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Einige unnütze Fragen.
Herr Medizinalrath erklärt, nachdem er Sussia zweimal unter-
sucht hat vom Wirbel bis zur Zehe — er finde Nichts.
„Gehen Sie, lieber Doktor," sagt der Herzog auf diese
Nachricht, „untersuchen Sie Sussia noch einmal, finden Sic
da wirklich Nichts, nun, so sagen Sie ihm, er solle zu mir
kommen, auf der Stelle — er müsse mich heute Abend in
der Theegesellschaft beim Fürsten von Wcißenberg bedienen,
ich hätte auf ihn gerechnet, er solle kommen, bei meiner
Ungnade!"
Dreimal beklagenswürdiger Sussia! Gestern Baron
und heute Lackai und — o Ironie des Schicksals! — in
der nämlichen Gesellschaft, die Du gestern noch durch Deine
Liebenswürdigkeit bezaubertest! Da stehst Du nun hinter
dem Stuhle Deines Herrn tiefgebeugten Hauptes, möchtest
vor Scham schier vergehen, und cs erschrecken die zarten
Damen, wenn sie Dich anblicken und sich verlegen zuflüstern:
„Ist das nicht der Baron von Sussia?"
Einige unnütze Fragen.
Hat schon irgend Jemand Kirschen gekauft und gegessen,
und nicht gefunden, daß gerade die letzte faul war?
Hat schon Jemand Jemanden gesehen, der Klopstocks
Messiade oder den Zauberer von Rom von Anfang bis Ende
durchgelesen und das beschwören kann?
Hat schon Jemand erlebt, daß sein letztes Streichhölz-
chen Feuer gefangen?
Hat schon Jemand ein Paar wirklich wafierdichte Stiefeln
gehabt?
S'Deandl beim Kirdatanz.
(Oberbayerisch.)
As Deandl legt sei Mieda an
Voll Freud — wie d'Thaler glanzen!
Siehst, wie's es kaam derwarten kann
Bis s'umikimmt zum Tanzen!
Staad geht's and' Thür und lang schaugt's 'nein,
Da hat's ihr klopft im Herzen,
Wie d'Musi spielt — dös geht so fein,
Wie's lachen d'rin — wie's scherzen!
Und mit sein Schatz thut jede geh'n, •—
Sie thuat koa Schatz nit mög'n,
Sie hat halt nix — is nit so schön
Wie d'Andern, wo's hat g'seg'n.
Bang klopft ihr's Herz — kimmt koancr heut
Und werd's zum Tanzen nehma?
As Deandl wart' die ganze Zeit —
S'is a nit Oaner kemma.
Da thut's ihr so viel trauri' wer'n!
S'is g'rad a Dirn an armi,
Do jung is a — und tanzt so gern,
Jetzt geht's — ('s kunnt oan derbarma).
Hoam geht's — und still legt's ab 's schö' G'wand,
Drent hört's no d'Musi schallen;
Selm is ihr wohl verstohl'n auf d'Hand
A — Thränel abig'fallcn!
K. St.
Einige unnütze Fragen.
Herr Medizinalrath erklärt, nachdem er Sussia zweimal unter-
sucht hat vom Wirbel bis zur Zehe — er finde Nichts.
„Gehen Sie, lieber Doktor," sagt der Herzog auf diese
Nachricht, „untersuchen Sie Sussia noch einmal, finden Sic
da wirklich Nichts, nun, so sagen Sie ihm, er solle zu mir
kommen, auf der Stelle — er müsse mich heute Abend in
der Theegesellschaft beim Fürsten von Wcißenberg bedienen,
ich hätte auf ihn gerechnet, er solle kommen, bei meiner
Ungnade!"
Dreimal beklagenswürdiger Sussia! Gestern Baron
und heute Lackai und — o Ironie des Schicksals! — in
der nämlichen Gesellschaft, die Du gestern noch durch Deine
Liebenswürdigkeit bezaubertest! Da stehst Du nun hinter
dem Stuhle Deines Herrn tiefgebeugten Hauptes, möchtest
vor Scham schier vergehen, und cs erschrecken die zarten
Damen, wenn sie Dich anblicken und sich verlegen zuflüstern:
„Ist das nicht der Baron von Sussia?"
Einige unnütze Fragen.
Hat schon irgend Jemand Kirschen gekauft und gegessen,
und nicht gefunden, daß gerade die letzte faul war?
Hat schon Jemand Jemanden gesehen, der Klopstocks
Messiade oder den Zauberer von Rom von Anfang bis Ende
durchgelesen und das beschwören kann?
Hat schon Jemand erlebt, daß sein letztes Streichhölz-
chen Feuer gefangen?
Hat schon Jemand ein Paar wirklich wafierdichte Stiefeln
gehabt?
S'Deandl beim Kirdatanz.
(Oberbayerisch.)
As Deandl legt sei Mieda an
Voll Freud — wie d'Thaler glanzen!
Siehst, wie's es kaam derwarten kann
Bis s'umikimmt zum Tanzen!
Staad geht's and' Thür und lang schaugt's 'nein,
Da hat's ihr klopft im Herzen,
Wie d'Musi spielt — dös geht so fein,
Wie's lachen d'rin — wie's scherzen!
Und mit sein Schatz thut jede geh'n, •—
Sie thuat koa Schatz nit mög'n,
Sie hat halt nix — is nit so schön
Wie d'Andern, wo's hat g'seg'n.
Bang klopft ihr's Herz — kimmt koancr heut
Und werd's zum Tanzen nehma?
As Deandl wart' die ganze Zeit —
S'is a nit Oaner kemma.
Da thut's ihr so viel trauri' wer'n!
S'is g'rad a Dirn an armi,
Do jung is a — und tanzt so gern,
Jetzt geht's — ('s kunnt oan derbarma).
Hoam geht's — und still legt's ab 's schö' G'wand,
Drent hört's no d'Musi schallen;
Selm is ihr wohl verstohl'n auf d'Hand
A — Thränel abig'fallcn!
K. St.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Herzog und Leibjäger" "S' Deandl beim Kirdatanz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 39.1863, Nr. 961, S. 180
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg