Vogelgesang.
181
Zeisig: „Lustig durch die Zweige hupft sich's,
Lustig durch die Sträuche schlupft sich's.
Heute hier und morgen dort,
Lange taugt's an keinem Ort!
Brüder, laßt euch nichts gefalle»,
Braucht die Schnäbel und die Krallen,
Nur mit Beißen und mit Kratzen
Hält man sich vom Leib die Spatzen,
Wenn wir viel mil ihnen laufen,
Zählt man uns zu ihrem Haufen."
Schwalbe: „Weither aus Indien komm' ich gestogen
lieber die Ströme, die Berge, das Meer,
Fort aus den sonnigen Palmen gezogen
Hat's mich zum Schatten der Linden hieher. !
Habe genistet in Marmorpagodcn,
Wo in den Wassern der LoioS erglüht,
Aber mich zog'S zu dem schwäbischen Boden,
Welcher im Märzen in Veilchen erblüht.
Ei und da find' ich die alten Gesellen! !
Munter, Herr Finke? Wie geht es, Herr 1
Specht? j
Dir soll ich Grüße vom Storche bestellen,
Der im pontinischcn Sumpfe noch zecht.
Siehe, sie haben mein Nest mir gelassen,
Oben am Kirchthurm hänget cs schwank.
Segen und Heil in die friedlichen Gaffen
Sing' ich hernieder zu freundlichem Dank."
Amsel: „Jetzt rieseln alle Bronne»,
Jetzt grünt cs weit und breit,
Der Frühling hat's gewonnen,
Jetzt ist viel gute Zeit.
Ich sitz' im Ulmengipfel
Und schaue weit umher,
Da schwanken alle Wipfel
Von weißen Blüthcn schwer.
Ich lobe dich mit Schallen,
Ich lobe dich lustentbrannt,
Ich lobe dich laut vor Allen,
Du schönes, dcnlsches Land.
Ihr habt kein Recht, ihr Andern,
Gleich mir, an diesem Land,
Euch führt ein unstät' Wandern
Im Herbst an fernen Strand.
Ich aber bleib' zu Hause,
Wie kalt die Nächte sei'»,
Wie grimm der Nordwind brause
Durch den entlaubten Hain.
Ihr wißt nicht, wie der Boden
Hier karg und eisig liegt,
Wenn euch der laue Odem
Der welschen Lüfte wiegt.
Ihr kennt auch nicht die Wonne,
Wenn Lenz und Licht gesiegt,
Und im Glanz der Märzcnsonnc
Der erste Falter stiegt.
Ich neid' euch nicht das Wandern
Und hege stolzen Sinn,
Daß eben ich vor Andern
Ein deutscher Vogel bin."
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Zeisig: „Lustig durch die Zweige hupft sich's,
Lustig durch die Sträuche schlupft sich's.
Heute hier und morgen dort,
Lange taugt's an keinem Ort!
Brüder, laßt euch nichts gefalle»,
Braucht die Schnäbel und die Krallen,
Nur mit Beißen und mit Kratzen
Hält man sich vom Leib die Spatzen,
Wenn wir viel mil ihnen laufen,
Zählt man uns zu ihrem Haufen."
Schwalbe: „Weither aus Indien komm' ich gestogen
lieber die Ströme, die Berge, das Meer,
Fort aus den sonnigen Palmen gezogen
Hat's mich zum Schatten der Linden hieher. !
Habe genistet in Marmorpagodcn,
Wo in den Wassern der LoioS erglüht,
Aber mich zog'S zu dem schwäbischen Boden,
Welcher im Märzen in Veilchen erblüht.
Ei und da find' ich die alten Gesellen! !
Munter, Herr Finke? Wie geht es, Herr 1
Specht? j
Dir soll ich Grüße vom Storche bestellen,
Der im pontinischcn Sumpfe noch zecht.
Siehe, sie haben mein Nest mir gelassen,
Oben am Kirchthurm hänget cs schwank.
Segen und Heil in die friedlichen Gaffen
Sing' ich hernieder zu freundlichem Dank."
Amsel: „Jetzt rieseln alle Bronne»,
Jetzt grünt cs weit und breit,
Der Frühling hat's gewonnen,
Jetzt ist viel gute Zeit.
Ich sitz' im Ulmengipfel
Und schaue weit umher,
Da schwanken alle Wipfel
Von weißen Blüthcn schwer.
Ich lobe dich mit Schallen,
Ich lobe dich lustentbrannt,
Ich lobe dich laut vor Allen,
Du schönes, dcnlsches Land.
Ihr habt kein Recht, ihr Andern,
Gleich mir, an diesem Land,
Euch führt ein unstät' Wandern
Im Herbst an fernen Strand.
Ich aber bleib' zu Hause,
Wie kalt die Nächte sei'»,
Wie grimm der Nordwind brause
Durch den entlaubten Hain.
Ihr wißt nicht, wie der Boden
Hier karg und eisig liegt,
Wenn euch der laue Odem
Der welschen Lüfte wiegt.
Ihr kennt auch nicht die Wonne,
Wenn Lenz und Licht gesiegt,
Und im Glanz der Märzcnsonnc
Der erste Falter stiegt.
Ich neid' euch nicht das Wandern
Und hege stolzen Sinn,
Daß eben ich vor Andern
Ein deutscher Vogel bin."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vogelgesang"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 34.1861, Nr. 831, S. 181
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg