Noch ein Brief aus
gemacht hette. Na, ich verstant gar nichts davon aber wir
wurden nun kohmantirt zur Rewieh und sollten schrein: Es
läbe die okdrohgerührte Berfahsung aber wir konnten Alle nicht
schreien, denn es war ein Hundewetter und uns klaberten vor
Frohst die Zehne das man das Zehneklabern viel weider und
deidlicher höhrte als die neie Berfahsung die ein Atjudeante
vorlaß was sehr langweilig und gar nicht aufhöhren wollte.
Ich verstehe zwar eichentlich nicht was das ist eine okdrohge-
rührte Berfahsung, aber unser Korberal sagte, der Kenig von
Preißen wollte Sie auf gans Deutschland aufzwingen, damit
man nun entlich einmal einich werten sollte. Aber das geht
doch den Kenig nichts an und wir wollen nun einmal in
Deutschland nicht einich sein. Und so gescheid bin ich auch
obgleichlich ich nur ein Soltate bin, wenn wir sollen zur
Einichkeit gezwungen werden, so wollen wir erst recht nicht,
was auch gans recht is.
Den andern Tag denken Sie sich meine Freide auf den
Aercher werde ich zum Obersten geruhfen und der sagt mir,
daß ich mich immer gut und höflich aufgefihrt und dapfer ge-
wesen were, also were ich auch von jezt an — Korberal aber
immer noch Ihr lieber Sohn, denn ich kenne keinen Stols nicht.
Wir bliben einiche Zeit in dem lankweilichen Neste, dem
Aashus, dann hies es auf einmal wir sollten mit vor die
Festung Friederizicha riken und belagern helfen. Das kam uns
grade recht und wir mahrschirrten den andern Tag ab. Aber
war das ein Hundsfittisches Wetter, was man eichentlich gar
kein Wetter nennen sollte denn es stirmte und rägnete gans
misehrawel und wir musten doch immer fort. Da lief einen
aber der Rügen oben bei der Halzbinte hinein und unten zum
Schleswig-Holstein. 1J<>
Stifeln wider heraus und so stark das man selbst mit fort-
fliescn konnte. Endlich kamen wir vor Friederizcha an und sollten
nun mit belagern. Ich wußte nun noch gar nicht wie man
das Ding machte, aber es ist weiter gar nichts nicht und man
braucht sich blos hinzulegen und aufzupaffen, das Niemand
aus und in die Festung kommt was sehr langweilig ist.
Hier ging nun auch das vermahledeite Bühwuakleben wieder
an, wo man die Nacht unter freiem Himmel in allen Sorten
Wetter schlafen muß, was der Teifel hohlen soll und sehr un-
angenähm ist. Ich kriegte auch bald einen derben Stockschnubfen,
und einen dicken Baken worüber man mich immer auslachte
und konnte ich freilich auf den dicken Backen die Flinte nicht
anlegen und schiefen, was mir recht lieb war, denn ich schiefe
nicht gern und haue lieber aber dann hau ich auch dichtig zu.
Wir hetten nun gerne ein Bischen mit die Kanonen in
die Festung geschosen oder gestirmt, aber da hies es immer, wir
sollten noch warten, bis die Preißen kemen, ja aber die kamen
immer nicht und der Herr Gehneral Brettwitz ließ unsallemal
sagen wir sollten nur noch ein Paar Tage warten. Da lagen
wir nun und hielten Maulaffe» feil und die Denen setzten sich
gans ruhig auf die Wälle, rauchten Tobak und lachten uns
aus. Unsre Ofiziehre sagten immer, an der gansen Zehgerung
were blos die alte Boletik von Außen schuld. Na, ich konnte
dariber nich urtheulen, denn ich hatte von den alten Weibe
noch gar nie nichts gehört und kenne Sie nicht, aber wenn Sie
wirklich alt ist, sollte man auch keine Umstende mit ihr machen.
Alles was wir zu thun hatten, war höchstens Baderulligiren
und Schansenkraben, was eine sehr schmutzige Arbeit ist und
wobei besonders die Stifeln sehr leiten und endzwei gehen.
Was mich auch noch so von den Denen ärcherte, war das Sie
immer nach uns schoßen, wenn wir gans friedlich Schansen
machten und noch dazu mit Spitzkugeln, was sehr niederträchtich
ist. Die Dinger sind wie die Haffelnüffe aber von Blei und
gehen überall durch. Ein Kamerathe hat sogar gesagt, sie
gingen auch um die Ecke, was sehr merkwürdig ist.
23*
gemacht hette. Na, ich verstant gar nichts davon aber wir
wurden nun kohmantirt zur Rewieh und sollten schrein: Es
läbe die okdrohgerührte Berfahsung aber wir konnten Alle nicht
schreien, denn es war ein Hundewetter und uns klaberten vor
Frohst die Zehne das man das Zehneklabern viel weider und
deidlicher höhrte als die neie Berfahsung die ein Atjudeante
vorlaß was sehr langweilig und gar nicht aufhöhren wollte.
Ich verstehe zwar eichentlich nicht was das ist eine okdrohge-
rührte Berfahsung, aber unser Korberal sagte, der Kenig von
Preißen wollte Sie auf gans Deutschland aufzwingen, damit
man nun entlich einmal einich werten sollte. Aber das geht
doch den Kenig nichts an und wir wollen nun einmal in
Deutschland nicht einich sein. Und so gescheid bin ich auch
obgleichlich ich nur ein Soltate bin, wenn wir sollen zur
Einichkeit gezwungen werden, so wollen wir erst recht nicht,
was auch gans recht is.
Den andern Tag denken Sie sich meine Freide auf den
Aercher werde ich zum Obersten geruhfen und der sagt mir,
daß ich mich immer gut und höflich aufgefihrt und dapfer ge-
wesen were, also were ich auch von jezt an — Korberal aber
immer noch Ihr lieber Sohn, denn ich kenne keinen Stols nicht.
Wir bliben einiche Zeit in dem lankweilichen Neste, dem
Aashus, dann hies es auf einmal wir sollten mit vor die
Festung Friederizicha riken und belagern helfen. Das kam uns
grade recht und wir mahrschirrten den andern Tag ab. Aber
war das ein Hundsfittisches Wetter, was man eichentlich gar
kein Wetter nennen sollte denn es stirmte und rägnete gans
misehrawel und wir musten doch immer fort. Da lief einen
aber der Rügen oben bei der Halzbinte hinein und unten zum
Schleswig-Holstein. 1J<>
Stifeln wider heraus und so stark das man selbst mit fort-
fliescn konnte. Endlich kamen wir vor Friederizcha an und sollten
nun mit belagern. Ich wußte nun noch gar nicht wie man
das Ding machte, aber es ist weiter gar nichts nicht und man
braucht sich blos hinzulegen und aufzupaffen, das Niemand
aus und in die Festung kommt was sehr langweilig ist.
Hier ging nun auch das vermahledeite Bühwuakleben wieder
an, wo man die Nacht unter freiem Himmel in allen Sorten
Wetter schlafen muß, was der Teifel hohlen soll und sehr un-
angenähm ist. Ich kriegte auch bald einen derben Stockschnubfen,
und einen dicken Baken worüber man mich immer auslachte
und konnte ich freilich auf den dicken Backen die Flinte nicht
anlegen und schiefen, was mir recht lieb war, denn ich schiefe
nicht gern und haue lieber aber dann hau ich auch dichtig zu.
Wir hetten nun gerne ein Bischen mit die Kanonen in
die Festung geschosen oder gestirmt, aber da hies es immer, wir
sollten noch warten, bis die Preißen kemen, ja aber die kamen
immer nicht und der Herr Gehneral Brettwitz ließ unsallemal
sagen wir sollten nur noch ein Paar Tage warten. Da lagen
wir nun und hielten Maulaffe» feil und die Denen setzten sich
gans ruhig auf die Wälle, rauchten Tobak und lachten uns
aus. Unsre Ofiziehre sagten immer, an der gansen Zehgerung
were blos die alte Boletik von Außen schuld. Na, ich konnte
dariber nich urtheulen, denn ich hatte von den alten Weibe
noch gar nie nichts gehört und kenne Sie nicht, aber wenn Sie
wirklich alt ist, sollte man auch keine Umstende mit ihr machen.
Alles was wir zu thun hatten, war höchstens Baderulligiren
und Schansenkraben, was eine sehr schmutzige Arbeit ist und
wobei besonders die Stifeln sehr leiten und endzwei gehen.
Was mich auch noch so von den Denen ärcherte, war das Sie
immer nach uns schoßen, wenn wir gans friedlich Schansen
machten und noch dazu mit Spitzkugeln, was sehr niederträchtich
ist. Die Dinger sind wie die Haffelnüffe aber von Blei und
gehen überall durch. Ein Kamerathe hat sogar gesagt, sie
gingen auch um die Ecke, was sehr merkwürdig ist.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Noch ein Brief aus Schleswig-Holstein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 9.1848, Nr. 215, S. 179
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg