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172 Die Ermordung des Agamemnon.

Dramatische Scene aus dem Ende des siebzehnten Jahrhunderts.

(Saal im Rococogeschmack. In der Mitte steht ein Badbüdchen. Aegisth
tritt auf mit einem Dolch bewaffnet.»

A e g i st h.

Bald kommst du, grause Nacht, mit allen deinen Schrecken!

Mir ist es wie dem Leu, dem seine Zähne blecken,

Mein grausam Herze pocht, die Zunge riecht nach Blut,

; Aus meinem Nasenloch erbraust die Zorneswuth,

! Gleich wie dem edlen Roß, wenn es zum Kampfe eilt,

Pecb, Schwefel, Höllendunst aus seinem Rachen heult.

Hier steht das Büdchen schon, darin er baden wird.

Der königliche Sproß, der Griechen Oberhirt.

Er steigt in's Büdchen ein, er steigt nicht mehr heraus.

So gleichet er fürwahr der Schneck' in ihrem Haus,

Nur mit dem Unterschied, daß dieses wackre Thier
Sein prächtig Hörnerpaar herausstreckt nach Begier.

Doch füll, ich hör' es draus, als wollten Kerzen flimmern,
j O weh, nun geht es bald an's Heulen und an's Wimmern!

«Verbirgt sich hinter einer Tapete.)

(Agamemnon und Klytemnestta tteten auf, machen ein Kompliment und
stellen sich einander gegenüber.)

Agamemnon.

Wie freu ich mich so sehr, mein königlich Gemahl
Euch wiederum zu sehn im alten Rittersaal!

Doch sprecht, wie ist es euch ergangen seit der Zeit,

Daß ich vom süßen Leib gewesen euch so weit?

Klytemnestra.

O königlicher Herr, verehrte Majestät,

Wie einem braven Weib es aller Zeiten geht,

Wenn sich das andre Theil in edler Kriegeslust
Gerisien von des Weibs drangsalerfüllter Brust.

Agamemnon.

Ei, ei, so müßt ihr mir, mein lieb Gemahl, nicht sprechen!

Ich kenne dein Geschlecht mit allen seinen Schwächen:

Hat sich der Bettgenoß entfernt in fremdes Land,

Dann nehmen sie alsbald ein Mannsbild an die Hand.

Klytemnestra.

O königlicher Herr, ihr mir zu scherzen scheint?

O, hättet ihr gesehn, was Thränen ich geweint,

Ihr sprächet nicht also, daß euch mein Herze grollt —
Doch wird das Master kalt, darin ihr baden wollt.

Agamemnon.

Ich danke dir, o Weib, für diesen Edelmuth.

Fürwahr, es thut kein Ding nach einem Marsch so gut,
Als wie ein trefflich Bad, dazu die Serviett,

Daß man sich trocknen kann, wenn man es nöthig hätt'.

(Steigt in's Büdchen.)

Klytemnestra.

Entschuldige, Gemahl, die große Zärtlichkeit!

Du siehst, das Büdchen ist für Einen fast zu weit?
Erlaube, daß ich mit zu dir in's Büdchen steige,

Auf daß sich im Gespräch der schöne Tag verneige.
Agamemnon.

So steig denn mit hinein, doch tritt mich nicht zu sehr,
Denn meine Sohle brennt und ist von Blasen schwer.

(Sie nehmen ein Fußbad.)
Agamemnon.

Es ist doch angenehm, zu sitzen in dem Bad —
Klytemnestra.

Absonderlich, wenn man ein Weib zur Seite hat.

Agamemnon.

Gib jetzt das Linnenzeug, daß ich mich trocknen thu,

Und ist das abgemacht, so gehen wir zur Ruh.

Klytemnestra.

Mein süßester Gemahl, das Baden macht oft kalt,

Ich habe drum für dich den Schlafrock hier bestallt.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Ermordung des Agamemnon"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Rokoko
Bad <Motiv>
Wandschirm
Karikatur
Zimmer <Motiv>
Bottich
Satirische Zeitschrift
Klytämnestra
Agamemnon
Thema/Bildinhalt (normiert)
Aigisth <Motiv>

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 9.1848, Nr. 214, S. 172

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