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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Oldenbourg, Rudolf: Nationale Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0077

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NATIONALE KUNST

Es hat der tiefen Gegensätze nicht bedurft,
in denen uns der Völkerkrieg seit vier Jah-
ren immer schärfer von den anderen Nationen
Europas abtrennt, um den ausländischen Ein-
fluß der letzten zwei Dezennien auf die deutsche
Kunst, sowie die internationale Sammelpolitik
unserer Museen als zersetzende Kräfte inner-
halb des nationalen Kunstlebens in Verdacht zu
bringen. Wer sich den freien Blick nicht durch
chauvinistische Vorurteile trüben ließ, konnte
zwar nie verkennen, daß der lebhaften Auf-
nahme fremder Elemente, der durch das Stu-
dium unserer Künstler im Ausland, durch den Im-
port fremder, namentlich französischer Kunst-
werke und durch teilweise vorzügliche kunst-
literarische Leistungen zum Ausdruck kam,

nichts anderes bedeutete, als die Aufnahme fri-
scher Nahrung, deren jeder gesunde, aufblühende
Organismus bedarf, und von der er zu seiner
Zeit ausscheidet, was sich auf die Dauer mit
seinem Wesen nicht vereinbart.
Als Modetorheit wäre die Fremdtümelei nicht
zu fürchten gewesen, denn jede Mode schlägt
bald in ihr eigenes Extrem um. Diese hartnäk-
kige, gerade bei den Besten (Liebermann, Uhde
u. a.) immer wieder greifbare Neigung zur fran-
zösischen Malerei erwies sich vielmehr als ein
elementares Bedürfnis der deutschen Kunst,
dessen Befriedigung oder Unterbindung gar
nicht in der Willkür eines einzelnen lag und
durch keine theoretischen Auseinandersetzun-
gen eingedämmt werden konnte. In der Tat ist


EDUARD VON GEBHARDT HEILUNG VON PETRI SCHWIEGERMUTTER
Große Berlinei Kunstausstellung, Düsseldorf

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