Auserlesene Gedichte rc.
Nein, wer wird sich da nicht grämen,
Wenn er einen Freund verliert,
Namentlich muß er vernehmen,
Daß man ihn hat falsch kurirt.*)
Darf der Bürger denn nicht klagen,
Wenn selbst die Regierung klagt,
Die ihm erst vor wenig Tagen
Die Medaille nicht versagt!?
Klaget, klaget, lieben Leute,
Den» daS Klage» ist erlaubt,
Wenn der Tod als seine Beute
Einen Biedermaier raubt.
*) Diese Nachricht erwies sich als eine böswillige Verläumdung
des Biedcrmaicr'schcn Hausarztes und ich nehme dcßhalb
meinen Unwillen feierlich zurück. Jcrcmiaö Birkenstccken.
Rheinlied.
Des RheincS kühnster Einsall
Ist offenbar der Rheinfall.
Wer nicht hören will, muß fühlen.
Polizciinspektor: „Er hat heute Vormittag den
Polizciscrgeantcn Spürnas gröblich thätlich dienstlich in-
jurirct, indem Er demselben mehrere Rippenstöße auf
I offener Straße ohne Grund applicirt hat. Besagter
Polizeisergeant Spürnas hat die Rippenstöße auf seinen
us
Diensteid genommen und Er wird daher auf dem Wege Rechtens ins
Arbeitshaus auf acht Tage gebracht werden. Hat Er etwas zu seiner
Vertheidigung dagegen einzuwendcn?"
Bummler. „Ich mir verdefcndiren?! Etwa» von wegen deß-
halb, daß ich ins Arbeitshaus rechtmäßig eingcmiethet werde? Nee,
das wullt' ich ja blos. Uebrigens ohne Grund Hab' ich sc »ich auS-
gctheelt, alles was wahr is. Der Herr SpürnaS is selber schuld,
er hat's ccmal nich andersch haben wollen. Hätt er mich gleich ins
Arbeitshaus untcrgebracht wie ich ihm sagte: ich hätt' kecne Arbeit,
abcrscht desto mehr Hunger, er sollt mich doch neinsperren, da hätt'
er sich und mir die Rippenstöße dcrsparen können. Abcrscht da sagt
er: da könnt' Jeder kommen, ohne Grund füttert mer die Faul-
lenzer nich. Nu, dacht' ich, wenn der cemal auf vernünftige Vorstellun-
gen nich hören will, so wirscht du grob, und da wischt ich ihm ä Paar
aus. Da hatten mer gleich alle Beide einen Grund zum Einsperren.
Wer nich hören will, muß fühlen!"
Schlimme Folgen des Denkens.
„Na, Herr Orgelmaier, wie haben's denn heut' g'schlaf'n? Ge-
stern habcn's ja an Mordshaarbeutel g'habt! Was haben's denn
g'feiert gestern Abend, daß Sie 's Radl haben gar so laufen lassen?"
„Nir, Herr Müller, gar uir Hab' ich g'feiert, aber das passirt
mir oft, daß ich so 'nen Zustand krieg', wenn ich so für mich ganz
allein im Wirthshaus sitz. Den» da kimm' ich ins Denken und nach-
her denk' ich alleweil noch mehr, und da fallt mir dös und sell ein,
und wenn ich nachher aufsteh', so is der Zustand, richtig da!"
Nein, wer wird sich da nicht grämen,
Wenn er einen Freund verliert,
Namentlich muß er vernehmen,
Daß man ihn hat falsch kurirt.*)
Darf der Bürger denn nicht klagen,
Wenn selbst die Regierung klagt,
Die ihm erst vor wenig Tagen
Die Medaille nicht versagt!?
Klaget, klaget, lieben Leute,
Den» daS Klage» ist erlaubt,
Wenn der Tod als seine Beute
Einen Biedermaier raubt.
*) Diese Nachricht erwies sich als eine böswillige Verläumdung
des Biedcrmaicr'schcn Hausarztes und ich nehme dcßhalb
meinen Unwillen feierlich zurück. Jcrcmiaö Birkenstccken.
Rheinlied.
Des RheincS kühnster Einsall
Ist offenbar der Rheinfall.
Wer nicht hören will, muß fühlen.
Polizciinspektor: „Er hat heute Vormittag den
Polizciscrgeantcn Spürnas gröblich thätlich dienstlich in-
jurirct, indem Er demselben mehrere Rippenstöße auf
I offener Straße ohne Grund applicirt hat. Besagter
Polizeisergeant Spürnas hat die Rippenstöße auf seinen
us
Diensteid genommen und Er wird daher auf dem Wege Rechtens ins
Arbeitshaus auf acht Tage gebracht werden. Hat Er etwas zu seiner
Vertheidigung dagegen einzuwendcn?"
Bummler. „Ich mir verdefcndiren?! Etwa» von wegen deß-
halb, daß ich ins Arbeitshaus rechtmäßig eingcmiethet werde? Nee,
das wullt' ich ja blos. Uebrigens ohne Grund Hab' ich sc »ich auS-
gctheelt, alles was wahr is. Der Herr SpürnaS is selber schuld,
er hat's ccmal nich andersch haben wollen. Hätt er mich gleich ins
Arbeitshaus untcrgebracht wie ich ihm sagte: ich hätt' kecne Arbeit,
abcrscht desto mehr Hunger, er sollt mich doch neinsperren, da hätt'
er sich und mir die Rippenstöße dcrsparen können. Abcrscht da sagt
er: da könnt' Jeder kommen, ohne Grund füttert mer die Faul-
lenzer nich. Nu, dacht' ich, wenn der cemal auf vernünftige Vorstellun-
gen nich hören will, so wirscht du grob, und da wischt ich ihm ä Paar
aus. Da hatten mer gleich alle Beide einen Grund zum Einsperren.
Wer nich hören will, muß fühlen!"
Schlimme Folgen des Denkens.
„Na, Herr Orgelmaier, wie haben's denn heut' g'schlaf'n? Ge-
stern habcn's ja an Mordshaarbeutel g'habt! Was haben's denn
g'feiert gestern Abend, daß Sie 's Radl haben gar so laufen lassen?"
„Nir, Herr Müller, gar uir Hab' ich g'feiert, aber das passirt
mir oft, daß ich so 'nen Zustand krieg', wenn ich so für mich ganz
allein im Wirthshaus sitz. Den» da kimm' ich ins Denken und nach-
her denk' ich alleweil noch mehr, und da fallt mir dös und sell ein,
und wenn ich nachher aufsteh', so is der Zustand, richtig da!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Auserlesene Gedichte weiland Gottlieb Biedermaier's" "Schlimme Folgen des Denkens"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 26.1857, Nr. 618, S. 143
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg