Fliegende Blätter (51.1869 (Nr. 1251-1276))

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Auflösung der Räthsel in voriger Nummer.

Mondschein. — Ohrringe. — Jagdgeschichte.

Nur ehrlich.

Der Johann und der Kaspar fahren miteinander in die
Mühle, Jeder will ein paar Säcke Kernen mahlen. Es trifft
sich ganz schön, daß gerade zwei Mahlgänge nebeneinander
frei sind und die Beiden machen sich rüstig an die Arbeit.
Schon hat sich in dem Mehlkasten eines Jeden ein netter
Haufen Mehl angesammelt, als der Kaspar sagt: „Johann,
ich sollt' geschwind zu meinem Schwäher hinüber und ihm
das Missionsblatt bringen, ich bin gleich wieder da, nimm'
derweil mein Mehl in Acht!" — „Ist schon recht," sagt der
Johann und der Kaspar geht fort. Der Johann nimmt das
Mehl in Acht, und daß er's besser im Auge hat, thut er

ein paar Mäßlein von des Kaspars Mahltrog herüber in den
seinigen. Als bald darauf der Kaspar zurückkommt, vergißt
er's unglücklicher Weise, sie wieder hinüberzuschütten.

Ueber eine Weile hat sich der Mehlstaub dem Johann
in den Hals gesetzt und ein Schoppen Neuer ist nothwendig,
um das Umsichgreifen einer solchen Schlundverengung zu ver-
hüten. „Der Kaspar ist ein Frommer, der stiehlt dir nichts,"
denkt der Johann und geht fort, nachdem er dem Kaspar
sein Mehl anempfohlen.

Der Kaspar aber sagt bei sich: „Das Mehl kann nicht
schlecht sein, hat's mir ja der Johann selber anempfohlen, ich
denke, dem meinigen wird's nicht schaden, wenn ich ein paar
Mäßlein herüber thue." Mit dem Spruch: Du sollst dem
Ochsen, der da drischet, das Maul nicht verbinden, langt er

mit dem Mäßlein wacker in den Mehlkasten des Johann.
Schon hat er das Mäßlein dreimal gefüllt und wieder aus-
geleert und will sich grad zum vierten Male bücken, da schreit

ihm der Mahlknecht, der die Geschichte in der Stille mit ange-
sehen, zu: „Halt! 's ist g'nug; der Johann hat Dir auch net
weiter, als drei Mäßlein gestohlen; Ehrlichkeit muß sein!"