Die Brautwerbung.
Ilm die Lieb' ist's a wunderbarliche Sach'! 's Wasser dringt
leicht überall ein, aber doch muß es irgend a Löchel finden; 's
Zuglüftel braucht 'neu Spalten, wenn er auch noch so klein ist,
und der Sonnenstrahl a Ritzerl. Die Lieb' aber, die muß um
a gut's Theil schmächtiger sein, als Wasser, Luft und Licht.
Sie kommt in's Herzkammerl, wo das schärfest' Aug' kein'n
Eingang steht; fie ist da, gählings, eh' man's enttraut, — man
weiß nit wie und woher. Hätt' Einer 'nen dreifachen Küraß
vor der Brust, die Lieb', wenn's grad will, kommt ihm doch
aufs Leb'n; und ob's nachher a junger Springer oder a alter
Stallhinker ist, — die Lieb' fragt nit nach'm Tauffchein.
Der Herr Amtsschreiber ist schon a g'standner Mann — ich
schätz' ihn für 'nen guten Fünfziger — und sammt dem hat er fich
noch verplämpert, und wie verplämpert! Das muß man ihm
aber lassen, 'nen schlechten Gusto hat er nit, der Herr Amts-
schreiber, denn sein Gegenstand, des Gärtners Kathi, ist a
Madel, wie nur alle heilige Zeiten ein's aus die Welt kommt,
— a G'fichtl wie Milch und Blut, a Körperl wie eingossen
und Füßeln wie drechselt. Und a Paar schwarze Aeugeln hat's
im Kopf, man meint, die müßten die Rupfen anzünden, wenn's
am Spinnrad fitzt.
Und wie hat der Amtsschreiber fich seiner Kathi als Lieb-
haber und Bräutigam vorg'stellt? Das eben ist der Jur! Bon
allen verliebten Prinzen und Prinzessinnen, wie's im Kaiser
Octavianus, in der schönen Magelone und in den andem alten
G'schichtbüchern Vorkommen, hat in dem Punkt Kein's so a
schwer's Stuck aufg'führt, wie unser Amtsschreiber.
Der Kathi ihre Mutter ist die Wittib vom Gärtner Peter
selig, und lebt mit der Tochter von 'ner kleinen Penfion, die
ihnen der Herr Graf zahlt. Auch haben's a Häusl im Dorf
mit 'nem Ackerl und Wiessteckel, just groß g'nug, daß sie sich
a Kuh halten können. Man kann nit sag'n, daß es ihnen
schlecht ging', den Leuteln, wenn's auch g'rad kein'n Ueberfluß
nit hab'n. Doch gut — daß ich zur Hauptfach' komm'! Am
letzten Christabend fitzen die Kathi und ihre Mutter schön trau-
lich beisamm' im warmen Stübel und reden über dies und das,
und, wie's die G'legenheit gibt, auch von den vergangnen Zeiten,
da der Vater noch g'lebt hat und die Kathi lang noch nit tau-
send Wochen alt g'wesen ist. Die Mutter kann nit g'nug sag'n,
wie der Vater fich allemal auf den Tag g'fteut hat und wie
er oft den ganzen Morgen im Wald 'rumg'loffen ist, um das
schönst' Christiäumel heimzubringen für seine Kathi. Und der-
weil sie so plaudern, geht's im Hausflötz draußen auf einmal
trapp trapp, die Thür' wird aufgeriffen, und es kommen zwei
Knecht' vom Schloßbauhof 'rein, die trag'n 'nen schweren, schwe-
ren Futterkorb und setzen ihn mitten in der Stuben nieder. Die
Weiber verhoffen nit wenig über die Erscheinung und eh' fie
wieder zur Besinnung kommen und ftagen können wie oder was?
sind die Knecht' schon zum Tempel 'naus.
Die armen Weiber! — sie traun sich Anfangs fast nit zu
Ilm die Lieb' ist's a wunderbarliche Sach'! 's Wasser dringt
leicht überall ein, aber doch muß es irgend a Löchel finden; 's
Zuglüftel braucht 'neu Spalten, wenn er auch noch so klein ist,
und der Sonnenstrahl a Ritzerl. Die Lieb' aber, die muß um
a gut's Theil schmächtiger sein, als Wasser, Luft und Licht.
Sie kommt in's Herzkammerl, wo das schärfest' Aug' kein'n
Eingang steht; fie ist da, gählings, eh' man's enttraut, — man
weiß nit wie und woher. Hätt' Einer 'nen dreifachen Küraß
vor der Brust, die Lieb', wenn's grad will, kommt ihm doch
aufs Leb'n; und ob's nachher a junger Springer oder a alter
Stallhinker ist, — die Lieb' fragt nit nach'm Tauffchein.
Der Herr Amtsschreiber ist schon a g'standner Mann — ich
schätz' ihn für 'nen guten Fünfziger — und sammt dem hat er fich
noch verplämpert, und wie verplämpert! Das muß man ihm
aber lassen, 'nen schlechten Gusto hat er nit, der Herr Amts-
schreiber, denn sein Gegenstand, des Gärtners Kathi, ist a
Madel, wie nur alle heilige Zeiten ein's aus die Welt kommt,
— a G'fichtl wie Milch und Blut, a Körperl wie eingossen
und Füßeln wie drechselt. Und a Paar schwarze Aeugeln hat's
im Kopf, man meint, die müßten die Rupfen anzünden, wenn's
am Spinnrad fitzt.
Und wie hat der Amtsschreiber fich seiner Kathi als Lieb-
haber und Bräutigam vorg'stellt? Das eben ist der Jur! Bon
allen verliebten Prinzen und Prinzessinnen, wie's im Kaiser
Octavianus, in der schönen Magelone und in den andem alten
G'schichtbüchern Vorkommen, hat in dem Punkt Kein's so a
schwer's Stuck aufg'führt, wie unser Amtsschreiber.
Der Kathi ihre Mutter ist die Wittib vom Gärtner Peter
selig, und lebt mit der Tochter von 'ner kleinen Penfion, die
ihnen der Herr Graf zahlt. Auch haben's a Häusl im Dorf
mit 'nem Ackerl und Wiessteckel, just groß g'nug, daß sie sich
a Kuh halten können. Man kann nit sag'n, daß es ihnen
schlecht ging', den Leuteln, wenn's auch g'rad kein'n Ueberfluß
nit hab'n. Doch gut — daß ich zur Hauptfach' komm'! Am
letzten Christabend fitzen die Kathi und ihre Mutter schön trau-
lich beisamm' im warmen Stübel und reden über dies und das,
und, wie's die G'legenheit gibt, auch von den vergangnen Zeiten,
da der Vater noch g'lebt hat und die Kathi lang noch nit tau-
send Wochen alt g'wesen ist. Die Mutter kann nit g'nug sag'n,
wie der Vater fich allemal auf den Tag g'fteut hat und wie
er oft den ganzen Morgen im Wald 'rumg'loffen ist, um das
schönst' Christiäumel heimzubringen für seine Kathi. Und der-
weil sie so plaudern, geht's im Hausflötz draußen auf einmal
trapp trapp, die Thür' wird aufgeriffen, und es kommen zwei
Knecht' vom Schloßbauhof 'rein, die trag'n 'nen schweren, schwe-
ren Futterkorb und setzen ihn mitten in der Stuben nieder. Die
Weiber verhoffen nit wenig über die Erscheinung und eh' fie
wieder zur Besinnung kommen und ftagen können wie oder was?
sind die Knecht' schon zum Tempel 'naus.
Die armen Weiber! — sie traun sich Anfangs fast nit zu
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Brautwerbung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 9.1848, Nr. 202, S. 78
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg