Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Menschenfeind.

mir, daS Herz auch solcher zu gewinnen, die irgend eine
Besonderheit des Charakters von den andern ferne hielt, und
sie unserm Verein zuzuführen. Ich war stark durch den Vor-
satz, keinen Menschen um mich her unversucht zu lassen, son-
dern dadurch, daß ich mich an den Menschen wandte, auch
den Menschen in ihm zu wecken. Ich mußte dabei oft eigene
Wege suchen, sonderbare Mittel wählen, aber ich kam zuletzt
immer zum Ziele. Ihr Vorgänger auf Hohenstein war einer
der Besten und Edelsten in unserem Kreise gewesen, Sie, sein
Nachfolger, führten sich als Menschenfeind ein. Auf Sic
waren daher von nun an meine Plane gerichtet, ich suchte
Sic zu treffen, ich wollte Sie anreden: Sie wichen ans.
Da kanr die sonderbare Anzeige. Ich lüge nicht, wenn ich
sage: ich nahm sic einen Augenblick so, wie sie lautete, für
wahr an. Natürlich erkannte ich im nächsten Moment den
Druckfehler. Aber nun stand mein Entschluß fest, dieses
letzte gewagte Mittel zu ergreifen. Denn cs war keine Zeit
zu verlieren, Sie wollten ja fort von hier, Sie als der ein-
zige, den ich nicht gewonnen hatte. Meine Ehre, mein Ruf
als Menschenjägcr stand auf dem Spiele, ich wagte es und !
beredete meine Freunde zu dem gefährlichen Plan. Und nun," :
schloß Baron Mur, indem er aufstand und sich dem Obersten
gegenüber stellte, „da Sie wissen, was mein Geschäft ist in
dieser Welt, trete ich vor Sic hin mit der Bitte: Geben
Sie den Entschluß ans, das herrliche Hohenstein zu verkaufen
oder, was nicht schlimmer wäre," fügte er lächelnd bei, „zu
vers—, bleiben Sic in unserer Mitte, aber werden Sic einer
der Unseren, Sie werden es nicht bereuen. Oder aber,
wenn Sic sich zum Letzteren noch nicht gestimmt fühlen, so
warten Sie noch etwas zu und lassen Sie der Natur Zeit,
ihre Heilkraft an Ihnen auszuüben. Sie haben den rei-
zendsten Punkt der Gegend in Ihrem Besitz, dort vorne bei
der alten Tanne, gehen Sie häufig dorthin, Sie kennen
i diesen Schatz wohl noch gar nicht —"

„Doch, ich kenne ihn," sagte der Oberst, indem er sich
! erhob, „seit heute Mittag kenne ich ihn, ich war dort, als
Die das Thal herauf kamen, und was noch mehr ist —"
er ^c’t dem Baron die Hand, die dieser lebhaft drückte —
„id) habe seine Wirkung auch bereits erfahren: ich bleibe!"

2öie kann man gute Cigarren umsonst
rauche«?

„>ja, Peter, sag' mir nur, wie kommst denn Du zu
den guten Cigarren — die riechen ja ganz vortrefflich!"

! >.aö ist ganz einfach — ich setz' mich da an die

Thürc dieses Banquierhanses - da gehen den ganzen Tag
über Mäkler, Sensale und andere vornehme Leute aus und
I ein; bei ihrem Eintritt legen sie immer ihre brennenden
Cigarren da neben ans das Fenstergesims. Die pack' ich
dann gleich und rauch'sie fort, bis sie wieder heranskommen;
wenn ich sie nun höre, leg' ich die Cigarre geschwind wieder
! hin ans das Fenstergesims; so rauch'ich lauter gute Cigarren

Wie kann man gute Cigarren umsonst 143
r a n ch c n?

und die Herren haben immer noch die größte Freude darüber
daß ihre Cigarre noch brennt und nicht ansgegangen ist."

Das gestörte Verhältnis).

„Da sieh mal, Caro! wie der Privatdozent cinhev-
stolziert mit seiner Braut, die jetzt Dein sein könnt'! Du
bist wohl ein Kameel, daß Du Dein amour mit dem Mten
reichen Mädel nit fortg'setzt hast!"

„„Ich Hab' sic ja fortg'setzt!""

„Warum hast dann nit zeitig um sie angehalten?"

„„Ich Hab' ja um sie anhalten wollen, und bin des-
halb ''mal extra in die Familie 'gangen. Aber sieh! da
schlägt der Teufel drein, daß grad ihr Bruder, der Forst-
praktikant da sein muß; der fangt mit mir ein Gespräch an
über meine Diana, und über dem Hund ist die ganze Sach'
wieder verschwätzt worden!""

Herrn Jeremias Hauskreuzmeiers poetische
Ergüsse.

Brav ihr Jungen! rührt die Glieder,

Dran unb 'nüber übern Zaun —

'nauf den Baum, o welch' Vergnügen
Für den Vater, das zu schau'n.

Doch bei dem verfluchten Rcirncn
Wird fei’ Hos' zwei Wochen alt,

Und cs ist vom vor'gen Jahre
Noch der Schneider nicht bezahlt.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Wie kann man gute Cigarren umsonst rauchen?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Rauchen <Motiv>
Schläue <Motiv>
Karikatur
Zigarre <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 38.1863, Nr. 930, S. 143

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen