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Die Gartenkunst — 29.1916

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Zahn, Fritz: Blumenschmuck in Gent, während des Kriegsjahres 1916
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Kassbaum, Franz Erich: Von französischen Herrensitzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20814#0194

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Parkbild. Herrenhaus.
Schloß Thonne les Pres.

Skizze von Reg.-Baumeister Kaßbaum, Oberleutnant, zurzeit im Felde.

Und nun soll man erst einmal diese „deutschen Von
Barbaren" sehen zur Stunde des Blumenmarktes

auf dem Place d'armes. Daß heute Blumenmarkt französischen Herrensitzen.

ist und was für Blumen auf ihn gebracht sind, das

sagen schon fernab vom Markt die Blumen im Arm Daß Frankreich viele schöne alte Herrensitze
unserer Soldaten. Eine Vorbereitung ist es auf das, hat, ist bekannt. Gar manches prächtige Besitztum
was auf dem Markte selbst unserer wartet. Längs sah ich im Vorbeimarschieren, lebhaft bedauernd,
des Umgangsweges unter dem Dache der hohen daß ich die Nase nicht hineinstecken konnte. Omie-
Bäume blüht es im buntesten Farbengemisch. Dicht court, Chaulnes, Montescourt und andere habe ich
an dicht stehen die Tische mit den Schnittblumen, genauer betrachten können, weil wir dort in Ruhe-
Rosen vor allem und weiße Lilien in Menge, große quartier lagen. Manche flüchtige Skizze habe ich
Sträuße von weißen, rosa und blauen Glockenblumen, eingefangen dabei.

Rittersporn, Gaillardien und wie sie sonst noch Einzelne Schloßbauten waren gar arg mitge-
alle heißen, selbst Ligustrum ovalifoiium ist eine nommen. Ich erinnere mich an einen köstlichen alten
viel gekaufte Schnittblume. Hinter den Tischen stehen Landsitz, dessen Herrenhaus durch Granaten und
die langen zweirädrigen Karren mit dem weiteren Schrapnells entsprechend zugerichtet war. In einem
Vorrat. Schon auf der Fahrt zum Markt geben sie großen Saal, in dem früher vielleicht holde Plau-
den Straßen ein Bild eigenartiger, packender Wir- derstunden stattfanden und anregende Musik er-
kung, das um so farbenprächtiger wird, je mehr tönte, zeugte ein einsamer Flügel von einstiger
man sich dem Markte nähert, je größer die Anzahl Herrlichkeit. Wandschmuck und Bilder und Möbel
der ihm von allen Seiten zustrebenden Blumen- verschwunden, Fenster zertrümmert, Dach und Wand
karren wird. Zu den Blumen gesellen sich Palmen, eingeschossen und eingestürzt. Ein trostloser Än-
Araukarien, Topfpflanzen verschiedener Art und blick! Hatte der Sinn für Ordnung und Reinlichkeit
Stauden, herausgehoben mit festen Erdballen, so im unteren Geschoß Wandel geschaffen, so sah es
daß selbst durch das Verpflanzen in Blüte keine oben desto wüster aus. Einen Fuß hoch watete der
Störung in der Entwicklung zu befürchten ist. Über Eindringling in Papier, Stoffetzen und Schutt und
die Preise aller dieser Herrlichkeiten verrate ich Staub. Die ganze Bibliothek zum Teufel! Man nimmt
lieber nichts, nur soviel sei gesagt, daß man für einige Blätter auf. Wertvolles war es nicht. Schlüpf-
wenig Geld sich in ihren Besitz setzen kann. rige und unanständige Sachen zumeist. Etwas für
Nimmt man den Weg in die Außenbezirke der den Schnüffler. Alte Folianten lagen dazwischen
Stadt, hinaus vor die Tore, sieht man die Geburts- mit vergilbtem Druck. Alter und Gewicht waren
stättenallerdieserlieblichenKinderFloras. Gärtnerei ihre Rettung gewesen.

reiht sich an Gärtnerei, und um die Stadt ist rings von Wer war der Besitzer? — Irgendein Comte in

duftigen Gärten ein blütenreicher Kranz. F. Zahn. Paris, der vor langer Zeit seiner holden Maitresse

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