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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Storck, Willy F.: Die Kunsthalle zu Mannheim
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Oldenbourg, Rudolf: Zur Kunstkritik der Tagespresse
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0411

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EDUARD MANET AUSSCHNITT AUS DER „ERSCHIESSUNG KAISER MAXIMILIANS“ (1867)

Maillol genannt werden, dessen reine plasti-
sche Größe in nicht geringem Maße Ahne
mancher neuen Schöpfung geworden ist; die
Bronzefigur einer stehenden Frau sowie die
Büste Renoirs gehören der Sammlung an.
Hiermit ist der knappe Bericht über Anlage
und Inhalt der Mannheimer Kunsthalle er-
schöpft. Mehr als vielleicht in irgendeiner
anderen Stadt ist das Museum als Ort der Auf-
bewahrung wertvoller Objekte aus seiner Iso-
liertheit herausgerissen und in einen lebendigen
Zusammenhang mit der Bevölkerung gerückt;
es ist das, was man sich gewohnt hat, als
„Mannheimer Kunstbewegung“ zu bezeichnen,
hier herangewachsen. Die Jahre vor dem Krieg
sahen diese Entwicklung auf einem stark an-
steigenden Wege. Der Krieg, der die Massen
dem Boden entwurzelte, hat mit all seinen
äußeren Hindernissen lähmend und hemmend
gewirkt. Nun, da die Zukunft eines — wenn
auch noch so harten Friedens winkt, beginnt
der Boden sich zu heben und die Schollen fan-
gen an frühlingshaft aufzubrechen. Auch in der
Zeit tiefen Elendes, das uns bevorstehen mag,
oder vielleicht gerade dann —, wird die Kunst
ihre erhebende und befreiende Bedeutung, ihre
hohe Sendung haben; nicht am wenigsten in
einem Orte, in dem sie gesammelt wurde weder
als Luxus noch als Rarität, sondern aus dem
Zusammenhang und zum Wohle des gesam-
ten Volkes.
Dr. W. F. Storck

ZUR KUNSTKRITIK
DER TAGESPRESSE
enn es wünschenswert ist, gerade die all-
täglichsten, unverrückbaren Einrichtungen
der gewohnheitsmäßigen Erstarrung und Ab-
stumpfung dadurch zu entziehen, daß man sich
von Zeit zu Zeit unbefangen über ihre Not-
wendigkeit, Grenzen und Ziele Rechenschaft
gibt, so wird die Kunstkritik der Tagespresse
einer solchen grundsätzlichen Revision um so
öfter bedürfen, als ihr eine Macht anvertraut
ist, die zu der Gleichgültigkeit, mit der sie ge-
handhabt zu werden pflegt, in keinem Ver-
hältnis steht. Der Einwand, ob die Kunst-
kritik in der Tagespresse überhaupt an ihrem
Platze sei, darf als ein unfruchtbares Bedenken
gegen notwendige Übel füglich beiseite gelassen
werden; es kann ihr nicht dadurch geholfen
werden, daß man ihr Existenzrecht anficht,
sondern nur indem man sich unverwandt ihren
reinsten Sinn und ihr höchstes Ziel vor Augen
hält: die unvergleichliche Möglichkeit, auf weite
Kreise erzieherisch zu wirken.
Es ist klar, daß der Rezensent der Tages-
presse, der unter dem Druck der aktuellen,
häufig ganz zusammenhangslosen Erscheinungen
schreibt, auf ein milderes Urteil Anspruch hat,
als der Essayist oder jeder Autor, der sich mit
Muße über den Gegenstand seiner Wahl syste-
matisch verbreiten kann. Ein Fehlgreifen im
Einzelnen wird ihm gerne nachgesehen, man


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