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Kuzmany, Karl M.: Die Frühjahr-Ausstellung der Wiener Secession
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0432
DIE FRÜHJAHR-AUSSTELLUNG DER WIENER SECESSION
Von Karl M. Kuzmany
Es ist auffällig, wie sehr im Gegensatz zum
Vorjahr die Gemälde überwiegen; als sollte
die Vormacht der Flächenkunst noch mehr be-
tont werden, tritt die Graphik nicht bloß bei-
läufig auf, sondern in ebenbürtiger Fülle und
Stärke. Also waren, möchte es scheinen,
Pinsel und Griffel heuer Jahresregenten, als
die Mitglieder der Vereinigung die, wie üblich,
vornehmlich ihnen vorbehaltene Ausstellung
beschickten. Einige freilich, deren Namen
man ungern vermißt, mußten ihre Beteiligung
absagen, — allein zum Glück nur deshalb,
weil ihre großen Arbeiten noch nicht bis zur
Oeffentlichkeitsreife gediehen waren. Eben
dadurch ist es zu erklären, daß die Plastik
bis auf kleinere Werke ausblieb, wie denn
auch die Monumentalmalerei das Werdende
erst ahnen läßt. Trotzdem mangelt es nicht an
im weitern Sinne monumentalen Schöpfungen,
da mit ihren Gaben Sparsame diesmal aus
vollen Händen zum Erfolge der Gesamtheit
beisteuerten. Alle Fehlstellen, die aufzudecken
nur einem geflissentlich Ueberkritischen ge-
lüsten könnte, sind wettgemacht; zu einer ge-
festeten Reihe schließen sich die schon eines
eigenen Weges Meister sind und die wage-
mutige Jugend aneinander.
Um nicht die Fühlung mit dem Ausland
zu verlieren, ist auch für Gäste aus der Fremde
Raum gelassen. Einmal und wohl kaum wieder
sieht man Werke des Belgiers Henry J. E.
Evenepoel versammelt. In Paris hatte er
seine künstlerische Heimat gefunden, aus der
er knapp siebenundzwanzigjährig abberufen
wurde. Wahrlich, wie man von solchen Lieb-
lingen der Götter zu sagen pflegt, ein früh
Vollendeter, denn alle diese sechzehn Ge-
mälde hier zeigen den Adel einer vollendet
Die Kunst für Alle XXII. 17. I. Juni 1907.
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Von Karl M. Kuzmany
Es ist auffällig, wie sehr im Gegensatz zum
Vorjahr die Gemälde überwiegen; als sollte
die Vormacht der Flächenkunst noch mehr be-
tont werden, tritt die Graphik nicht bloß bei-
läufig auf, sondern in ebenbürtiger Fülle und
Stärke. Also waren, möchte es scheinen,
Pinsel und Griffel heuer Jahresregenten, als
die Mitglieder der Vereinigung die, wie üblich,
vornehmlich ihnen vorbehaltene Ausstellung
beschickten. Einige freilich, deren Namen
man ungern vermißt, mußten ihre Beteiligung
absagen, — allein zum Glück nur deshalb,
weil ihre großen Arbeiten noch nicht bis zur
Oeffentlichkeitsreife gediehen waren. Eben
dadurch ist es zu erklären, daß die Plastik
bis auf kleinere Werke ausblieb, wie denn
auch die Monumentalmalerei das Werdende
erst ahnen läßt. Trotzdem mangelt es nicht an
im weitern Sinne monumentalen Schöpfungen,
da mit ihren Gaben Sparsame diesmal aus
vollen Händen zum Erfolge der Gesamtheit
beisteuerten. Alle Fehlstellen, die aufzudecken
nur einem geflissentlich Ueberkritischen ge-
lüsten könnte, sind wettgemacht; zu einer ge-
festeten Reihe schließen sich die schon eines
eigenen Weges Meister sind und die wage-
mutige Jugend aneinander.
Um nicht die Fühlung mit dem Ausland
zu verlieren, ist auch für Gäste aus der Fremde
Raum gelassen. Einmal und wohl kaum wieder
sieht man Werke des Belgiers Henry J. E.
Evenepoel versammelt. In Paris hatte er
seine künstlerische Heimat gefunden, aus der
er knapp siebenundzwanzigjährig abberufen
wurde. Wahrlich, wie man von solchen Lieb-
lingen der Götter zu sagen pflegt, ein früh
Vollendeter, denn alle diese sechzehn Ge-
mälde hier zeigen den Adel einer vollendet
Die Kunst für Alle XXII. 17. I. Juni 1907.
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