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• preis für den Baud von 26 Nummern 3 fl. 54 kr.
_od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2 V, Sgr.

gnes, zur weißen Rose.

(Fortsetzung.)

Der Stadtfühndrich ließ ihn sich einen Augenblick dieses
"lblicks freuen und weidete sich selbst am Staunen des
geizigen Roscnwirths.

„Das Alles," sagte er, „soll einmal Agnes gehören, der
.Ae unserer Stadt," und Wennert bethcuerte, unter @in-
gleichen der aufgerechneten Silberstücke, nochmals bei Hals und
tragen, daß Er oder Keiner sein Eidam werden sollte. —
Abends feierte man bei Wein und Bier in festlichem
schwelgen den letzt erfochtenen Sieg, und Wunder der Töpfer-
ei erzählte man sich. Die Krieger lebten wieder einmal wie
Unt'cr Herrgott in Frankreich! —

In den großen Gemächern schwuchtelte es nur so von
er Masse der Stadtsöldner. Hier rollten die am Abend
ehaltenen Silberstücke ihrer Beuteantheile und neuen Löhnung;
o^öhlichkeit und Wein hatten gleichen Theil an ihrer Trunken-
Ungeheuere Massen Lamm- und Ochsenbraten oder leckere
Ur1tletn verschwanden in den geräumigen Mägen der Krieger,
^ fleißig begoß man diese Himmelsgaben mit Weinen bester
man hielt sich nach mancher Entbehrung schadlos.
"7 endrein hatte die gute Stadt ihren Tapfern eine Ertra-
oüation bereitet, die ebenwohl die wohlgespickten Vorraths-
ammern und Keller der weißen Rose bestreiten mußte,
später würfelte man; noch später schlug man sich, und
er setzte man einen trunkenen Störenfried vor die Pforte.
9s ivar so Sitte. Man schlug sich, daß die Hunde das
E Ut Wie man auf dem Schlachtfeldc dem Feinde

Q Me und Glieder gespalten und zerschlagen hatte, so wurden
Ps ’ ^er ch allzuoft von den streitenden Kameraden die
' ^bzogen und schwer Blessirte weggetragen.

wollte ^ ^em' ^Cr CtlDa ^Cr ^eU Friedensstifter machen
C' ^ie Wüthenden hätten sämmtlich Front gegen ihn

gemacht! Wennert's schmucke Schenkmädche» waren eben auch
oft genug der Zankapfel und wehrten sich gegen die dreisten
Handgriffe der Unbande.

Friedlicher ging's in den andern Sälen gegenüber her.
Hier saßen die freien Bürger beisammen mit den Rüst- und
Rottenmeistern und ließen sich die Einzelnheiten des Gefechtes
erzählen. Im Nebenzimmer hatten die Bürgermeister und !
RathSherren der Stadt mit dem Stadthauptmann, dem Fähndrich
und einigen andern Hanptleuten sich um die große Nußbaum-
tafel placirt; Wennert und die schöne Agnes hatten alle Hände
voll zu thun, die Wünsche ihrer Gäste zu befriedigen. Die
blinkenden Sternlampen warfen ihre röthlichen Lichter auf !
zahlreiche Zinnkrüge und feine Glashumpcn, auf welchen der
mächtige Adler mit ausgcbreiteten Flügeln gemalt, auf jeder
seiner großen Flugfcdern mindestens ein Dutzend Wappen-
schilder von geist- und weltlichen Ständen des heiligen römi-
schen Reichs, in bunten Farben trug — oder auf die gebuckelten
Römer- und venetianischen Trinkgefäße der phantasiereichsten
Formen vom Stiefel bis zum Fäßchcn. In diesem Zimmer
machten die braunen und schwarzen Tuchkleider mit Felbel,
Sammet und Seide verbrämt und ausgeputzt, einen angenehmen
Contrast mit den seinen hirschledernen Kollern der höheren
Kriegslcute, wie die vielfältigen Spitzenkrägen der Rathsherren,
mit den stählernen Halsbergen der Reitcransührer. An den
Wänden hingen weitfaltige dunkle Mäntel und große Reiter-
hüte mit roth und weißen Federn, neben den Sammetbaretts
und Filzhüten der Bürger; darunter die Degen und Schwerter
mit schlichten oder reichen Wehrgehängen; denn auch der
Bürger ging nie aus, ohne seine Waffe, diesem schönen Zeichen
seiner Unabhängigkeit.

Diese stolzenPatricicr im Gefühl ihrer Bedeutung wußten,

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