52
Nachspiele zu deutschen Bühnenstücken.
Gastronomischer Stoieis m u s.
Timarch (bei Seite): Das geht aus mich.
Polydor (bei Seite): Sollt' mich er damit meinen?
Parthcnia (lesend):
„Den Knaben laß ich Dir, da in den Wäldern
Er mir nur eine schwere Bürde wäre.
Du hast mit Deiner Mutter auch bereits
Zu ihm den Grund inassalischcr Erziehung
Gelegt und das soll just als Lob nicht gelte».
Sag' meiner Schwiegermutter zum Valet:
Ich sei von Herzen froh, daß ich nicht mehr
Ihr alt Gesicht brauch' täglich zu betrachten.
Leb' wohl, ich bin nicht mehr Dein Jngomar."
1 Actäa (die bei den letzten Worten rasch aus ihrer Ohnmacht
aufspringt):
Der Lotterbube! Fast möcht' ich hinaus,
In seinen Wäldern ihm Moral zu lehren,
j Doch ziehe er sammt Myron zur Vergessenheit.
Polydor:
Du siehst, Parthenia, Dein Mann verließ
Dich und sein Kind. Trotz dieses Kindes will
Zch dennoch meine Hand auf's Neu Dir bieten;
Nimm mich statt Jngomar's zum Ehgcmahl.
Timarch:
Hollah, Freund Polydor, nicht allzurasch;
Dies holde Weib Hab' ich mir auserkoren.
Sie zu besitzen, ließ ich meine Alte
Durch Dich nach Afrika hinüber schaffen.
Komm' au mein Herz, Parthcnia, und sei
Fortan mein Weib; Du sollst Timarchi» werden!
Parthenia:
Ihr wißt, wie ich Euch längst schon still verehrte.
Trotz Eures Alters »chm ich Euch zum Manu.
■ Was Euch an Zugend fehlt, ersetzt die Würde.
Polydor (kleinlaut):
Doch, wo bleib ich?
Timarch (heimlich zu Polydor):
Für Dich auch weiß ich Rath.
Nimm Myrous Frau als Eheweib; sie ist
So brav, daß Du nie wirst die Wahl bereuen.
Polydor (für sich):
Die Alte dort? Doch wenn ich's recht bedenke
Hab' ich den Wittwcrsrand vom Herzen satt, —
Und eine alte Frau ist bester noch als keine! (laut)
Nun sag'r, Actäa, »ähm't Ihr mich zum Mann?
Actäa (verschämt):
Je nun — wenn Ihr durchaus darauf besteht — (bei Seite)
Ein alter Mann ist bester doch als keiner.
Timarch:
Wohlan, wir sind am Ziele unsrer Wünsche,
Ein neues schönes Leben liegt vor uns.
Der Sohn der Wild »iß ist mit Myron durchgegangcn,
Und zahme Väter jetzt im Licbcsnetze hangen.
(Allgemeine Umarmung.) Ende.
Gastronomischer Stoicismus.
„Geh' ich heut' in d'Schul' und kau» meine Sprüch'
uit, so schreibt mir's der Herr Lehrer in's Büchel und ich
krieg' Mittag daheim keine Lcberknödel z'esscn. Geh' ich aber
hinter die Schul', so krieg ich morgen vom Herr Lehrer in der
Schul' Schläg' und vom Vater daheim Prügel, aber ich komm'
doch uit um die Leberkuödel. S'ist doch g'scheiter morgen zweimal
Schläg' als heut' einmal keine Leberkuödel." (Drückt sich um
die Schule herum in den Wald.)
Nachspiele zu deutschen Bühnenstücken.
Gastronomischer Stoieis m u s.
Timarch (bei Seite): Das geht aus mich.
Polydor (bei Seite): Sollt' mich er damit meinen?
Parthcnia (lesend):
„Den Knaben laß ich Dir, da in den Wäldern
Er mir nur eine schwere Bürde wäre.
Du hast mit Deiner Mutter auch bereits
Zu ihm den Grund inassalischcr Erziehung
Gelegt und das soll just als Lob nicht gelte».
Sag' meiner Schwiegermutter zum Valet:
Ich sei von Herzen froh, daß ich nicht mehr
Ihr alt Gesicht brauch' täglich zu betrachten.
Leb' wohl, ich bin nicht mehr Dein Jngomar."
1 Actäa (die bei den letzten Worten rasch aus ihrer Ohnmacht
aufspringt):
Der Lotterbube! Fast möcht' ich hinaus,
In seinen Wäldern ihm Moral zu lehren,
j Doch ziehe er sammt Myron zur Vergessenheit.
Polydor:
Du siehst, Parthenia, Dein Mann verließ
Dich und sein Kind. Trotz dieses Kindes will
Zch dennoch meine Hand auf's Neu Dir bieten;
Nimm mich statt Jngomar's zum Ehgcmahl.
Timarch:
Hollah, Freund Polydor, nicht allzurasch;
Dies holde Weib Hab' ich mir auserkoren.
Sie zu besitzen, ließ ich meine Alte
Durch Dich nach Afrika hinüber schaffen.
Komm' au mein Herz, Parthcnia, und sei
Fortan mein Weib; Du sollst Timarchi» werden!
Parthenia:
Ihr wißt, wie ich Euch längst schon still verehrte.
Trotz Eures Alters »chm ich Euch zum Manu.
■ Was Euch an Zugend fehlt, ersetzt die Würde.
Polydor (kleinlaut):
Doch, wo bleib ich?
Timarch (heimlich zu Polydor):
Für Dich auch weiß ich Rath.
Nimm Myrous Frau als Eheweib; sie ist
So brav, daß Du nie wirst die Wahl bereuen.
Polydor (für sich):
Die Alte dort? Doch wenn ich's recht bedenke
Hab' ich den Wittwcrsrand vom Herzen satt, —
Und eine alte Frau ist bester noch als keine! (laut)
Nun sag'r, Actäa, »ähm't Ihr mich zum Mann?
Actäa (verschämt):
Je nun — wenn Ihr durchaus darauf besteht — (bei Seite)
Ein alter Mann ist bester doch als keiner.
Timarch:
Wohlan, wir sind am Ziele unsrer Wünsche,
Ein neues schönes Leben liegt vor uns.
Der Sohn der Wild »iß ist mit Myron durchgegangcn,
Und zahme Väter jetzt im Licbcsnetze hangen.
(Allgemeine Umarmung.) Ende.
Gastronomischer Stoicismus.
„Geh' ich heut' in d'Schul' und kau» meine Sprüch'
uit, so schreibt mir's der Herr Lehrer in's Büchel und ich
krieg' Mittag daheim keine Lcberknödel z'esscn. Geh' ich aber
hinter die Schul', so krieg ich morgen vom Herr Lehrer in der
Schul' Schläg' und vom Vater daheim Prügel, aber ich komm'
doch uit um die Leberkuödel. S'ist doch g'scheiter morgen zweimal
Schläg' als heut' einmal keine Leberkuödel." (Drückt sich um
die Schule herum in den Wald.)
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Nachspiele zu deutschen Bühnenstücken" "Gastronomischer Stoicismus"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 34.1861, Nr. 815, S. 52
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg