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Plaudereien.
(Der schwarze Pudel.) — Bahnhof in Tyrol. Eine j
Unmasse von Menschen erwartet den hcrankonuncndcn Zug.
Fremder (zu einem Postillon, der vor seinem Omnibus
steht): „Ei, ei, was für eine Menge von Menschen , wen
erwartet denn Ihr heute?" — Postillon: „Ja, wissen v,
Herr, das ist eine eigene Geschichte; da ist der Gilgcnbauer
von Maierhöfen vorgestern nach München auf die Schranne
gefahren und weil das Getreide da 'runtergegangen ist, da
hat sich der Gilgcnbauer vermessen und hat gesagt: ,,Ja, oa
möcht'st ja gleich a schwarzer Pudel werben!" Kaum aber hat
er das g'sagt, so ist er auch schon ein schwarzer Pudel gewe-
sen. Nu soll er heut' mit dem Zuge kommen und scm
Freundschaft will mit ihm nach Rom geh'n, wisien's, bannt
er wieder ein Mensch wird." — Fremder: „Ah,
sehr gut, ha, ha, ha!" — Postillon: „Ja, sie haben gut
lachen, aber wem so was passirt, für den ist's hart genug.
Petition an die baycr. Kammer der Abgeordneten.
„Hohe Kammer der Abgeordneten!
Wir rhrerbietigst Unterzeichnete, die wir nicht
selten in die so traurige Lage kommen, von un-
menschlichen Gläubigern zu einer Zeit, zu welcher
uns gerade nicht vollkommen genügende Fonds zur
Disposition stehen, mit harten egoistischen Anford-
erungen bedrängt zu werden, da wir demgemäß nicht
selten verklagt und im weiteren Verlaufe sogar crc-
quirt werden, — wir haben ein außerordentlich
großes Interesse daran, daß das Erccutionsvcr-
fahrcn, geleitet durch Grundsätze der Milde und
Humanität, nicht jählings den armen Schuldner iibcr-
falle und nicht lediglick den schon von Natur aus
bevorzugten Gläubiger noch weiter begünstige. Hobe
Kammer der Abgeordneten! Wir leben unter der
Herrschaft des bayerischen Erecutions - Verfahrene-.
So viel nun bisher auch von mißgünstigen, vorur-
thcilsvollen Ausländern, oder von Friedensstörern rm
Innern gegen das bayerische Prozeß-Verfahren ge-
schrieben und gesprochen wurde, welche Diatri cn
meistens in dem schnöden Egoismus der bevorzugten
Elasse der Gläubiger ihren Ursprung haben, unr
konnten unter dem bisherigen bayerischen Erecutions
Verfahren, wenn auch nicht gerade glänzend, so do
ehrlich unsere Eristcnz als rechtschaffene Schuldner
fristen. Wir hatten keinen unserer deutschen Scku d-
nerbrüder zu beneiden und hielten unser Erecuttons-
Pcrfahrcn wenigstens relativ für baS beste. Aber,
bohe Kammer der Abgeordneten! Diese unsere Zu-
friedenheit, diese unsere Ruhe ist nun dahin, und
statt dessen verzehrender Neid in unsere Brust eu>-
gezogcn, seitdem wir ein Erecutions-Versahren ken
neu gelernt, ein Erecutions - Verfahren, sagcn
welches allein alle berechtigten Wünsche eine» tu -
tigen, mit dem Zeitgciftc fortschreitenden -Lckuldner»
zu erfüstcn vermag, welches allein im Staude r ,
> der überstürzenden Habgier der im Innern >o v
! derblichen Parthei der Gläubiger die -Lpivc a ,
brechen. Hohe Kammer! Wir meinen das
B u n d c s - E r ce ut i o n ö - V e r s ah r c u!
Der Staatshämorrhoidarius.
Dieser Erccutionsmodus allein ist cs, bei welchem der Schuld-
ner seinen Stand als Schuldner auch beibehalten kann, auf
welchen er ein Anrcckt hat, wie nicht minder der Gläubiger
auf Wahrung seiner Stellung als Gläubiger, welche jemals
zu alteriren übrigens von unserer Seite gewiß nie ein frei-
williger Versuch gemacht werden wird.
Wir stellen demgemäß die allcrehrerbietigstc Bitte: Hohe
Kammer wolle geneigtest dahin wirken, daß das Bundes-Ere-
cutions-Versahrcn des erlauchten deutschen Bundes mit allen
durch die Praris gebildeten Verlängerungen ungesäumt in die
bayerische Prozeß-Ordnung anstatt der deßfallsigen bisherigen
Bestimmungen ausgenommen werde.
In tiefster Ehrfurcht verharret
Einer Hohen Kammer der Abgeordneten
unterthänigst gchorsamst die ver-
einigte Innung der Schuldner im
dicßseiligen Bayern."
Der
taatshämorrhoidarius.
«« »•« <* —"""
Plaudereien.
(Der schwarze Pudel.) — Bahnhof in Tyrol. Eine j
Unmasse von Menschen erwartet den hcrankonuncndcn Zug.
Fremder (zu einem Postillon, der vor seinem Omnibus
steht): „Ei, ei, was für eine Menge von Menschen , wen
erwartet denn Ihr heute?" — Postillon: „Ja, wissen v,
Herr, das ist eine eigene Geschichte; da ist der Gilgcnbauer
von Maierhöfen vorgestern nach München auf die Schranne
gefahren und weil das Getreide da 'runtergegangen ist, da
hat sich der Gilgcnbauer vermessen und hat gesagt: ,,Ja, oa
möcht'st ja gleich a schwarzer Pudel werben!" Kaum aber hat
er das g'sagt, so ist er auch schon ein schwarzer Pudel gewe-
sen. Nu soll er heut' mit dem Zuge kommen und scm
Freundschaft will mit ihm nach Rom geh'n, wisien's, bannt
er wieder ein Mensch wird." — Fremder: „Ah,
sehr gut, ha, ha, ha!" — Postillon: „Ja, sie haben gut
lachen, aber wem so was passirt, für den ist's hart genug.
Petition an die baycr. Kammer der Abgeordneten.
„Hohe Kammer der Abgeordneten!
Wir rhrerbietigst Unterzeichnete, die wir nicht
selten in die so traurige Lage kommen, von un-
menschlichen Gläubigern zu einer Zeit, zu welcher
uns gerade nicht vollkommen genügende Fonds zur
Disposition stehen, mit harten egoistischen Anford-
erungen bedrängt zu werden, da wir demgemäß nicht
selten verklagt und im weiteren Verlaufe sogar crc-
quirt werden, — wir haben ein außerordentlich
großes Interesse daran, daß das Erccutionsvcr-
fahrcn, geleitet durch Grundsätze der Milde und
Humanität, nicht jählings den armen Schuldner iibcr-
falle und nicht lediglick den schon von Natur aus
bevorzugten Gläubiger noch weiter begünstige. Hobe
Kammer der Abgeordneten! Wir leben unter der
Herrschaft des bayerischen Erecutions - Verfahrene-.
So viel nun bisher auch von mißgünstigen, vorur-
thcilsvollen Ausländern, oder von Friedensstörern rm
Innern gegen das bayerische Prozeß-Verfahren ge-
schrieben und gesprochen wurde, welche Diatri cn
meistens in dem schnöden Egoismus der bevorzugten
Elasse der Gläubiger ihren Ursprung haben, unr
konnten unter dem bisherigen bayerischen Erecutions
Verfahren, wenn auch nicht gerade glänzend, so do
ehrlich unsere Eristcnz als rechtschaffene Schuldner
fristen. Wir hatten keinen unserer deutschen Scku d-
nerbrüder zu beneiden und hielten unser Erecuttons-
Pcrfahrcn wenigstens relativ für baS beste. Aber,
bohe Kammer der Abgeordneten! Diese unsere Zu-
friedenheit, diese unsere Ruhe ist nun dahin, und
statt dessen verzehrender Neid in unsere Brust eu>-
gezogcn, seitdem wir ein Erecutions-Versahren ken
neu gelernt, ein Erecutions - Verfahren, sagcn
welches allein alle berechtigten Wünsche eine» tu -
tigen, mit dem Zeitgciftc fortschreitenden -Lckuldner»
zu erfüstcn vermag, welches allein im Staude r ,
> der überstürzenden Habgier der im Innern >o v
! derblichen Parthei der Gläubiger die -Lpivc a ,
brechen. Hohe Kammer! Wir meinen das
B u n d c s - E r ce ut i o n ö - V e r s ah r c u!
Der Staatshämorrhoidarius.
Dieser Erccutionsmodus allein ist cs, bei welchem der Schuld-
ner seinen Stand als Schuldner auch beibehalten kann, auf
welchen er ein Anrcckt hat, wie nicht minder der Gläubiger
auf Wahrung seiner Stellung als Gläubiger, welche jemals
zu alteriren übrigens von unserer Seite gewiß nie ein frei-
williger Versuch gemacht werden wird.
Wir stellen demgemäß die allcrehrerbietigstc Bitte: Hohe
Kammer wolle geneigtest dahin wirken, daß das Bundes-Ere-
cutions-Versahrcn des erlauchten deutschen Bundes mit allen
durch die Praris gebildeten Verlängerungen ungesäumt in die
bayerische Prozeß-Ordnung anstatt der deßfallsigen bisherigen
Bestimmungen ausgenommen werde.
In tiefster Ehrfurcht verharret
Einer Hohen Kammer der Abgeordneten
unterthänigst gchorsamst die ver-
einigte Innung der Schuldner im
dicßseiligen Bayern."
Der
taatshämorrhoidarius.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Staatshämorrhoidarius"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Staatsdiener <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 34.1861, Nr. 826, S. 143
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg