Eine Dorfgeschichte.
1!)7
Untreue.
Was ist schon Gleichen gar so blaß,
Warum wohl sind die Acuglcin naß?
Soldatcntreu ist Wellenschaum —
Soldatenlied' ein flücht'ger Traum.
Seitdem der Liebste in der Weit'
Jst'S aus — ist's ans mit aller Freud'.
Er hat die Maid vergessen schon
Und ihr blieb nichts als Spott und Hohn.
Schön Gleichen hold, schön Gleichen fein,
Wie zuckt durch's Herz der Reue Pein!
Das Ungrwittrr.
„Herr Jesus, wie das blitzt und kracht
Und tobt und stürmt mit aller Macht.
Geh' Frieder — geh' zur Nachbarin —
Ich weiß, Du findest Gleichen drin!" —
Der' Wettersturm ist längst vorbei,
Es klärt der Himmel sich auf's Neu',
Schon strahlt des Mondes Silbcrlicht,
Doch Gleichen kommt noch immer nicht. —
Die Lichter aus — die Augen zu —
Im Dorf schon Alles längst zur Ruh, —
Nur in der Wittwe Kämmerlein
Ist Ruh noch nicht gezogen ein.
Sie näht und sinnt, — — fic starrt ins Licht
Und horcht und seufzt: „Noch immer nicht!"
Das Cnd' vom Lied.
Am Sumpf — wo drin man Gleichen fand,
Da ist das Grab hart dran am Rand.
Kein Kreuz — kein Stein soll darauf steh'n, —
Es ward verwehrt, trotz Bitt' und Fleh'n.
Ein'n Wcidenstab senkt Mutter ein, —
Soll bleibend — grün — ein Denkmal sein.
Darum aucb Jedermann im Ort
Heißt „Mutter Gr et" die Weide dort.
Nachrichten ans der Provinz.
(LandwirthschastlichcS.)
1. Aus der Gemeinde A-dorf wird berichtet, daß an
den durch die künstliche Fischzucht gewonnenen Fischen die
natürlichen Blattern mit scrophulöscm Habitus sich gezeigt
haben und daß der dortige praktische Arzt bereits angefangen
hat, Jmpfgift zu sammeln, um die noch blattcrfrcien jungen
Wassercandidatcn zu impfen.
2. Der Pfarrer von Behausen zeigt an, daß, seit
mehrere Bauern seines Pfarrsprengclö Mais (türkisch Korn
oder türkisch Weizen) bauen und daraus gewonnenes Brcd essen,
bereits einige Bauern zu ihm gekommen sind und sich dahin
erklärt haben, daß sie mit einem Weibe nicht mehr zufrieden
sein können, sondern daß sic mehrere haben wollen. Der
Pfarrer hält cs daher für bedenklich, fernerhin türkisches
Korn bauen zu lassen.
3. Aus der Gemeinde Ecbach wird gemeldet, daß dieselbe
ringsum alle ihre Gcmeindcgründc dergestalt zusammenhängend
kultivirt hat, daß Niemand mehr hinein- und Niemand mehr
hcrauskommcn kan», ohne dem Art. 345 des St.-Gcs.-B.
zu verfallen. Die Gemeinde ist daher schon ans den Einfall
gekommen, sich einen gut konstruirten Luftballon oder eine
eiserne Sprengbrücke behufs der Communikation mit der
Außenwelt anzuschasscn.
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Untreue.
Was ist schon Gleichen gar so blaß,
Warum wohl sind die Acuglcin naß?
Soldatcntreu ist Wellenschaum —
Soldatenlied' ein flücht'ger Traum.
Seitdem der Liebste in der Weit'
Jst'S aus — ist's ans mit aller Freud'.
Er hat die Maid vergessen schon
Und ihr blieb nichts als Spott und Hohn.
Schön Gleichen hold, schön Gleichen fein,
Wie zuckt durch's Herz der Reue Pein!
Das Ungrwittrr.
„Herr Jesus, wie das blitzt und kracht
Und tobt und stürmt mit aller Macht.
Geh' Frieder — geh' zur Nachbarin —
Ich weiß, Du findest Gleichen drin!" —
Der' Wettersturm ist längst vorbei,
Es klärt der Himmel sich auf's Neu',
Schon strahlt des Mondes Silbcrlicht,
Doch Gleichen kommt noch immer nicht. —
Die Lichter aus — die Augen zu —
Im Dorf schon Alles längst zur Ruh, —
Nur in der Wittwe Kämmerlein
Ist Ruh noch nicht gezogen ein.
Sie näht und sinnt, — — fic starrt ins Licht
Und horcht und seufzt: „Noch immer nicht!"
Das Cnd' vom Lied.
Am Sumpf — wo drin man Gleichen fand,
Da ist das Grab hart dran am Rand.
Kein Kreuz — kein Stein soll darauf steh'n, —
Es ward verwehrt, trotz Bitt' und Fleh'n.
Ein'n Wcidenstab senkt Mutter ein, —
Soll bleibend — grün — ein Denkmal sein.
Darum aucb Jedermann im Ort
Heißt „Mutter Gr et" die Weide dort.
Nachrichten ans der Provinz.
(LandwirthschastlichcS.)
1. Aus der Gemeinde A-dorf wird berichtet, daß an
den durch die künstliche Fischzucht gewonnenen Fischen die
natürlichen Blattern mit scrophulöscm Habitus sich gezeigt
haben und daß der dortige praktische Arzt bereits angefangen
hat, Jmpfgift zu sammeln, um die noch blattcrfrcien jungen
Wassercandidatcn zu impfen.
2. Der Pfarrer von Behausen zeigt an, daß, seit
mehrere Bauern seines Pfarrsprengclö Mais (türkisch Korn
oder türkisch Weizen) bauen und daraus gewonnenes Brcd essen,
bereits einige Bauern zu ihm gekommen sind und sich dahin
erklärt haben, daß sie mit einem Weibe nicht mehr zufrieden
sein können, sondern daß sic mehrere haben wollen. Der
Pfarrer hält cs daher für bedenklich, fernerhin türkisches
Korn bauen zu lassen.
3. Aus der Gemeinde Ecbach wird gemeldet, daß dieselbe
ringsum alle ihre Gcmeindcgründc dergestalt zusammenhängend
kultivirt hat, daß Niemand mehr hinein- und Niemand mehr
hcrauskommcn kan», ohne dem Art. 345 des St.-Gcs.-B.
zu verfallen. Die Gemeinde ist daher schon ans den Einfall
gekommen, sich einen gut konstruirten Luftballon oder eine
eiserne Sprengbrücke behufs der Communikation mit der
Außenwelt anzuschasscn.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eine Dorfgeschichte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 38.1863, Nr. 937, S. 197
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg