Hans Klng und die Executions-Mannschaft.
159
Hans Klug ist der reichste Bauer einer reichen Gemeinde
in M . . ., und, nebenbei gesagt, auch gcjcheidt, gescheid-
ter als er eigentlich sein sollte. Nicht wenig befremdend war
es demnach im vergangenen Jahre, als Hans die Steuer für
Juni nicht zahlen wollte. Ja, nicht wollte, denn daß er eö
konnte, war jedem gewiß. Vergebens war alles Drängen seines
Weibes, die Contribution doch zu zahlen, vergebens schalt sie
ihn einen Narren — Hans wollte nun einmal nicht und ver-
bot seinem Weibe, ja nicht etwa ohne sein Vorwissen die
Steuer nachträglich zu zahlen. „Ich weiß, was ich thue, und
somit basta!" war die Antwort, und dabei blieb's für dicßmal.
Da kommt der 1. Juli und abermals macht Hans keine
Miene zum Zahlen. Man droht mit Erecution — Hans
lacht, man bittet ihn wieder, aber Alles vergebens. Vom
Steucramt kommt eine abermalige Mahnung und Drohung,
aber Hans ist vergnügt und zahlt keine» Heller. Im Dorfe
wird er öffentlich Narr und verdrehter Kops gescholten. „Wer
zuletzt lacht, lacht am besten", antwortete er auf die Spöt-
tereien und befahl seinem Weibe, das Haus für die Soldaten,
die er täglich erwarte, herzurichten. „Der Alte ist wirklich ein
Narr geworden", sagte nun auch das Eheweib, und that was
ihr befohlen wurde.
Jndcß nähert sich die Ernte und die Bauern weit und
breit können nicht für schweres Geld Arbeiter auftreiben zum
Sammeln und Bergen der massenhaften Feldfrüchtc. Nur Hans
Klug ist unbekümmert, er sucht keine Arbeiter, er scheint sorg-
los in den Tag hinein zu leben.
Endlich eines schönen Morgens gegen Ende Juli kommen
vier riesige Grenadiere mit der Erecutionskarte und präsentiren
sich dem reichen Bauer. Hans Klug empfängt sie zu ihrer
nicht geringen Verwunderung mit allen Zeichen der Freude.
„Ihr sollt es bei mir nicht schlecht haben," meint er,
„und ich lass Euch nicht so bald wieder fort." Und Hans
Klug läßt auftischen, waö nur im Hause ist, dazu ein Paar
Krüge Bier, so, daß seine neuen Gäste bald einsehen, hier sei
eö gut zu wohnen, und heimlich sich „drei", resp. „vier Hüt-
ten" bei Hans Klug bauen lassen möchten.
Wie nun das Gesinde und das Eheweib bereits schlafen
gegangen waren, so daß Hans mit seinen vier offiziellen Gä-
sten allein blieb, redete er sie folgendcrmassen an: „Wißt Ihr
was? Ich mach' Euch einen Vorschlag. Von Rechtswegen sollt
Ihr von mir täglich jeder 3 Kreuzer und die Verköstigung
bekommen; aber ich gebe Euch jedem 20 Kreuzer und Fleisch
und Bier, wenn Ihr mir bei der Ernte helfen wollt."
Die vier Riesen drehten lächelnd ihre Schnurbärte und
waren mit dem Vorschläge höchlich zufrieden.
—u . ,. «w ivuvuuatt'ii rrrve
tern auf's Feld kam und jene so flink und fleißig die Siche
und Sense» handhabten, da gingen den Nachbarn freilich t
Augen auf. Hans Klug war kein Narr, er wußte recht gr
warum er nicht Steuer zahlte, warum er sich erecutircn lie
Mußten doch die andern Bauern alten, schwächlichen, mit Mü
geworbenen Taglöhncrn 40 kr. ja 1 fl. Taglohn zahlen, wä
rend Hans solchen Riesen nur 20 kr. zahlte und sich gar ni>
viel um sie hatte kümmern dürfen.
Als nun die Ernte vorüber war, da zahlte Hans Kl>
die rückständigen Steuern und seinen Erccutoren ihre Gcbü
ren, indem er ihnen zugleich versprach, nächstes Jahr es abc
mals zur Erecution kommen zu lassen, sie sollten nur schaue
daß sie wieder zu ihm kämen.
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Hans Klug ist der reichste Bauer einer reichen Gemeinde
in M . . ., und, nebenbei gesagt, auch gcjcheidt, gescheid-
ter als er eigentlich sein sollte. Nicht wenig befremdend war
es demnach im vergangenen Jahre, als Hans die Steuer für
Juni nicht zahlen wollte. Ja, nicht wollte, denn daß er eö
konnte, war jedem gewiß. Vergebens war alles Drängen seines
Weibes, die Contribution doch zu zahlen, vergebens schalt sie
ihn einen Narren — Hans wollte nun einmal nicht und ver-
bot seinem Weibe, ja nicht etwa ohne sein Vorwissen die
Steuer nachträglich zu zahlen. „Ich weiß, was ich thue, und
somit basta!" war die Antwort, und dabei blieb's für dicßmal.
Da kommt der 1. Juli und abermals macht Hans keine
Miene zum Zahlen. Man droht mit Erecution — Hans
lacht, man bittet ihn wieder, aber Alles vergebens. Vom
Steucramt kommt eine abermalige Mahnung und Drohung,
aber Hans ist vergnügt und zahlt keine» Heller. Im Dorfe
wird er öffentlich Narr und verdrehter Kops gescholten. „Wer
zuletzt lacht, lacht am besten", antwortete er auf die Spöt-
tereien und befahl seinem Weibe, das Haus für die Soldaten,
die er täglich erwarte, herzurichten. „Der Alte ist wirklich ein
Narr geworden", sagte nun auch das Eheweib, und that was
ihr befohlen wurde.
Jndcß nähert sich die Ernte und die Bauern weit und
breit können nicht für schweres Geld Arbeiter auftreiben zum
Sammeln und Bergen der massenhaften Feldfrüchtc. Nur Hans
Klug ist unbekümmert, er sucht keine Arbeiter, er scheint sorg-
los in den Tag hinein zu leben.
Endlich eines schönen Morgens gegen Ende Juli kommen
vier riesige Grenadiere mit der Erecutionskarte und präsentiren
sich dem reichen Bauer. Hans Klug empfängt sie zu ihrer
nicht geringen Verwunderung mit allen Zeichen der Freude.
„Ihr sollt es bei mir nicht schlecht haben," meint er,
„und ich lass Euch nicht so bald wieder fort." Und Hans
Klug läßt auftischen, waö nur im Hause ist, dazu ein Paar
Krüge Bier, so, daß seine neuen Gäste bald einsehen, hier sei
eö gut zu wohnen, und heimlich sich „drei", resp. „vier Hüt-
ten" bei Hans Klug bauen lassen möchten.
Wie nun das Gesinde und das Eheweib bereits schlafen
gegangen waren, so daß Hans mit seinen vier offiziellen Gä-
sten allein blieb, redete er sie folgendcrmassen an: „Wißt Ihr
was? Ich mach' Euch einen Vorschlag. Von Rechtswegen sollt
Ihr von mir täglich jeder 3 Kreuzer und die Verköstigung
bekommen; aber ich gebe Euch jedem 20 Kreuzer und Fleisch
und Bier, wenn Ihr mir bei der Ernte helfen wollt."
Die vier Riesen drehten lächelnd ihre Schnurbärte und
waren mit dem Vorschläge höchlich zufrieden.
—u . ,. «w ivuvuuatt'ii rrrve
tern auf's Feld kam und jene so flink und fleißig die Siche
und Sense» handhabten, da gingen den Nachbarn freilich t
Augen auf. Hans Klug war kein Narr, er wußte recht gr
warum er nicht Steuer zahlte, warum er sich erecutircn lie
Mußten doch die andern Bauern alten, schwächlichen, mit Mü
geworbenen Taglöhncrn 40 kr. ja 1 fl. Taglohn zahlen, wä
rend Hans solchen Riesen nur 20 kr. zahlte und sich gar ni>
viel um sie hatte kümmern dürfen.
Als nun die Ernte vorüber war, da zahlte Hans Kl>
die rückständigen Steuern und seinen Erccutoren ihre Gcbü
ren, indem er ihnen zugleich versprach, nächstes Jahr es abc
mals zur Erecution kommen zu lassen, sie sollten nur schaue
daß sie wieder zu ihm kämen.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Hans Klug und die Executions-Mannschaft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 26.1857, Nr. 620, S. 159
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg