensstifter,
So ein beispielloser Mann
Stirbt und thut uns dieses an!
O du großer Gott, du großer!
Immer wird es mir kurioser
Weiß man, wie viel Uhr es ist,
Wenn der Mensch sich so vergißt?
Soll ich sein Verdienst erzähle»,
Eure Ohren müßt' ich quälen .
Mit der überflüß'gcn Zahl,
Das geht nicht mit Eincmmal.
Rechnen, lesen, schreiben, dichte»,
Wachtelhunde abzurichten,
Für die Freunde zeitenweis.
Freut den licbenswürd'gen Greis.
Brachten es die Jahreszeiten,
Oder sonst Gelegenheiten,
Wer ertrug und macht' auch Spaß,
Als der Biedermaier baß?
Himmel! war die Lug', das Laster,
Irgend Einem je verhaßter?
Wie war er so treu beständ'sch!
Ach, ein wahrer Nebcumcnsch!
Nein, wie ist mir in den Magen
Dieser Todesfall geschlagen;
Angst und bang, so wird mir schier,
Reichet einen Bitter» mir!
R'sagesieü des Sri)uCinei|ters Geranins 35iifteu|ledleu tun öen
hingegnngenen -freunö {JolUiefi 35iebeiinaier.
O Spektakel, welch' ein Schrecken!
- Das ist Traucrsiegellak.
Jeremias Birkcnstecken,
Bürste deinen schwarzen Frack!
Welche Botschaft! Biedermaier,
Dieser Edle, lebt nicht mehr!
Bindet Flor an meine Leier,
Denn der Vorgang schmerzt mich sehr.
Bindet Flor an Hut und Hauben,
Daß die Thräne besser fließt,
Niemand wird die Nachricht glauben,
Bis er'ö in dem Blättlc liest.
Gott, hätt' ich das können ahnen,
Daß der große Mann verschied,
Als wir eben in dem Schwanen
Sangen sein Kartoffellied!
Morgen wird man ihn begrabe»,
Schlag halb zehn Uhr; denn genau
Will cs das Gesetz so haben:
Unsre weise Leichenschau.
Ach, muß Alles denn von hinnen,
Was da schön und edel ist,
Dieses bringt mich schier von Sinnen,
Solch ein Dichter, Mensch und Christ!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Auserlesene Gedichte weiland Gottlieb Biedermaier's"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 26.1857, Nr. 618, S. 142
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg