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159

Erinnerungen an Wien.

siel mir, kostete aber 300« fl., dafür waren es aber auch
nur zwei Zimmer und ein Kabinet. Müde und zornig ging
ich durch die Kärnthnerstraße in mein Hotel. O, diese
Kärnthnerstraße! Viermal wurde ich durch Schicbkarre» in
die Fahrstraße gestoßen, während mir von einem Manne mit
einer Butte auf. dem Rücken drei Rippen eingedrückt wurden.
Abgehetzt, wund an allen Ecken, kam ich in mein Hütel zurück,
wo ich von dem Wirth, mit einem Steckbrief in der Hand,
aus das Angenehmste empfangen wurde. Zum Glück hatte j
ich blaue Augen und blonde Haare, wogegen der verfolgte
Spitzbube ganz schwarz beschrieben war. Wirth, Portier und
sämmtliche Kellner fuhren mir höchst unsanft dnrch die Haare,
um sich zu überzeugen, ob ich nicht doch eine Perücke trage.

Ich warf schließlich Alle zur Thüre hinaus, legte mich ganz
erschöpft zu Bette und schlief kaum eine Stunde, als der
Wirth mit einer Laterne in der Hand in mein Zimmer stürzte.
,,Jch thue dies in jedem Zimmer, bei jedem Gast 4—5mal
des Nachts — seit dem Mord auf der Wieden können wir
> Wirlhe nicht vorsichtig genug sein," sagte mein Wirth auf
j meine erstaunte Frage. Er ging bald wieder, ich sperrte die
Thüre ab, schlief kaum wieder ei», als meine Thüre mit der
Hacke eingeschlagcn wurde. Der Wirth stand wieder niit dem
Lichte da und sagte höflich: ,,Jch wollte Sie nicht stören,
ich wollte nur sehen, ob sie sich nicht crhcnkt haben." Bin
ich tu Wien oder in einem Narrcnthurm, fragte ich mich,
zündete 4 Kerzen an, riß meine Thüre aus, damit man mich
vom Gang aus liegen sah, und schlief bis 7 Uhr, wo ich

vom Wirth aufgerüttelt wurde. „Ich glaubte, Sie haben
sich vergiftet," sagte er, „wir können nicht vorsichtig genug
sein." Ich sagte nichts, zahlte meine Rechnung, und fuhr
wieder nach Hamburg. A. L.

Mein T u s c n f u m.

Int Thalesgrund verborgen steht
Im grünen Lacib mein Haus,

Der würz ge Duft des Waldes weht
Durch s Fenster ein und aus.

Und kommt der junge Tag hervor,

Kiißt er den Giebel roth.

So heimlich steigt der Rauch empor,

Ein Storch baut aus dem Schlot.

Des liebe» Mondes Silbcrlicht
Fließt Abends kaum heran,

So lugt es, wie's den Wald durchbricht,
Mein liebes Häuschen an.

Fürwahr, cs war' der schönste Fleck
Weit über Land und Meer,

Wenn nur nicht eine Hypothek
D'raus eingetragen war'!
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Erinnerungen an Wien"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Gastwirt
Holzhaus
Wald <Motiv>
Pferd <Motiv>
Steckbrief
Wien
Tusculum
Fiaker <Motiv>
Hotelzimmer
Hamburg
Verdächtigung
Störche
Erinnerung
Idylle
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 51.1869, Nr. 1270, S. 159

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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