-> Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungserveditionen angenommen.
m ^ Erscheine» wöchentlich ein Mal. Subscriptions- j tt
R d 9 8» preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr.
ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/- Sgr.
Reelles Hcirathsgcsuch.
(Fortsetzung.)
Ich war zu stolz, um ihre Verzeihung zu erbetteln, wenn-
gleich es schien als ob die Freundschaft zwischen uns mit einem,
einem Male ans und vorbei sei.
Ein Jahr verging. Gute Freunde, guter Credit und
die Aussicht auf Beförderung ließen mich ferner sorglos in
dic^ Zukunft schauen. Nach und nach blickte mich indessen
dav Leben etwas ernster an. Das Avancement ließ auf sich
warten, der Credit ließ nach, und ehe ich mich dessen versah,
saß ich^ bis über die Ohren in Schulden.
, i a /am ’c^ 5ur Besinnung, ich schränkte mich in meinen
Bedürfnissen ein, ich wollte sparen— aber der Teufel spare,
wenn man nichts zu sparen hat!
Der Schiffbrüchige greift nach dem schwachen Brette,
hassend, daß es ihn trage und dem Strande zuführe. Meine
unvergeßliche Laura je aufzufinden, hatte ich längst nicht
mehr gehasst, wenngleich ihr Bild mich wie ein Talisman
begleitete. Mir mar oft sonderbar zu Sinn und ich fing
schon an zu bedauern, meiner guten Tante einen so schroffen
Brief geschrieben zu haben. O Hütte ich doch von dem
diplomatischen Talent meines seligen Vaters etwas abbekom-
men, dann wäre es mir anders ergangen! Aber welcher lebens-
frohe junge Mann von 25 Jahren denkt schon an diploma-
tische Künste? Jetzt würde ich Allem, was meine Tante ver-
langte, zustimmen. Ich wäre sogar im Stande gewesen, zwei
Pflegetöchter zu heirathen, wenn sie es gewünscht hätte, und
wären sie selbst häßlich gewesen.
Ich mußte unter allen Umständen aus meiner ver-
zweifelt drückenden Lage herauskommen, denn mein Lebens-
schiff ivar nicht mehr im Stande gegen die hochgehende See
anzukämpfen, welche eine Planke nach der andern in Stücke
schlug. Sollte nicht eine Frau, ein Mädchen'mit Geld im
Stande sein, mich vor dem Untergang zu retten? Wenn ich
mein Netz klug und gewandt ausspannte, sollte nicht ein
fettes Gänschen zu erwischen sein — schon eine dicke, behäbige
Ente würde dem Zwecke entsprechen.
Probiren geht über studiren, sagt ein altes Sprichwort,
und ich will ihm folgen. Jeden Tag liest man in den
Zeitungen Heirathsanträge, in denen verschämte junge Leute
und selbst achtbare Wittwen ohne und mit Kindern Lebens-
gefährten suchen. Cs ist natürlich, daß nur wohlgebildcte,
gut situirte Leute, denen es meistens an Damcnbekanntschast
fehlt, diesen Weg betreten. Es darf daher auch nicht Wunder
nehmen, daß sie nur nach jungen, liebenswürdigen und schönen
Frauen Verlangen tragen, und der verlangte Einschuß in
das Compagniegeschnst von 1 bis 20,000 Gulden darf
Niemand in Erstaunen setzen, denn die Lebensmittel und
demnächst die Kinder kosten Geld, viel Geld!
Die Mühe, eine zweckentsprechende Annonce zu schreiben,
ist für einen Mann, der die Universität mit Nutzen besucht
hat, keine Schwierigkeit. Die Hauptsache dabei ist, seine
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handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungserveditionen angenommen.
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R d 9 8» preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr.
ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/- Sgr.
Reelles Hcirathsgcsuch.
(Fortsetzung.)
Ich war zu stolz, um ihre Verzeihung zu erbetteln, wenn-
gleich es schien als ob die Freundschaft zwischen uns mit einem,
einem Male ans und vorbei sei.
Ein Jahr verging. Gute Freunde, guter Credit und
die Aussicht auf Beförderung ließen mich ferner sorglos in
dic^ Zukunft schauen. Nach und nach blickte mich indessen
dav Leben etwas ernster an. Das Avancement ließ auf sich
warten, der Credit ließ nach, und ehe ich mich dessen versah,
saß ich^ bis über die Ohren in Schulden.
, i a /am ’c^ 5ur Besinnung, ich schränkte mich in meinen
Bedürfnissen ein, ich wollte sparen— aber der Teufel spare,
wenn man nichts zu sparen hat!
Der Schiffbrüchige greift nach dem schwachen Brette,
hassend, daß es ihn trage und dem Strande zuführe. Meine
unvergeßliche Laura je aufzufinden, hatte ich längst nicht
mehr gehasst, wenngleich ihr Bild mich wie ein Talisman
begleitete. Mir mar oft sonderbar zu Sinn und ich fing
schon an zu bedauern, meiner guten Tante einen so schroffen
Brief geschrieben zu haben. O Hütte ich doch von dem
diplomatischen Talent meines seligen Vaters etwas abbekom-
men, dann wäre es mir anders ergangen! Aber welcher lebens-
frohe junge Mann von 25 Jahren denkt schon an diploma-
tische Künste? Jetzt würde ich Allem, was meine Tante ver-
langte, zustimmen. Ich wäre sogar im Stande gewesen, zwei
Pflegetöchter zu heirathen, wenn sie es gewünscht hätte, und
wären sie selbst häßlich gewesen.
Ich mußte unter allen Umständen aus meiner ver-
zweifelt drückenden Lage herauskommen, denn mein Lebens-
schiff ivar nicht mehr im Stande gegen die hochgehende See
anzukämpfen, welche eine Planke nach der andern in Stücke
schlug. Sollte nicht eine Frau, ein Mädchen'mit Geld im
Stande sein, mich vor dem Untergang zu retten? Wenn ich
mein Netz klug und gewandt ausspannte, sollte nicht ein
fettes Gänschen zu erwischen sein — schon eine dicke, behäbige
Ente würde dem Zwecke entsprechen.
Probiren geht über studiren, sagt ein altes Sprichwort,
und ich will ihm folgen. Jeden Tag liest man in den
Zeitungen Heirathsanträge, in denen verschämte junge Leute
und selbst achtbare Wittwen ohne und mit Kindern Lebens-
gefährten suchen. Cs ist natürlich, daß nur wohlgebildcte,
gut situirte Leute, denen es meistens an Damcnbekanntschast
fehlt, diesen Weg betreten. Es darf daher auch nicht Wunder
nehmen, daß sie nur nach jungen, liebenswürdigen und schönen
Frauen Verlangen tragen, und der verlangte Einschuß in
das Compagniegeschnst von 1 bis 20,000 Gulden darf
Niemand in Erstaunen setzen, denn die Lebensmittel und
demnächst die Kinder kosten Geld, viel Geld!
Die Mühe, eine zweckentsprechende Annonce zu schreiben,
ist für einen Mann, der die Universität mit Nutzen besucht
hat, keine Schwierigkeit. Die Hauptsache dabei ist, seine
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Reelles Heirathsgesuch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 52.1870, Nr. 1278, S. 9
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg