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Wie man Geschäfte macht.

Affairen gebracht, aber auch nicht geschädigt, denn nach kurzer
Zeit kam der Lehrjunge Krips fast athemlos gerannt und be-
> richtete, daß die Sendung noch auf dem Lagerhaus sei. Der
Expeditor habe ganz kalt erwidert, was nicht Eilgut sei,
dürfe instruktionsmäßig innerhalb acht Tagen geliefert werden,
und es sei heute erst der siebente Tag.

„Wie? was?" rief Kellermann, „horribel! unerhört!
Unsere Waaren nicht erpediren, in Passivität lassen! stanto
pede kommt eine ellenlange Regreßklage in's Beschwerdebuch,
eine Immediateingabe an die Verkehrsanstalt, ein Appell an
die öffentliche Meinung, in die Presse!" Seine Entrüstung
über die vermeintlich seinem Hause widerfahrene Unbill ver-
drängte die Veranlassung dieses Falles aus seiner Erinnerung.
Er stürzte hinaus, wahrscheinlich um seine Drohung auszu-
sühren.

Sein Prinzipal theilte jedoch diese Gemüthsstimmung in
keiner Weise. „Man hole die Waare," sagte er mit Be-
friedigung, „vom Bahnhof und bringe sie auf Lager. Das
Haus S. M. Uzer in Lumpenhausen ist für immer aus un-
fern Büchern gestrichen. Kein Wort mehr darüber."

„Nicht doch, Papa," sagte bittend der Sohn. „Ueber-
lasse mir den Kunden zu nochmaliger Bedienung. Der Fuchs
soll in seinem eigenen Netze sich gefangen haben. Bitte!"

Der Vater sagte stillschweigend zu, und nach einer Weile
Unterzeichnete er folgenden Brief:

„Herrn S. M. Uzer in Lumpenhausen!

In Erwiderung Ihres Briefes vom ... muß Ihnen
zwar sagen, daß derlei Unregelmäßigkeiten, wie Sie Vorbrin-
gen, in unserem Geschäfte nicht vorzukommen pflegen. Um

jedoch Weiterungen vorzubeugen, habe Ihnen den berechneten
Betrag von 45 fl. 12 kr. an der Summe von 627 fl. 48 kr.
abgeschrieben und Sie in meinem Buche mit dem Reste von
582 fl. 36 kr. belastet, um dessen baldigste Abführung ich
Sie bitte. Zeichne re."

Der Brief war kaum drei Tage fort, als von S. M.

Uzer zuerst ein Telegramm eintraf, das die Nichtankunft des
Ballots meldete. Dem folgte ein ausführlicher Brief, welcher
die Schuld des Jrrthums dem Commis und seiner Unerfahren-
heit bei sonstigem Diensteifer zuschrieb, in Folge dessen er
mit der Ankunft des Briefes mit Faktura auch die Waare
selbst angekommen glaubte, welche Meldung er, der Prinzipal,
im Drange der Geschäfte ungelesen unterschrieben habe re.
Brief auf Brief folgte. Das Haus Klugmann und Tuchmann j
antwortete nicht. Wohl aber schrieb der Sohn des Hauses
an den Advokaten Rechtinger in Lumpenhausen und theilte
ihm den Vorfall, wie er sich zugetragen, offen mit, hinzu-
fügend, wie er im Ernste nicht daran denke, den Betrag zu
erhalten, aber er frage an, ob es nicht thunlich sei, auf Grund
des Briefes des Uzer ihn mit einer Klage zu ängstigen und
in Kosten zu sehen, dadurch aber auch ihn zu blamiren und
Andere vor solchem Schwindel zu schützen.

Rasch erfolgte die Antwort des jungen Rechtsgelehrten,
wie es ihn an und für sich freue, für das Haus Klugmann
und Tuchmann beschäftigt zu werden, in diesem Falle aber
ihm noch eine persönliche Befriedigung und dem Handels-
stande ein großer Dienst werde, denn er sei schon wiederholt
von Firmen um Rechtsbeistand gegen die Schwindeleien dieses
Uzer angegangen worden, welche am Ende sich allemal zur
Ersparung der Kosten bei der Rücksendung der Waare und
um einem Prozesse auszuweichen, zu einem Nachlaß verstan-
den. Nun habe der alte Fuchs sich selbst gefangen. Er soll .
eine Lektion bekommen rc.

So geschah es auch. Nach Umlauf einiger Monate
stellte Ur. Rechtinger Klage auf Zahlung der selbstbekannten
Schuldsumme von 582 fl. 36 kr. Dem Uzer blieb nichts
übrig, als auch einen Advokaten anzunehmen und nachdem
mehrmals der Termin abbestellt war, niußte sich bei dem
ersten Sühneversuch der Schwindler zur Tragung der Kosten
im Betrage von ungefähr 80 fl. verstehen, wollte er sich nicht
noch mehr und Jahre lang durch die Gerichte schleppen und
noch mehr blamiren lassen.

Kellermann, als er dies hörte, rief aus: „Bon, wir
sind satisfazirt!"

Hausmittel.

In der Fassung knappe Grenze
Schließet ein mit feiner Hand,

Daß er desto heller glänze,

Klug der Künstler den Demant;

Willst dein Ich recht strahlen lassen,

Daß dir lohne Frauenhuld:

Handle klüglich gleichermaßen,

Fass' dich selber in — Geduld. Crassus.
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"Wie man Geschäfte macht"
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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G 5442-2 Folio RES

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Entstehungsort (GND)
München

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Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

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Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Beschwerdebrief
Brief <Motiv>
Kaufmann
Beschwerde
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Fliegende Blätter, 51.1869, Nr. 1263, S. 103

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