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Die Gartenkunst — 29.1916

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Klawun, Paul: Ein Frühlingsmorgen im Park von Sanssouci
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https://doi.org/10.11588/diglit.20814#0186

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Ein Frühlingsmorgen im Park von Sanssouci.

Von Paul Klawun, Berlin-Lichterfelde.

Eine kleine, auserwählte Gesellschaft von
künstlerischen Feinschmeckern war es, die sich
an einem frühen Märzsonntag zusammenfand,
um dem Frühling entgegenzugehen. Man hatte
nicht allein den Ehrgeiz, sich zu überzeugen, ob
der Fink noch immer nach alter Melodie zu neuen
Liebesfreuden lockt, trotz Richard Strauß und
d'Albert, sondern wollte die landschaftliche Wir-
kung von Baumgruppen ergründen, wie sie der
Park von Sanssouci mit seinen reichen Schöp-
fungen der Gartenkunst im noch laublosen Zu-
stande der ersten Märztage erkennen läßt. Von
dieser kleinen, gartenkünstlerisch empfindenden
Gruppe wurde ich als Berater und Führer hinzu-
gezogen. Wir begannen, am „Grünen Gitter"
rechts abschwenkend, mit dem Marlygarten an
der Friedenskirche, jenem kleinen Wunderwerke
der Gartenkunst, das mit Recht noch immer als
eine Perle der Landschaftsgestaltung unter den
deutschen Gärten gilt.

Diese Schöpfung unseres großen Gustav
Meyer, dem die Stadt Berlin, nachdem er in Pots-

dam kaltgestellt war, die Anlagen des Humboldt-
haines und Treptowparkes verdankt, nimmt unter
den Potsdamer Gärten eine Sonderstellung ein.
Dem Hauptverkehr durch eine den Einblick hem-
mende Mauer entrückt, führt sie im Schutze der
Friedenskirche ein verschwiegenes Dasein, das
selten ein Laut stört. Und es ist gut so, denn
die weihevolle Stimmung, die aus den gut zu-
sammenklingenden Bildern zu uns spricht, ver-
trägt den Lärm der Menge nicht. Für die ist
Raum im großen Park von Sanssouci, wo auch
die Lust an Blumen und Farben sich genug tun
kann.

Hier aber herrscht Ruhe, und wer seine
Schritte in die von einem edlen Formgefühl
gezogenen Wege lenkt, den überkommt ein an-
dächtiges Empfinden. Noch war es März, und es
fehlten die grünen Laubmassen, die Baum und
Strauch in festen Umrissen zusammenschließen.
So konnten wir das Gefüge und den Aufbau der
Gehölze verfolgen und die Gedanken gleichsam
nachfühlen, die den Schöpfer bei diesem gelun-

Gartenkunst Nr. 12, 1916.

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