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107

Die mißlungene Verschlagenheit.

Ich freilich, halte mich an Wein und Wurst,

Es hilft am Besten gegen Hunger, gegen Durst.
Florinda.

Je nun, ich werd' mir's überlegen;

Doch eh' wir nach verschied'nen Wegen
Vielleicht für immer aus Aegypten scheiden,

Laßt mich ein Stückchen aus dem Hemde schneiden.
Es blieb' mir werth zum Angedenken.

Kurt (zu Alexander)

Ihr könnt ihm gleich das Ganze schenken.

Was haltet Ihr noch fest am alten Plunder:
Geschah ja bis zur Stunde noch kein Wunder?
Alexander.

Du Tropf! Das ist ja eben recht.

Kurt.

Mir scheint, der Stofs ist alt und schlecht.

Hast' Nachtigall g'hört,

Wie a sie schlagt in a Strauch;

Aber sag'u, weu's gilt:

Dös is uit ihr Brauch.

Ob freuudli der Himmel
Voll Stern aba lacht:

Die Erd' is oft trauri
Und woaut bei der Nacht.

Und wann i a lusti bin,

Mei Herz'l dös woaut:

Und woaö i eng g'sunga ha'n,

Bös is es uit g'moant.

(Allgemeines Bravo.)

Alexander (mengt sich in die Gruppe)

Ihr guten Leute, sagt mir doch,

Wie steht's wohl oben dort im Schlosse?

Erster. Na nu, es heißt een Fremder kroch
hiuuuf uff eener Leitersprosse.

Zweiter. Und weiter hat mau nichts von
ihm gehört.

Dritter. Wohl heißt'ö, er hält' die Burgfrau
ganz bethört.

Vierter. Zwar war sie selber laug auf Reisen.
Fünfter. Wohin sie ging? Wer kann'sbeweisen!
Sechster. Erst heute Früh kam sic zurück.
Siebenter. Na, unserin Ritter wünsch' ich Glück!
Achter. Wer hätte sich wohl das gedacht?
Neunter. Gedanken reifen über Nacht!
Alexander (zieht sein gutes Schwert)

Rache! Rache! heiße Rache!

Falsche Schlange, die ich nährte!

In Deines Blutes rother Lache
Ertränk' ich Dich mit meinem Schwerte!

(Stürzt ab.)

Zweite Scene.

Verwandlung.

Florinda schneidet sich ein Stückchen Hemd aus, als corpus
delicti, und versorgt es in ihren Schubsack. Alsdann nimmt sie
allcrwarts Urlaub und zieht über Mchadia, Fiume, Ottocac, Krems
und München an den Rhein heim.

Alexander und Kurt folgen ihr wenige Stunden später nach,
ohne sie ans der Reise einzuholen.

Der Vorhang fällt.

Dritter Akt.

Unversehends eingcschoben.

Herberge nahe bei Eulenuest. Dürre Reisige, Büttel und Schnapp-
hähne und gemeines Volk steht um den Schenktisch herum. Einige
thun selband Bescheid, andere würfeln zur Kurzweil, oder spielen
schwarzen Peter ans Langweil. Alexander und Kurt treten ein,
lassen sich ermüdet auf einem Spannbctte nieder und je einen Humpen
würzigen WeinS kredenzen. Unrasirt und bestaubt, wie sic sind,
erkennt sie Niemand.

Ein lustiger Kump an hebt einen mächtigen Pokal empor und singt:
Mei Kruigl is a Sach,

Na g'xad wi a Krinolin.

Was dö für a G'schra macht,

Und 's is affter nix drin.

Florindens Kemnatc. Eben angelangt hat sic ihre Schuhe und
Strümpfe zum Fenster hinaus ausgestaubt und richtet sich eben eine
Falte im Antlitz, als Ritter Alexander in ohnmächtiger Wnth
hcrcinraset. Sie schreit erschrocken:

Halt ein, entsetzlicher Wütherich!

Ich bin unschuldig,

Du bist unschuldig,

Er ist unschuldig!

Alexander (unbegreiflich)

Wir sind unschuldig?

Pafuucius (betritt die Bühne und spricht voll Würde und Ernst)
Ihr seid unschuldig.

Trompeten und Pauken. Ibrahim entwankt dem Bnrgvcrließe,
Zinken und Muschelhörner, Tamburins. Sultan Kamel wirkt
mit seinem gesammten Hofstaate zur Verherrlichung der Schlnßsccnc
mit. Er wird auf einem Palankin hcrciugctragcn, steigt ans, tritt
vor Alexander und Florinden hin und spricht:

Sie sind unschuldig!

Allgemeiner Jubel, Pafuucius schlägt gegen die Christen das Kreuz,
gegen die Moslemin den Halbmond und während Florinda ihrem
Gcmahlc das corpug delicti überreicht und er in ihre Arme stürzt, —
stürzt der Vorhang.

Ende.

14*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die mißlungene Verschlagenheit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Freilassung
Pilger
Schauspieler <Motiv>
Schere
Kreuzfahrer
Lanze
Verkleidung <Motiv>
Muscheln <Motiv>
Gefangenschaft
Schwert <Motiv>
Ausschneiden
Hut <Motiv>
Ehefrau <Motiv>
Drama
Rüstung <Schutzkleidung, Motiv>
Corpus Delicti
Helm <Motiv>
Ballade <Musik>
Karikatur
Reise
Hemd <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Ägypten

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 38.1863, Nr. 926, S. 107

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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