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Dic tlcincn Selbstherrscher.

Allein wider Erwarten hatte Flemming diese Nachricht
anscheinend kalt und gleickgiltig ausgenommen, bald darauf
I aber seinen Hauptmann citirt, worauf, nach einer kurzen Be-
! rathung mit demselben, bald auch die Trommeln der Schloß-
wache durch das Dorf wirbelten und die nach den Befehlen
des Qbristlieutcnants dienstpflichtigen Bewohner desselben unter
dic Waffen riefen.

Im Schloßhofc zu Weiffig aber ließ Flemming einen
, großen hölzernen Esel aufstclle», musterte dann dic nach und
1 nach in Reih und Glied sich stellenden Bauern, und befahl
dann seinem Hauptmann mit zwanzig Mann und zwei Tam-
bouren nach Drehna zu marschircn und dort im herzoglichen
Schlosse die Auslieferung des geschossenen Hirsches und die
Bestrafung des Leibschützen zu verlangen. Der Hofgärtncr,
welcher mit Staunen und Furcht diese Vorkehrungen betrach-
i rete, verkroch sich in seine Gewächshäuser, um nicht von seinem
Herrn bemerkt zu werden, dieser aber war mit wichtigeren
Angelegenheiten beschäftigt, sah mit ficberhaflcr Spannung der
Rückkehr seines Gesandten und der Antwort der Herzogin
entgegen und war dabei unablässig bcschäfligt, Vorkehrungen
zu einer größer» militärischen Machtcntwickclung zu treffen.

Unterdessen war der Leibschütz nach Haus gekommen und
hatte, auf das freudigste überrascht, seine Braut bei der
Mutter, mit weiblichen Arbeiten beschäftigt, angetroffen, und
nicht ohne Staunen vernommen, aus welchem Grunde Rösche»
Weiffig verlassen; laut aufgelacht aber hatte der schmucke
sechsundzwanzigjährige Jäger, als ihm Röschen erzählt, wie
in neuerer Zeit der Schloßhauptmann sie mit verliebten Blicken
verfolgt und um sie zu werben gesonnen, und als nun die
Mutter ihm mittheilte, wie Jhro Durchlaucht genehmigt, daß
Röschen unter der Wirthschafterin Schutz bis zu deren
Hochzeit im Schlosse bleiben könne, da jubelte er laut auf
und umarmte Mutter und Braut unter stürmischen Lieb-
kosungen.

ES waren drei glückliche Menschen, die im Gemach der
Wirthschafterin saßen, das Brautpaar mit der nächsten Zukunft
und dem Einzug in das stattliche Försterhaus bei Drehna
beschäftigt, denn als Förster sollte der Leibschütz getraut werden,
so hatte es dic Herzogin bestimmt, — und die Mutter, den
Plaudereien der Verliebten zuhörend und im Geiste schon den
Hausstand und die Einrichtung des jungen Paares ordnend
und genau den Platz berechnend, der in Zimmern und Kammer
zur Stellung der Schränke, Truhen und Kommoden vorhanden,
denn Röschens Aussteuer war nicht unbedeutend, da deren
vor wenigen Jahren verstorbene Eltern ihrer einzigen Tochter
einen gut geordneten Hausstand und auch eine nickt kleine
Anzahl harter Thalcr Hinkerlassen. Aber während des trau-
licken Gesprächs verließ der Leibschütz plötzlich seinen Stuhl
und eilte ans Fenster und bald hörten auck die Braut und
Mutter, welcke sich fragend anblickten, warum Franz so schnell
aufgesprungen, was das feinere Gehör des Jägers schon früher
i vernommen, dic Töne von Trommeln, denn immer näher und
näher kam die militärische Gesandtschaft Flemmings und unter
dem Zusammenlauf der staunenden Bewohner Drehna's ließ

Burschen Abschied.

der Hauptmann vor dem Balkon des Schlosses der Herzogin
von Sachscn-Wcißenfcls seine Truppen halten und schritt, von
zwei Mann seines Gefolges begleitet, unter Trommelwirbel
durch das Schloßthor und den Gemächern der Herzogin ent-
gegen.

lFortsetzung folgt.)

Burschen Abschied.

Auf der Höh' am Wegekreu;

Wo sick die Pfade scheiden,

Will zum Letzten ich den Blick
An der Heimath weiden.

Grüß Euch Gott, Gevattcrslcut',

Ein Lebewohl Euch Allen,

Komm' ich zu dümmcrn als Ihr seid,

Will ich mit Euch prahlen.

Mägdlein nimm den Ring von mir.

Sei beschwor'» zum höchsten,

Bleib' so treu mir, wie ich Dir,

Dann küß'st Du den nächsten.

Laß den Quell der Thräncn Freund
Doch einmal versiegen,

Jed' Andrer schlägt statt meiner Dir
Den Kopf ein mit Vergnügen.

Lebe wohl, o Vaterhaus,

D'rinn ich getobt als Bube,

Entweder komm' ich gar nicht mehr,

Dder auf dem Schube. Craffus.
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"Burschen Abschied"
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G 5442-2 Folio RES

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München

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Fliegende Blätter, 34.1861, Nr. 828, S. 156

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