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204 Zu spät.

Still saß sie da im Dämmerlicht
Und weinte um des Hauses Frieden;
Sie sah des Abends Zauber nicht,
Vergaß selbst, daß die schlummermüden
Blondköpfche» ihrer Kinder, dicht,

An ihre Knie' sich angeschmiegt.

lind wie sie so in's Ferne starrt,

In's schaktendunkle Grün der Bäume,
Webt in das Leid der Gegenwart

Sich Bild für Bild an gold'ne Träume;

Das marmorbleiche Angesicht
Wird wieder sricdenvoll und licht.

Tie Geister der Vergangenheit
Durchkreisen lächelnd die Gedanken,

Umflechtend alles Weh und Leid
Mit ihre» bunten Blumenranken;

Verklung'nen Glückes Sonnenschein
Lacht wieder hell in's Herz herein.

In sugendschöner Freudigkeit

Sieht sie sich wieder, frisch und blühend,

Der Liebe sel'ge Trunkenheit

Zieht durch das Herz ihr wonneglühend.

Sie sieht in Kranz und Schlcierwehn
Sich bebend am Altäre steh'».

Die Thür fliegt auf: „Gott steh' mir bei!
Noch nicht zu Bett? was soll das Träumen?
Doch Dir ist Alles einerlei,

Hast morgen wenig zu versäumen,

Denn was Du schaffst im Tageslanf,

Wiegt keiner Stunde Arbeit auf."

Ans ihrem Traum emporgcschreckt,

Springt aus das junge Weib, sie neiget
Ihr Antlitz, hoch von Scham bedeckt,

Zu ihren Kindern nieder, schweiget
Und bringt zur 'Ruh' die Kleinen; dann
Geh'» auch zur Ruhe Weib und Mann.

Zur Ruhe? — weh! wo Zwietracht wohnt,
Der Mann sein Weib beschimpft und knechtet,
Wo Undank treue Sorge lohnt,

Und man um Körnchen Staubes rechtet —

Ja Ruhe — Friede? — bleiern schwer
Ist da der Schlaf; nie lieblich mehr.

,,O käme nie das Morgenroth!"

Seufzt auf das Weib in bitter» Schmerzen
Und Wünsche, dunkler als der Tod
Steh'n auf in dem gequälten Herzen;

Cs klopft so bang, es klopft so laut,

Ruh'los bis trüb' der Morgen graut.

Und Monde komme», Monde flieh'n;

Still schafft das Weib mit allen Kräften;
Doch leis' bcginnt's ihr nachzuzieh'n,

Sich bleich an ihren Schritt zu heften.

Es ist der Tod; — er wandelt stumm
Mit ihr im öden Hans herum.

Und als der Frühling aufersteht,

Die Erde jubelnd zu umfangen,
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Zu spät"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schneider, Hermann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Puppe <Motiv>
Karikatur
Ehekonflikt
Frau <Motiv>
Kind <Motiv>
Familienkonflikt
Familienleben <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 51.1869, Nr. 1276, S. 204
 
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