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der Zielzeit.

Die Freuden

— Angell.: „Die ich mit meiner Fraa getriewe Hält'? —
Herr Präsident, wie vertreibt wer denn nor die? ich bin ooch
als so dermit bchast." — Präs.: „Nur ruhig! Man kennt
Sie, Sie sind ein Revolutionär, Sie haben lauter verfluchtes
Zeug im Kopfe." —Angekl.: „Ich? ich Hab gar nix im
Kopf, Herr Präsident." — Präs.: „Wie konnten Sie die
große Vermessenheit haben, gestern Abend im Bierhause
unter beständigem Lachen immer auszurufen: „Fort Gro;>
herzog" ? — Angekl.: „Herr Präsident, da is mein bös;
Blut ganz allän d'ran schuld." — Präs.: „Man wird cs
Euch schon abkühlen; also sprecht, wie kommt Ihr dazu, Euch
solcher Worte gegen unfern Großherzog, unfern Herrn, zu
bedienen?" — Angekl.: „Herr Präsident, sch n Le, ich bin
gestern nach Wiesbaden gange, sorzuschrösfe, cwe vun wcge
mein' bös; Blut. Usi dem Rückweg komm' ich am Fort Mon-
tebello vorbei und da seh' ich Ihne an dem Fort Monte-
bello steht mit ganz große breite Buchstabe geschriewc: Fort
Großherzog. Ei, Amiche, dacht' ich, die Estreicher, die Mäh-
nen's gut mit uns, und geh' weiter, awcr das Ding hat
mich doch de ganze Otvcnd chikanirt und hat mer nit aus dem
Kopp gewollt, und da Hab ich's als ä mol repelirt, bis so
an Kalfakter des; gehört hat." — Präs.: „Dummkopf! Die-
ses Fort heißt nicht mehr Montebcllo, sondern es heißt
Großherzog, darum steht diese Aufschrift über dem Thore.
Lernet also künftighin besser lesen." —Angekl.: „Wenn ä
mol die Deutsche deutsch schreibe, Herr Präsident, dann kann
mersch ooch deutsch lese; so lang sc awer immer noch fran-

zösische Worte brauche, vor sich zu verdeutsche, dann wäß mer
nit, wie mer do lese soll, oder was mer aus 'cn machen soll."

— Präs, (schnell): „Aus den Worten oder aus den Deut-
schen?" — Angekl.: „Das is egal, das sein Alles nur
Worte; Deutschland is ooch nur ä Wort." — Präs. „Da-
mit also nicht zufrieden, habt Ihr au jenem Abend im Bier-
hause auch beständig über die Constitution geschimpft. Warum
dies? Wenn Ihr auch die Wohlthaten einer guten Constitu-
tion nicht empfindet, so wissen wohl andere Leute solche besser
zu schätzen." — Angekl.: „Ja , wer ä gute Constitution i
hat; aber was is das vor ä Cvnstitutivn! Sie war ä mol !
gut, Herr Präsident, da Hab' ich Ihne mein' sechs Maas j
Bier trinke kenne wie genudelt, alleweil käh zwää." — Prä-
sident: „Wie verstehen Sie das? sprechen Sie deutlicher!"

— Angekl.: „Das is doch gut zu versteh'«; vor zwanzig
Jahr Hab ich eher sechs, als jetzt zwei Maas vertrage kenne."

— Präs.: „Ihr sprecht also von Euerer Leibes-Constitution?"
Angekl.: „Ei freilich! Und Redig und Bntterbrod Hab'

ich derzu gewickelt." — Präs. „Gut, schon gut! Wenn
sonst kein Grund zur Verhaftung vorliegt, so sind Sic frei.
Sie können Weggehen! (Nachrufend): Hören Sie, Angeklagter,
waren Sie nicht ohnlängst wegen Diebstahls arretirt?" —
Angekl.: „Das; ich wär bestohlen worde'? Es is möglich, !
Herr Präsident." — Präs.: „Nein, daß Ihr eine Ente ge-
stohlen habt." —Angekl : „Daß ich ä Ent' genomme hätt'? ;
Warum denn nit; es nimmt ja Alles ä End' uff der Welt, >
warum soll ich käh End' nehme?" —

Die Freuden der Zielzeit.

(Fortsetzung.)

8. Mi et her: „Ja, ich hab's halt nehmen muss
ich nichts anders da und in 8 Tagen ist's Ziel. 30
— Frau: „Was? das is ja schrecklich! aber
viel schöner ist's auch, wie die alte?" — Miel
„Nun ja, weißt — 's is halt — man kam
auch nit — nun, wir werden schon sehen —

9. Miether: „Ich kann selbst nit 'nein; der Hafner, ist noch nicht
fertig mit dem Ofen, Wagen krieg' ich g'wiß heut' auch keinen und
regnen thul's, was 's kann!" — Hausherr: „Daß ist Alles ein's,
die neuen Miethsleute wollen herein und Sie haben bis heute Nach-
mittag um drei Uhr die Wohnung zu räumen."
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Titel/Objekt
"Die Freuden der Zielzeit"
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Fliegende Blätter
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G 5442-2 Folio RES

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Entstehungsort (GND)
München

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Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

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Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mieter <Motiv>
Anweisung
Vermieter
Umzug
Karikatur
Wohnungswechsel
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Fliegende Blätter, 34.1861, Nr. 825, S. 135

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