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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Rümann, Arthur: Arthur von Ramberg: (zum hundertsten Geburtstag)
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0471

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M.
. yV-,

4

ARTHUR VON RAMBERG

wieder bewundern
können; mit selte-
nem Glück lebte sich
der Künstler in die
jeweilige Zeit hinein
und erfaßte den ge-
gebenen Stoff mit
Klugheit und Innig-
keit. — 1860 folg-
te Ramberg einem
ehrenvollen Ruf
nach Weimar als
Lehrer an die dor-
tige neugegründete
Kunstschule; aber
dem gesellschaftli-
chen Rahmen dort
konnte er nicht Ge-
schmack genug ab-
gewinnen, um sich
dieser Ehre so recht
zu freuen; ebenso
waren die künstle-
rischen Anregun-
gen in Weimar zu
gering. So freute
ihn der große Erfolg seiner Riesenleinwand
bei ihrer Ausstellung in München insoferne
doppelt, als er 1866 seine Berufung an die
Münchener Akademie nach sich zog. Waren
es in Weimar Namen wie Lenbach und Gus-
sow, die als Schüler in Rambergs Atelier tra-
ten, so zählt die Reihe der Münchener Schüler
ebenso klingende Namen: Leibi, Albert Keller,
Hirth du Frenes, Schieder, Watter mögen hier
nur genannt sein. Ramberg muß gerade als
Lehrer etwas Gewinnendes gehabt haben, weil
er menschlich eine so vornehme, künstlerisch
fühlende Natur gewesen ist. Es wird einmal eine
sehr lohnende Aufgabe sein, den Einfluß Ram-
bergs auf die Münchener Schule dem Pilotys
gegenüberzustellen. Muther betont ihn sehr stark,
indem er sagt: „Rudolf Hirth, der durch seine
Hopfenlese Aufsehen machte, Albert Keller,
der geschmackvolle Maler des High-life, Karl
Haider, der gewissenhaft ehrliche, altmeisterlich
energische Feinmaler und Wilhelm Leibi gingen
aus seiner, nicht aus Pilotys Schule hervor.“
Die Verschmelzung des vornehm heiteren,
chevaleresken Menschen mit dem soliden, hoch-
entwickelten Künstler schien jedermann an
Ramberg anzuziehen. In München vollendete
Ramberg für Cotta den Zyklus „Hermann und
Dorothea“, der Erfolg war außerordentlich.
Pecht schreibt, daß die Illustrationen bei ihrer
Publikation durch Grote in Berlin wahrhaft
epochemachend wirkten, so daß sich außer den
Schwindschen Werken dieser Art keines solcher

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einstimmigen Be-
wunderung bei den
Kennern, wie gren-
zenloser Popularität
bei der Masse des
Publikums rühmen
kann. In der Tat, der
Erfolg ist gerecht-
fertigt, die acht gro-
ßen Blätter sind von
einer erstaunlichen
Frische und deut-
schen Kernhaftig-
keit, vornehm und
doch warm empfun-
den. Es ist nicht zu-
viel gesagt, wenn
man Rambergs
Kompositionen der
Dichtung kongenial
nennt, denn sie sind
ganz aus dem Goe-
theschenGeist gebo-
ren und mit dersel-
ben Kraft und Ur-
sprünglichkeit dar-
gestellt wie die Verse des unvergänglichen Epos.
Eine Reihe von Bildern aus dem Gesellschafts-
leben haben ihren Ursprung in dieser Zeit der
ausklingenden sechziger und beginnenden sieb-
ziger Jahre. Leider haben manche davon den
Beigeschmack der guten Stube, vielleicht aber
haben sie ihn erst durch ihre Popularität be-
kommen; in ihnen spricht die Zeit zuviel mit,
der eben fast jeder seine Konzessionen machen
mußte. Man freute sich damals über die flotte
Leichtigkeit, über das Anekdotenhafte in ihnen;
heute langweilen sie, weil eben das „Was“ das
„Wie“ überwiegt. Über einen zweiten größeren
Auftrag, für Vossens „Luise“ Illustrationen in
der Art von „Hermann und Dorothea“ zu machen,
ereilte den Künstler am 5. Februar 1875; der Tod.
Die Münchener Künstlerschaft, das Publikum, ja
sogar die Kritik umstanden trauernd die Bahre.
Aber er wurde doch vergessen, und unserer
heutigen Generation erst, nach fast einem halben
Jahrhundert, ist es vergönnt, seine Kunst wieder
ans Licht zu ziehen zu Freude und Nutzen
vieler. Ramberg war keiner der Größten, wie
man in zeitgenössischen Kritiken,Nekrologen usw.
manchmal lesen kann, aber sein Name wird bei
weniger vergeßlichen Generationen stets seinen
guten Klang bewahren; dafür hat er als Maler,
als Lehrer und als Mensch fruchtbar genug
gewirkt. Eine Ausstellung seiner Werke im
Münchener Kunstverein, der eine solche seiner
Schule folgen soll, werden dies zu beweisen haben.
Dr. Arthur Rümann

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Verantwortlicher Schriftleiter: P. KIRCHGRABER, München. Druck und Verlag: F. BRUCKMANN A.G., München
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