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102 Master Vorwärts und

lassen, so überlassen Sic das ihr — Sie aber wollen einen
Orden und den gibt Ihnen kein todtcr Kurfürst, sondern der
lebende. Nehmen Sie also einen historischen Akt aus dem
Leben der regierenden Durchlaucht, z. B. die vorgestrige Zurück-
kunft Hochderselben von, Bade. Sprechen Sic von Najadcn,
Quellnymphen, von der idyllischen Stille des Landlebens, von
den Waldgöttern, von Elsen und Gnomen und anderm ver-
wachsenen Zeug, was Nachts um Blumenkelche tanzt und den
Schritten des regierenden Herrn lauscht, der zu ihnen ausgc-
zogcn, er, der ruhmgekrönte Augustus, um als ein zweiter
Cincinnatus — Garibaldi dürfen Sie nicht sagen — von der
Last des Purpurs und der Hcrrschcrsorgen auszuruhen. Das
wäre der erste Anlauf.

Jetzt gehen Sic dann über zu dem ruhmgekrönten Da-
sein Serenissimi. Nehmen Sie die gesammte indische, römische,
ägyptische und griechische Mythologie zu Hilft, um ihren Hel-
den zu feiern, nennen Sic ihn Cäsar und Alexander in einem
Athem, lassen Sic ihn kämpfen als Gideon im Schlachtgc-
tümmel —*

Wühlhuber: „Das geht nicht — die Durchlaucht

sah nie eine Schlacht!" —

sein Freund Wühlhuber.

M. Vorwärts: „Was geht das Sie, den Dichter, an?
Je dicker, je besser, Freund. Nennen Sie ihn den erhabenen
Mäcen der Kunst —"

Wühlhuber: „Geht wieder nicht, wir wissen, Durch-
laucht verachtet alle Kunst!" —

M. Vorwärts: „Kind von einem Literaten! Wenn

Sic von der Wahrheit leben wollen, dann setzen Sie sich wie-
der an die User des Mississippi und leben Sie von Gras, wie
der selige König Ncbucadnczar — hier geht das nicht. —
Serenissimus hören von ihrer ganzen Umgebung das ganze
Jahr auch nicht ein einziges wahres Wort und Ihnen, dem
Dichter — dem bekehrten Dichter — dem zahmen Sänger,
sollte es verwehrt sein, in einem Gedichte die Unwahrheit —
Ihr nennt das, glaube ich, licentia poetica — in schwül-
stigen Verse» zu sagen? Machen Sie, Freund, das Ding,
wie ich Ihnen sage — und ich werde glücklich sein, Ihnen
in den nächsten Tagen zum Orden gratuliren zu können.
Und den müssen Sie haben, Freund, man kann heutzutage
nicht mehr in anständige Gesellschaft gehen, ohne ein derar-
tiges buntes Etwas im Knopfloche. — Sapienti sat, mein
lieber Wühlhubcr!"

Eine Idylle.

'

Am Waldessaum, im stillen Thal',

Da weil' ich alle Tage,

Umrauscht vom grünen Blätterdach,
Umschwärmt vom Finkcnschlagc.

In gold'ne Träume cingcwiegt
Ruh' ich im kühlen Moose;

Maiglöcklein winkt vom hohen Gras,
Vom Busch' die wilde Rose.

Der alten Mühle Fensterlein,

Die glitzern, wie Karfunkel
Und schicken mir den Abendgruß
Jn's stille Waldesdunkel.

Und an dem einen Fenster sitzt
Die schönste aller Schönen;

Du holde Blume, ahn'st Du nicht
Mein stilles Liebessehnen?

Nicht Waldcsgrün, nicht Sonncnglanz,
Nicht Röslcin mag ich schaue»;

Mein trunk'nes Aug' lebt nur für Dich,
Du schönste aller Frauen!

Was kümmert mich der Finkcnschlag
Und Waldes Blätterrauschen;

Nur Deinem Liede, süßes Kind,

Laß mich verstohlen lauschen! —
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eine Idylle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Fenster <Motiv>
Sehnsucht
Mühle <Motiv>
Attraktion <Psychologie>
Junger Mann <Motiv>
Idylle
Karikatur
Baum <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 34.1861, Nr. 821, S. 102

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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