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i 52 Aus dem Leben eines Kurzsichtigen.

brauchen, von allen den eben gerühmten Herrlichkeiten nichts
zu sehen, so merkte ich doch, daß es meine Auserwählte
war, an — ihrem Kichern, mit dem sie ihre Freundinnen
begrüßte. Ja, unter Tausenden hätte ich sie an diesem
Kichern erkannt. Ich zog eine Falte über der Stirn
und nahm mir ernstlich vor, es ihr abzugewöhnen, sobald
sie erst meine Frau sei. Lachen sollte sie dürfen, so viel
sie wollte, wenn Grund dazu vorhanden, nur nicht kichern,
wenn andere Leute etwas Gescheidtcs sagen. Der geneigte
Leser ersieht, daß ich schon ganz die strengen Manieren
eines gebietenden Ehcherrn angenommen.

Als ich etwa zwei bis drei Stunden dem Tanze zu-
gcsehen, dachte ich: „nun wird's Zeit, daß du an's Werk
gehst." Und so geschah's. Ich hatte Clärchen, die ich
schon in der Ferne an ihrem weißen Rosenkränze er-
kannte, nicht aus den Augen gelassen, und als der nächste
Tanz beendigt, nähere ich mich ihr, sie hatte sich in eine
Fensternische zurückgezogen, begrüße sie und bitte, sie bei
der Hand noch etwas tiefer in die Fensternische ziehend, mit
gedämpfter Stimme um einen Augenblick Gehör. Sie
gibt dem Zuge meiner Hand sprachlos nach. Nun sage
ich ihr, ich war kein Freund langer Vorreden, mit leiser,
gepreßter Stimme, ihre Hand fest in der meinen haltend,
daß die Bekanntschaft mit ihr, so flüchtig sie auch bisher
nur gewesen, in mir den lebhaften Wunsch erzeugt habe, diese
liebe Hand, die ich zärtlich drückte, für immer zu besitzen, und
wenn ihr ein so bescheidenes Loos genüge, sie um ihre
Hand zum Bunde für das Leben bitte. Obgleich ich An-
fangs keine Antwort erhielt, so fühlte ich doch an dem
Zittern ihrer Hand, daß meine Worte nicht verfehlt
hatten, einen tiefen Eindruck zu machen, und ich will's
nur gestehen, ich dankte Gott im Stillen, daß sie nicht
etwa zu kichern ausing; denn sonst, glaub' ich, wär's um
meine ganze feierliche Stimmung geschehen gewesen. Nein!
kein Ton dieses unleidlichen Kicherns kam in diesem
Augenblicke über ihre Lippen, aber auf den wiederholten,
sanft zitternden Druck ihrer mir jetzt doppelt lieben Hand
folgten mit leiser, gedämpfter Stimme die unvergeßlichen
Worte: „Wenn ein so unvollkommnes Mädchen Ihnen
genügen und Sie eben so glücklich machen könnte, wie
ich cs an Ihrer Seite zu werden hoffe, so sagte ich mit
Freuden „Ja". Aber ich kann diesen Schritt nicht ohne
den Vater thun. Ich werde mit ihm sprechen und hoffe,
er wird seiner Tochter Glück keinem bessern Manne an-
vertrauen wollen. Sie kommen morgen wohl selbst, seine
Entscheidung zu holen. Doch jetzt lassen Sie meine
Hand los und uns trennen für heute Abend. Man beob-
achtet uns."

(Fortsetzung folgt.)

Vor einem Buchladen.

„Hm — wenn sich das Alles wirklich so verhält, so wär's
am Ende gescheidtcr, ich nähme meine Pension — ich will aber
doch noch ein wenig warten mit der Eingab' — vielleicht ist'ö
nicht ganz so."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Vor einem Buchladen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Ille, Eduard
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Personifikation
Anschlag <Information>
Betrachtung <Spiritualität>
Heilung
Karikatur
Krankheit
Werbung
Tod <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Buchladen <Motiv>

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 39.1863, Nr. 945, S. 52

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